Licht spielt von jeher eine zentrale Rolle in der Kunst. Angefangen bei den Kathedralenfenstern über fotografische Techniken und Film, Moholy-Nagys Licht-Raum-Modulator, die Lichtorgeln des Bauhauses, Lichtkunst aus Kunstlicht bis hin zu aktuellen Medienkunstwerken. Licht kann auch Stoff für eine dreidimensionale Abbildung sein, als bildhauerisches Medium, eine Aufzeichnung von Raum mittels Licht – möglich durch die Holografie. Ein Hologramm zeichnet die Verteilung des Lichts auf, das von einem Objekt reflektiert wird. Und bei erneuter Beleuchtung ist es in der Lage, das dreidimensionale Bild des Objekts wieder abzubilden. Hologramme sind also Plastiken – realisiert und reproduziert mit Licht.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Der amerikanische Konzeptkünstler Bruce Nauman, der neben seinem Master in Kunst auch einen Bachelor in Physik und Mathematik abgelegt hat, erkannte bereits 1968 die Möglichkeiten der damals neuen Technologie. Er entschied, das Hologramm als hyperrealistisches Porträtmedium einzusetzen. Die Hologramm-Serie der Performance «Making Faces» überzeugt durch die monochrome Stofflichkeit der Haut ebenso wie durch den eingefrorenen Ausdruck der Grimassen Naumans. Auch andere namhafte Künstler wie Salvador Dalí oder der Schweizer David Weiss bedienten sich des Mediums.

Dennis Gábor entwickelte 1947 das Prinzip der Holografie, 1971 erhielt er dafür den Nobelpreis. Für ihn stellte die Holografie die Öffnung der Abbildung zur dritten Dimension dar. Es war seine Hoffnung, dass Künstler das Verfahren nutzen würden, um neue Ausdrucksmittel zu schaffen, die durch die «Verbindung zwischen der Kunst und der modernen Wissenschaft und Technologie möglich werden».

Einige Holografen schufen Arbeiten, die in der Philosophie und in der Umsetzung als die Optimierung bestehender lichtkinetischer Projekte und Utopien gesehen werden können. Sie basieren auf Ideen aus den 1920er-Jahren, die von Raoul Hausmann oder László Moholy-Nagy entwickelt wurden. Die Holografen traten das Erbe der frühen Lichtkünstler an, sie erstellten Bewegungsstudien des reinen Lichts oder liessen mehrere Lichtobjekte sich durchdringend am gleichen Ort erscheinen – Techniken, die nur mit holografischen Verfahren aufgezeichnet werden können. Die physikalischen Grundlagen der Natur des Lichts werden zum Motiv des Kunstwerks. Gezeigt werden die Wellenlänge (Farbe), die Beugung, die Reflektion oder die Interferenz. Visuelle Klarheit, Lichtintensität und kräftige Farben gehören zu den Qualitäten des Hologramms.

Das Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM) bringt ab dem 5. Juli historische Hologramme ans Licht, die seit der Karlsruher Ausstellung Holomedia 1986 nicht öffentlich zu sehen waren. Darunter befinden sich Werke von Rudie Berkhout, Rubén Núñez, Dieter Jung, Sam Moree, Dan Schweitzer, kunsttechnologische Besonderheiten wie die Integralhologramme der Multiplex Company oder Rick Silbermanns Schatten-Hologramme, die völlig losgelöst von jeglicher Materialität durch die Abwesenheit von Licht entstehen.

Höhepunkt der ZKM-Sammlung ist das Laserhologramm «Diver» von McDonell Douglas aus dem Jahr 1972. Ein grüner 532nm-Laser beleuchtet rückseitig den Hologrammträger, durch den der Betrachter aus verschiedenen Blickwinkeln auf eine detailreiche dreidimensionale Unterwasserszene mit Schiffswrack, Tauchern und archäologischen Fundstücken blicken kann. Allein der Anblick dieser besonderen Arbeit mit unglaublichen sechs Metern Raumtiefe ist eine Reise nach Karlsruhe wert.

Im Kunstmarkt sind Hologramme eher eine Randerscheinung. Meist gehen sie direkt vom Künstler zum Sammler, oft handelt es sich auch um Auftragsarbeiten. Bei Interesse für Werke von jungen Holografen lohnt sich eine Anfrage an der Kunsthochschule für Medien in Köln, der einzigen verbliebenen Ausbildungsstätte für Holografen mit künstlerischen Ambitionen. Von Holografie-Studios angebotene Werke haben dagegen eher dekorativen Wert.