Harold Hamm ist einer der reichsten Männer Amerikas. Der 68-Jährige hat Milliarden im Ölgeschäft verdient und war Energieberater des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney. Doch nun wird seine Erfolgsgeschichte umgeschrieben und sein Licht unter den Scheffel gestellt - und das ist durchaus in Hamms Interesse. Denn ihm droht die teuerste Scheidung in der US-Geschichte.

Rechtsexperten zufolge könnten seiner Noch-Frau Sue Ann etwa drei Milliarden Dollar zugesprochen werden. Einen Ehevertrag gibt es nicht. Hamms Problem ist das Scheidungsrecht des Bundesstaates Oklahoma. Dieses macht die Ansprüche der Frau davon abhängig, inwieweit die Vermögenszuwächse des Mannes auf dessen Leistung beruhen. Hamm hat daher ein grosses Interesse daran, die Expansion des von ihm geführten und kontrollierten Ölkonzerns Continental Resources eher auf günstige Marktentwicklungen zurückzuführen als auf sein eigenes Managertalent.

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Wer hat die Weichen gestellt?

«Das Unternehmen wird den Einfluss Hamms nun womöglich als weniger wichtig darstellen als zuvor», sagte Scheidungsexperte Ilan Hirschfeld von der Beratungsfirma Marcum LLP. Er ist selbst nicht in den Fall involviert. Reuters-Recherchen ergaben, dass Continental tatsächlich offenbar Schritte in diese Richtung unternommen hat. Ein Vergleich der aktuellen Internetseite des Unternehmens mit einer früheren Version lässt 18 Änderungen erkennen.

Eine betrifft etwa eine wichtige Weichenstellung in der Firmengeschichte. Die Verlagerung des Förderschwerpunkts von Gas auf Öl erwies sich später als äusserst profitträchtiger Strategieschwenk. Die Continental-Website nennt nun ein Datum dafür: das Jahr 1985. Dies ist insofern von Bedeutung, als die Eheleute erst 1988 heirateten und Sue Ann demzufolge keinen Anspruch hat, an den Ergebnissen der Entscheidung teilzuhaben. Eine Continental-Sprecherin wollte sich zu den Änderungen nicht äussern. Hamm selbst hatte zuletzt ausgesagt, er habe kürzlich Ungenauigkeiten auf der Internetseite entdeckt und angewiesen, diese zu ändern.

Lob aus Geschäftsbericht gestrichen

Eine bemerkenswerte Streichung zeigen die Jahresabschlüsse. Bis 2013 wurde Harold Hamm darin als «eine der treibenden Kräfte» hinter Continentals Aufstieg gepriesen, als ein Mann, der «das Unternehmen durch sein Führungsgeschick und sein kaufmännisches Urteil erfolgreich entwickelt» habe. Im Jahresabschluss 2014 tauchen diese Formulierungen nicht mehr auf.

Das Gericht muss entscheiden, wie stark Hamm selbst zum Anstieg der Continental-Aktie in den 26 Jahren der Ehe beigetragen hat. Der Magnat hält gut zwei Drittel der öffentlich gehandelten Papiere. Das Paket ist 17,2 Milliarden Dollar wert. Die 58-jährige Sue Ann könnte für Harold ein harter Brocken werden, denn sie kennt sich aus: Sue Ann arbeitete früher als Anwältin. Für Continental.

(reuters/ccr)