Der Schauplatz ist perfekt gewählt: ein mächtiger Bauernhof im idyllischen Winzerdorf Russin. Einmal im Jahr treffen sich Uno-Botschafter und Diplomaten an der Fête des Ambassadeurs im Genfer Winzerdorf. Im Garten unter einem schneeweissen Zeltdach hat Genfs Starkoch Philippe Chevrier von der «Domaine de Châteauvieux» ein ländlich raffiniertes Buffet auffahren lassen. Auf dem Vorplatz steht er: der Peugeot 607 2.7 V6.

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Der 607 ist trotz langen Überhängen eine elegante Erscheinung und macht in den Rebbergen von Dardagny eine passable Figur. Viel wurde äusserlich nicht verändert, doch die feinen Retuschen haben eine grosse Wirkung. Der Peugeot 607 verkörpert die komfortable Reiselimousine in ihrer klassischen Form. Gut geformte Ledersitze sorgen für genügend Seitenhalt. Die Bedienung der Instrumente ist nicht so leicht verständlich wie bei den Konkurrenten von östlich des Rheins. So sind die Bedienelemente für die Menüsteuerung, die Audio- und die Telefonanlage zu klein. Mit der Zeit gewöhnt man sich zwar daran, während der Fahrt sollten die Knöpfe aber nicht bedient werden. Die Eingabe einer Adresse ins Navigationssystem erfordert so viel Aufmerksamkeit, dass man zu stark vom Verkehrsgeschehen abgelenkt wird, was nicht im Sinn der Sicherheit ist.

Was der Vielfahrer an diesem Wagen am meisten schätzen wird, ist mit Sicherheit der herausragende Fahrkomfort. Souveräne Fahrwerke haben bei Peugeot ja Tradition. Auch diese feudale Limousine verleitet daher eher zum gemächlichen Dahinrollen als zu gehetzter oder sportlicher Fahrweise. Federung und Dämpfung sind mustergültig. Die Lenkung ist sehr leichtgängig und direkt, arbeitet jedoch präzise.

Im Interieur haben sich die Franzosen Mühe gegeben, an die deutsche Konkurrenz aufzuschliessen. Echtes Wurzelholz sorgt für einen Hauch von Luxus. Dennoch kommt Peugeot nicht ganz an Audi oder BMW heran. Jaguar hat es ja beispielsweise geschafft, ihren Wagen eine sehr eigene, britische Identität im Innenbereich zu geben. Beim 607 vermisse ich etwas von dieser Exklusivität, vom französischen Luxus, als Antwort auf die deutsche Dominanz im Oberklassensegment. Ich hätte mir gerne einen 607 mit einer Lederausstattung ausliefern lassen, wie sie Hermès für ihre Reitutensilien verwendet. Oder mit der dazu passenden Decke für die Rückbank. Oder mit einem von Louis Vuitton entworfenen Gepäckraum. Oder einem verchromten Knauf von Dior auf der Automatikschaltung.

Im praktischen Nutzen ist der 607 ebenfalls gelungen. Der Wagen bietet viel Platz im Innern. Die Passagiere hinten geniessen viel Beinfreiheit. Ein elektrisch bedienbares Rollo schützt vor ungewollter Sonneneinstrahlung. Der riesige Kofferraum ist dank der – elektrisch! – weit öffnenden Heckklappe gut zugänglich und dank Netzabtrennung auch gut bedienbar.

Das 2,7-Liter-V6-Dieseltriebwerk wird nur zusammen mit der Sechsgangautomatik angeboten. Der französische Autobauer rüstet alle seine Dieselmodelle serienmässig mit Partikelfiltern aus (dafür steht das Kürzel FAP). Der Dieselmotor ist übrigens identisch mit demjenigen, der im Jaguar S-Type zum Einsatz kommt und der mir schon beim Jaguar enorm gefallen hat. Das Auto fährt sich agil und durchzugsstark.

Peugeot hat sich dank einer Produkteoffensive in den letzten Jahren eine sehr
erfolgreiche Marktposition ergattert. Wie machen die Franzosen das nur? Ihre Ordnungspolitik erscheint noch staatsbesessener, ihre Betriebe sind noch verstaatlichter als in Deutschland, ihre Steuer- und Investitionspolitik ist nicht gerade neoliberal – und dennoch prosperieren französische Grosskonzerne, allen voran die Autokonzerne Renault und Peugeot-Citroën.

Das Überraschendste fällt beim Thema Wirtschaftlichkeit auf: Der Peugeot ist zwar vernünftig im Anschaffungspreis und profitiert in einem Full-Service-Leasing über vier Jahre stark vom Servicepaket, das alle Kosten für die Wartung während dreier Jahre oder 100 000 Kilometern deckt. Der Franzose leidet aber (wie auch sein Copain Renault Vel Satis) am tiefen Restwert. Er schneidet im Vergleich mit deutschen Premiummarken (zum Beispiel einem BMW 525d oder einem Mercedes E 220 CDI) auf dieser Basis nur mittelmässig ab.

Fazit: Der Peugeot 607 ist ein feudales und sehr bequemes Gefährt, dass in Sachen Leistung mit den deutschen Konkurrenten mithalten kann. Die Dieseltechnologie aus Sochaux ist Spitzenklasse. Schade, dass er im Innenbereich und bezüglich der Bedienung der Kombi-Instrumente etwas an Boden verliert. Die Schwächen liegen vorwiegend beim Restwert.

Peugeot 607 2.7 V6 HDi Diesel

Antrieb: Frontantrieb
Motor: 2,7 Liter, 6 Zylinder
Leistung: 204 PS / 150 kW
Drehmoment (1): 440 Nm bei 1900 U/min
Energieeffizienz (2): C
Tankinhalt: 80 Liter

(1) Der Drehmomentverlauf in Abhängigkeit von der Drehzahl ist massgebend für die Motorelastizität (Durchzugskraft) sowie für das Beschleunigungs- und das Steigvermögen eines Autos.

(2) Neu ist seit 2003 die Angabe der Energieeffizienz für Personenwagen, eingeteilt in Kategorien von A bis G, wobei A für energieeffizient und G für energieineffizient steht. Die Kategorie wird ermittelt, indem der Treibstoff-Normverbrauch und das Leergewicht in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden.

Beat Imwinkelried (38) ist Delegierter des Verwaltungsrates und Geschäftsführer der Auto-Interleasing AG in Basel, VR-Delegierter der EFL Autoleasing in Winterthur sowie Gründungspartner der AIL Structured Finance in Zürich.