Mit dem mobilen Bezahlen verhält es sich wie mit dem Drama-Helden Godot. Man redet viel darüber, aber er will einfach nicht erscheinen. In der Fläche hat sich das Bezahlen mit dem Smartphone noch nicht recht durchgesetzt. Das wollen nun einige findige Start-ups verändern. Sie versprechen Überweisungen per Handy, die so einfach und vor allem blitzschnell wie eine Kurznachricht (SMS) funktioniert.
Mit dem Peer-to-peer-Geldtransfer können die Nutzer ihre Konten verbinden und so Geld austauschen. Einen etwas anderen Weg geht der deutsch-britische Newcomer «PayFriendz». Er bietet mit seiner Handy-App eine Art elektronisches Portemonnaie an.
Beträge an Freunde überweisen
Die Kunden laden ihr «PayFriendz»-Konto auf und können dann einzelne Beträge an Freunde überweisen. Die Überweisungen funktionieren blitzschnell, weil beim Transfer keine Bank oder Kreditkartengesellschaft dazwischengeschaltet ist, sondern einfach das Geld auf dem globalen «PayFriendz»-Konto neu zugewiesen wird von einem Mitglied zum anderen.
Auch optisch erinnert das Ganze an den erfolgreichen Messaging-Dienst «WhatsApp». Kunden können ihrem Gegenüber eine Nachricht schicken und statt des mitgeschickten Fotos einfach einen bestimmten Geldbetrag anhängen. Der Dienst richtet sich an private Nutzer, die Kleinbeträge überweisen wollen.
Pro Jahr können im normalen Modus nur 2800 Euro überwiesen werden, weil sich die Kunden vor der Nutzung der App nicht mit Personalausweis identifizieren müssen und das Geldwäschegesetz keinen höheren Betrag zulässt.
Einladung per SMS
«PayFriendz» leidet unter dem berühmten Netzwerkeffekt. Ein Dienst ist umso sinnvoller und auch anziehender, je mehr Mitglieder er hat. Jedes Netzwerk braucht eine kritische Masse. Denn «WhatsApp» hat seinen Erfolg dadurch begründet, dass inzwischen fast alle mitmachen. Bei «PayFriendz» muss man jedoch seine Freunde erst per klassischer SMS einladen, um ihnen später Geld überweisen zu können.
Dafür lockt das Unternehmen mit fast unschlagbaren Konditionen. Die Überweisungen funktionieren kostenlos, allein bei Währungstransaktionen genehmigt sich das Start-up eine Umtauschgebühr. Auch das Aufladen ist gratis, selbst wenn ein Betrag von einer Kreditkarte überwiesen wird.
Andere Anbieter nehmen hier eine Gebühr, «PayFriendz» übernimmt für die Kunden die Kosten der grossen Kartengesellschaften. Die Risiken der elektronischen Geldbörse scheinen überschaubar. Das persönliche Handy-Geld wird im Hintergrund bei der Bank of Scotland deponiert.
Allerdings muss es zunächst auf das Konto der «PayFriendz»-Mutter Payango GmbH überwiesen werden, die ihrerseits dann die Euro oder Dollar zur Bank of Scotland weiterleitet. Theoretisch kann während dieses Prozesses die GmbH scheitern, dann wäre das Geld vermutlich weg.
Netzwerk noch klein
Fazit: Das Handy-Portemonnaie von «PayFriendz« besticht durch seine einfache Handhabbarkeit und die günstigen Konditionen. Allerdings ist das Netzwerk noch sehr klein und damit der Einsatz nur eingeschränkt möglich.
Auch ist längst nicht klar, wer im globalen Wettbewerb um das mobile Bezahlen das Rennen machen wird und wie lange «PayFriendz« die Aufladegebühren subventionieren kann. Da die Risiken für die Kunden aber gering sind, lohnt es sich vor allem für Trendsetter, die ihren Freunden auch technisch immer ein Stück voraus sein wollen.
Dieser Artikel ist zuerst in unserer Schwester-Publikation «Die Welt» erschienen.