Fast 14 Jahre nach den Terroranschlägen können New Yorker und Besucher bald wieder auch von Downtown aus abgrundtiefe Blicke auf Manhattan werfen: Am Freitag kommender Woche eröffnet die Aussichtsplattform des neuen World Trade Centers.
Das One World Observatory bietet ein grandioses Panorama, symbolisiert nach Ansicht vieler New Yorker aber auch die Kämpfernatur ihrer Stadt. Schon im ersten Jahr rechnen die Betreiber mit drei bis vier Millionen Besucherinnen und Besuchern.
Atemberaubender 360-Grad-Blick
Aus gut 380 Metern Höhe erwartet sie ein atemberaubender 360-Grad-Blick über den Central Park im Norden, die Brooklyn Bridge im Osten, die Freiheitsstatue im Süden und New Jersey im Westen. Die Plattform umfasst die Stockwerke 100, 101 und 102 des Glasturms, der als One World Trade Center auf dem Gelände der am 11. September 2001 zerstörten Zwillingstürme des alten Welthandelszentrums errichtet wurde.
«Wir sind zu hundert Prozent wieder da», betonte Stadtpräsident Bill de Blasio diese Woche stolz in einer CBS-Sondersendung von der Aussichtsplattform. «Es ist ein grosser Augenblick, und es zeigt, dass wir ein für alle Mal einen Schlussstrich gezogen, und diejenigen, die uns angreifen wollten, erneut besiegt haben.»
Das höchste Bürogebäude der westlichen Hemisphäre
Der auch als Freedom Tower (Freiheitsturm) bezeichnete Wolkenkratzer ist mit 541 Metern das höchste Bürogebäude der westlichen Hemisphäre. Ende 2013 wurde er fertig gestellt, im vergangenen Jahr zogen die ersten Mieter ein.
Bei günstigen Wetterverhältnissen können die Besucher der Panoramaetagen bis zu 80 Kilometer weit sehen, wie David Checketts von der Betreiberfirma Legends betont: «An einem klaren Tag beginnt man, die Erdkrümmung zu entdecken.»
Mit diesem Blick hatten viele nach den Anschlägen nicht mehr gerechnet - nach den Worten von Checketts steht der Freedom Tower denn auch für den Überlebenswillen der Metropole: «Der Wiederaufbau des zerstörten Gebiets in Downtown Manhattan gibt einem wirklich das Gefühl, dass New York wieder da ist.»
Informative Liftfahrt
Schon der Liftfahrt zum Besucherdeck ist eine Attraktion: Für die Fahrt in den 102. Stock braucht der auch mit Schweizer Technik ausgestattete Lift ganze 47 Sekunden.
Während der Fahrt sehen Gäste im Zeitraffer auf LED-Bildschirmen die Entwicklung der Stadt von den Sümpfen des 16. Jahrhunderts bis heute. Das alte World Trade Center taucht dabei nur kurz auf. Im 102. Stock präsentiert dann ein zweiminütiger 3-D-Film die Vielfalt der Stadt, dann endlich ist der Blick frei für das reale Manhattan.
In der 101. Etage sind Restaurants und ein Café untergebracht. Schwindelfreie wagen sich auf ein Sky Portal - eine gut vier Meter breite Scheibe mit Live-Aufnahmen von den Strassen darunter. Alle Besucher müssen gründliche Sicherheitschecks über sich ergehen lassen. «Es ist vielleicht das stabilste und sicherste Gebäude der Welt», sagt Checketts.
Das One World Observatory konkurriert mit zwei anderen beliebten Aussichtsplattformen in der Stadt: Das Panoramadeck des Empire State Building hatte im vergangenen Jahr mehr als drei Millionen Gäste und bleibt bis 2.00 Uhr nachts offen. Und 2,5 Millionen Besucher genossen vergangenes Jahr bis Mitternacht den Blick vom Rockefeller Center.
Vierköpfige Familie zahlt 116 Dollar
Die neue Aussichtsplattform ist an allen Tagen geöffnet, im Sommerhalbjahr von 9.00 Uhr bis Mitternacht, im Winterhalbjahr bis 20 Uhr. Der Besuch kostet 32 Dollar für Erwachsene, 30 für Senioren und 26 für Kinder. Damit sind die Preise gleich teuer wie jene des Empire State Buildings. Freien Eintritt ins neue Gebäude haben die Angehörigen der Opfer sowie Ersthelfer der Anschläge.
Insgesamt starben 2753 Menschen, als Al-Kaida-Terroristen am 11. September 2001 zwei entführte Passagierflugzeuge in die Zwillingstürme lenkten.
(sda/ccr)
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