Wenn Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner mal wieder über die «Geierfonds» herzieht, ist in erster Linie ein Mann gemeint. Paul Singer, Jahrgang 1944, Amerikaner und Milliardär. Er liegt seit Jahren im Clinch mit der Regierung in Buenos Aires.

Singer gilt als extrem erfolgreicher Spekulant und Visionär, der die Finanzkrise als einer der Ersten kommen sah. Kein Wunder – beschäftigt er sich doch hauptberuflich mit Krisen und lebt durch seine sogenannten «Vulture Funds» Elliott und NML gewissermassen von ihnen. Seine Strategie ist ebenso einfach wie erfolgreich: Singer investiert in Länder und Firmen mit Schulden und Restrukturierungsbedarf. Diese werden unter Druck gesetzt, bis die Rendite stimmt und sonst verklagt.

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Argentinien ist selbst schuld

Zu Argentiniens Pech hat sich Paul Singer 2001 auch Obligationen des südamerikanischen Krisenlandes gekauft. Seine Hedgefonds verweigerten die Umschuldungen von 2001 und 2005 und fordern den gesamten Betrag zurück. Argentinien sei selbst schuld, sagte Singer in einem seiner raren Interviews gemäss der deutschen ARD: «Eine verheerende Steuerpolitik. Und dann legt sich das Land auch noch mit grossen Konzernen an».

Paul Singers Investition von 49 Millionen Dollar ist inzwischen 800 Millionen wert. Und dieses Geld soll der argentinische Staat nun laut einem New Yorker Gerichtsurteil zurückzahlen, bevor die anderen Gläubiger bedient werden dürfen. Singers Kampf gegen Argentinien ist längst eine persönliche Angelegenheit geworden. 2012 etwa liess Singers NML das Flaggschiff der argentinischen Marine in Ghana als Pfand festsetzen.

«In den Fängen des Geiers»

Wer sich mit Singer einlässt muss sich indes nicht über solche Massnahmen wundern. Laut CNN war der Finanzspekulant an fast allen grossen Restrukturierungsprogrammen der letzten Jahre beteiligt. Ob Firmen wie Chrysler oder Staaten wie Peru und Argentinien, Singers Fonds «kämpfen mit harten Bandagen um den Gewinn». Auch in der Schweiz ist Singers Elliott keine Unbekannte. 2011 versuchte der «Geierfonds» das Management des Biotechkonzerns Actelion abzusetzen – und scheiterte. Singers Einstieg in Basel schlug damals hohe Wellen. «In den Fängen des Geiers», titelte beispielsweise die «Handelszeitung».

Elliots durchschnittliche Rendite von 14 Prozent liegt höher als die Jahresrendite der meisten Indizes. Doch Singer interessiert sich nicht nur fürs Geld. Er gilt auch als einer der wichtigsten Unterstützer der amerikanischen Rechten. George W. Bush und Rudy Giuliani konnten in ihren Präsidentschaftskampagnen ebenso auf Singers Millionen zählen wie zuletzt auch Mitt Romney in seinem erfolglosen Kampf gegen Barack Obama.

Einsatz für die Homoehe

«Der böse Philanthrop», wie ihn die ARD nannte, hat jedoch auch eine andere Seite. Neben seinem Kampf gegen die Demokraten und zahlungsunfähige Staaten gilt ein grosser Teil seines Engagements der Unterstützung der Homosexuellenrechte. Singers eigener Sohn ist schwul. Über das Kommitee «American Unity PAC» versucht Singer die republikanische Partei zugunsten der Schwulen- und Lesbenehe zu beeinflussen. Das Konzept der Homoehe «passt wunderbar zu meiner Vorstellung von Freiheit», sagte Singer der «New York Times».

Argentinien hat allen Grund sich zu fürchten. Wer in der Lage ist, erzreligiöse Republikaner für die Homoehe zu begeistern, ist zu vielem fähig. Und lässt sich auch von den schrillen Tönen aus Buenos Aires kaum von seinem Weg abbringen.