Wirtschaftsführer sehen sich gern als «Kapitäne», die «auf der Kommandobrücke» stehen, je nach Bedarf «Volldampf» geben oder «das Steuer herumreissen», um in «ruhigere Gewässer zu segeln». Ernesto Bertarelli, CEO des Genfer Pharma- und Biotechunternehmens Serono International, macht all das nicht nur im übertragenen Sinn. Derzeit segelt er in Neuseeland mit seinem «Alinghi»-Team von Sieg zu Sieg, versetzt die internationale Sportwelt in freudige Aufregung und steht im Final des America’s Cup.
Noch nie hat es ein Schweizer Team in der 151 Jahre alten Geschichte dieses renommierten Segel-Cups so weit gebracht. Und während Ernesto Bertarelli sportlich auf einer Siegeswelle reitet, schaut Serono-Finanzchef Allan L. Shaw interimistisch dafür, dass zum Jahresende auch die Bilanz des Pharma- und Biotechunternehmens als Erfolg verbucht werden kann. Den CEOs von Schweizer Unternehmen wie Swisscom, Roche, Swatch Group, CS oder «Zürich» ist der segelnde Serono-Chef nicht ganz geheuer – Kommentare zu dessen Segeltörns sind aus diesen Kreisen auf Anfrage keine erhältlich. Anders Bruno Marazzi, Inhaber der Marazzi Generalunternehmungen in Muri BE. Er steht seit Jahren auf Segelschiffen: Zusammen mit seinen beiden Söhnen Flavio und Renato Marazzi holte er im Juli 2002 in Helsinki auf seinem Boot SUI 206 «Ali Baba» den 5,5-Meter-Weltmeistertitel.
BILANZ: Bruno Marazzi, was halten Sie von den sportlichen Erfolgen des Serono-Managers Ernesto Bertarelli?
Bruno Marazzi: Phänomenal. Ich finde das, was Ernesto Bertarelli mit seinem Team schafft, phänomenal. Sein Erfolg basiert nicht zuletzt darauf, dass er aus seinen guten einzelnen Leuten ein Team zusammenschweissen konnte. Die anderen Mannschaften sind eine Gruppe von guten Einzelfiguren geblieben.
Speziell ist, dass Bertarelli zugleich CEO eines grossen Unternehmens ist. Wäre für Sie ein ähnliches Engagement als Firmenchef vorstellbar?
Nein, für mich wäre das nicht vorstellbar. In unserer Branche kann man eine Woche wegbleiben, zehn Tage, mehr nicht. Aber eben: Ich finde es sehr gut, dass Herr Bertarelli das macht.
Aber die Weltmeisterschaft in Helsinki …
… ist nicht mit dem America’s Cup vergleichbar. Die WM in Helsinki war eine andere Klasse, die weniger zeitlichen Aufwand erfordert. Und es waren vor allem meine Söhne, die von ihrem Olympia-Einsatz in Sydney her gut trainiert waren und das Schiff zum Sieg führten. Mein Anteil bewegte sich vielleicht bei 20 Prozent.
Wie beurteilen Sie die Erfolge des «Managers als Sportler» als Imageträger – für die Schweiz und die Wirtschaft?
Ein Unternehmen wie der America’s Cup braucht explizit Managerqualitäten – davon profitiert Ernesto Bertarelli. Ich bin überzeugt, dass diese Erfolge für unser ganzes Land positiv wirken. Gerade in der heutigen Gesellschaft ist der internationale Mannschaftssport wichtig – er wirkt verbindend.
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