Ob Designermöbel aus dem letzten Jahrhundert, Kleidung, Accessoires begehrter Brands oder Schmuck von Nobelmarken – seit Beginn der 2000er-Jahre liegt Vintage wieder so richtig im Trend. Und was aus einer besonders gesuchten Epoche stammt, einen hohen Wiedererkennungswert aufweist und in einer limitierten Edition produziert wurde, erzielt auf Auktionen mittlerweile schwindelerregende Preise.
«Immer neue Dinge müssen her», so das Credo unserer Konsumkultur. Gegen diesen Anspruch begann sich ab den 1970er-Jahren die Vintage-Strömung zu formieren. Mittlerweile hat dieser Trend breite Kreise und Teile der Massenproduktion erfasst. Der Frage, warum Dinge neuerdings alt und gebraucht sein – oder zumindest so aussehen – dürfen, widmet das Museum für Gestaltung in Zürich eine ganze Ausstellung.
Vintage steht für die Wertsteigerung, die ein Objekt durch Alterung, Selektion und Verknappung erfährt – selbst wenn diese künstlich herbeigeführt sind. Der Begriff steht aber auch für einen ungezwungenen Umgang mit Geschichte und dem Mixen von Stilen. Gegenstände mit einer Patina zeugen von einer bewegten Vergangenheit und stilisieren das (Massen-)Produkt zum Unikat. Im Gegensatz dazu wirkt nichts so uncool wie ein Komplettlook aus makellosem, neuem Design. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Kleider, Accessoires oder Designermöbel handelt.
In einer zunehmend globalisierten und anonymisierten Welt verbreiten Vintage-Objekte Nostalgie und garantieren Authentizität. Das Prinzip Vintage ist allerdings ein komplexes System mit beträchtlichem kreativem und wirtschaftlichem Potenzial. Die Ausstellung beleuchtet die unterschiedlichen und teilweise widersprüchlichen Facetten dieses Phänomens. Sie zeigt rare Sammlerstücke, ebenso wie künstlich gealterte Objekte aus industrieller Produktion, Retro-Modelle und brandneues Design aus dem Luxussektor. Dabei steht auch unsere Sehnsucht nach Objekten mit einer Vergangenheit im Fokus: Wieso kaufen wir Jeans, die so aussehen, als hätte sie ein Farmer im Mittleren Westen jahrelang getragen? Was gefällt uns an handwerklich aufwendig patinierten Möbeln im Stil des «Shabby Chic»?
Die Ausstellung präsentiert rund hundert herausragende Vintage-Stücke aus der Welt der Mode, des Möbel- und Produktdesigns. Sie erzählt von der Faszination, die von Secondhand-Ware ausgeht, hinterfragt, was ein Original und dessen Aura ausmacht, oder zeigt die Mechanismen der Retro-Welle von Sportbekleidung der 1960er-Jahre auf, die in den 1980er-Jahren im grossen Stil um sich griff.
Unter den Objekten, die eine Philosophie transportieren, sind vor allem alte Designermöbel mittlerweile in die Region von Kunstobjekten aufgestiegen. Herausragende Stücke haben auf Auktionen die Millionengrenze längst hinter sich gelassen. Doch auch Sammlern mit bescheidenerem Budget bieten sich immer wieder interessante Gelegenheiten zum Kauf. So etwa am «Salon für Vintage Möbel», der am 30. November/1. Dezember im grossen Vortragssaal des Zürcher Kunsthauses durchgeführt wird. Rund zwei Dutzend Galeristen und Vintage-Möbelläden aus dem In- und Ausland (Schweiz, Deutschland, Frankreich, Belgien und Holland) zeigen und verkaufen Klassiker der 1920er- bis 1980er-Jahre.
Wer nicht in erster Linie auf Alter und Vergangenheit Wert legt, jedoch originelle Entwürfe und den direkten Kontakt zu den Designern schätzt, kann sich auf der internationalen Designmesse «blickfang» inspirieren lassen. Dort präsentieren Designer aus den Bereichen Möbel, Mode und Schmuck vom 22. bis 24. November im Zürcher Kongresshaus ihre neuesten Kreationen.Katrin Bachofen
- Ausstellung «Vintage», Museum für Gestaltung Zürich, bis 6.4.2014
- Salon für Vintage Möbel, Kunsthaus Zürich, 30.11./1.12.2013
- Designmesse blickfang Zürich, Kongresshaus Zürich, 22.–24.11.2013.