Beim Vermögensverwalter Julius Bär kommt es im September zum Wechsel an der Unternehmensspitze. Seit längerem brodelte die Gerüchteküche, wer Nachfolger von CEO Bernhard Hodler werden könnte. Geschafft hat es nun mit Philipp Rickenbacher einer aus den eigenen Reihen.
Hodler tritt Ende August zurück und scheidet aus der Geschäftsleitung aus. Dabei hatte der frühere Risikochef den Chefposten bei der Privatbanken-Gruppe erst im November 2017 übernommen, nachdem der damalige CEO Boris Collardi die Bank überraschend verlassen und zur Genfer Pictet-Gruppe gewechselt hatte.
Rickenbacher, derzeit noch Leiter des Intermediär-Geschäfts, soll Anfang September «nahtlos» übernehmen. Hodler werde ihn jedoch für einen reibungslosen Übergang noch bis ins nächste Jahr hinein unterstützen, teilte Julius Bär am Montag mit.
Wilde Spekulationen
Seit längerer Zeit hatte es Gerüchte gegeben, dass Hodler ersetzt werden soll, was Julius Bär selbst letztendlich auch bestätigte. Unter Einbezug eines Headhunters werde ein Nachfolger gesucht, hiess es Ende Mai.
Verschiedene Namen fielen: Als aussichtsreicher externer Kandidat für den Bär-Chefposten wurde in Medienberichten Iqbal Khan gehandelt, der erst vergangene Woche als Chef des internationalen Vermögensverwaltung bei der Credit Suisse zurücktrat. Weitere Namen von Grossbanken-Managern wurden genannt, darunter Christine Novakovic, Josef Stadler oder Sabine Keller-Busse von der UBS.
Mit Blick auf die internen Kandidaten hatte indes etwa Bloomberg geschrieben, dass Yves Robert-Charrue, Leiter des Europa-Geschäft bei Bär, die besten Aussichten habe. Rickenbacher zählte jedoch auch als Kandidat.
Der Verwaltungsrat habe sorgfältig interne und externe Kandidaten bewertet, sagte Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher am Montag zu Journalisten. Und er sei stolz, dass es mehrere interne Kandidaten gegeben habe.
Mit der Kultur vertraut
Der 48-jährige Rickenbacher kam 2004 von McKinsey und arbeitet damit seit rund 15 Jahren für Julius Bär. Damit hat sich ein Eigengewächs der Bank durchgesetzt. Auch Collardi, der Julius Bär neun Jahre leitete, sowie sein Vorgänger Alex Widmer waren bereits mindestens einige Jahre im Unternehmen, bevor sie die operative Führung übernahmen.
«Er ist mit der Kultur und dem Geschäftsmodell von Julius Bär bestens vertraut und gleichzeitig bereit, die Herausforderungen der Zukunft aktiv anzugehen», sagte Lacher über Rickenbacher.
Im Auswahlverfahren konnte dieser sich durchsetzen, hat aber nun keine einfache Aufgabe vor sich. Die von Hodler initiierte Strategie solle unter ihm beschleunigt werden, heisst es. Als Herausforderungen, denen «aktiv begegnet» werden soll, nannte VRP Lacher etwa das veränderte Kundenverhalten sowie das veränderte Markt- sowie Regulierungsumfeld, mit dem sich die Bank konfrontiert sieht.
Keine einfache Aufgabe
Im vergangenen Jahr hatte Julius Bär die schwierige Marktentwicklung zu spüren bekommen und einen Rückgang der verwalteten Vermögen erlitten. Die mittelfristigen Ziele wurden leicht nach unten korrigiert, und die Bank lancierte ein Sparprogramm mit einem Abbau von rund 130 Stellen.
Immer wieder ist der Zürcher Vermögensverwalter zudem negativ in den Schlagzeilen geraten im Zusammenhang mit Korruptionsskandalen wie bei der Fifa oder rund um die venezolanische Erdölgesellschaft PDVSA. Julius Bär lancierte das «Projekt Atlas», um sämtliche Kundendossiers zu durchleuchten und sich auch von Kunden zu trennen. Die Aufarbeitung der Kundendokumentation soll Ende 2019 abgeschlossen werden.
Für ein detailliertes Strategie-Update sei es zu diesem Zeitpunkt noch zu früh, sagte Lacher derweil am Montag. Und an den finanziellen Zielen halte man fest. Lacher hatte erst im vergangenen April das Bär-Präsidium übernommen. Das Halbjahresergebnis 2019 präsentieren wie geplant am 22. Juli Noch-CEO Hodler und Finanzchef Dieter Enkelmann.
Hodler sei die genau richtige Person zur richtigen Zeit gewesen, kommentierte Lacher. Er habe die Transformation eingeleitet, und es sei es ihm gelungen, das Geschäft in einer herausfordernden Zeit zu stabilisieren. Nun muss aber Rickenbacher die Neuausrichtung konsequent ausführen.
(awp/ccr)