Ein Werk des spanischen Künstlers Pablo Picasso (1881–1973) aus der berühmten Sammlung der im März verstorbenen Emily Fisher Landau könnte bei einer Auktion in New York für mehr als 120 Millionen Dollar (etwa 107 Millionen Franken) in neue Hände gehen. Sollte das Gemälde diesen Preis erreichen, wäre es das zweitteuerste Picasso-Kunstwerk, das je bei einer Versteigerung verkauft worden ist.

Das 1932 entstandene Gemälde «Femme à la montre», ein Porträt seiner Geliebten Marie-Thérèse Walter, habe die Sammlerin Landau 1968 gekauft und dann viele Jahre in ihrer New Yorker Wohnung über dem Kamin hängen gehabt, teilte das für die Versteigerung zuständige Auktionshaus Sotheby’s am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit. Gegenüber «Bloomberg» sagte Landaus Tochter Candia Fisher: «Meine Mutter hat das Gemälde  geliebt, geliebt, geliebt. Wir alle hatten all die Jahre lang Freude daran.» 

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Landau besass eine der bedeutendsten Kunstsammlungen

Das Porträt «Femme à la montre» soll gemeinsam mit rund 120 anderen Werken im November versteigert werden. Insgesamt könnte die Auktion nach Schätzungen von Sotheby’s rund 400 Millionen Dollar einbringen.

Unter den Gemälden sind einige hochkarätige Werke. Für «Securing the Last Letter (Boss)» von Edward Ruscha aus dem Jahr 1964 und für ein unbetiteltes Werk von Mark Rothko aus dem Jahr 1958 hat Sotheby’s keine Schätzung publik gemacht, sondern die Werke mit «Schätzung auf Anfrage» betitelt. Andere Gemälde weisen jedoch bereits Schätzungen auf, die die Zahlungsbereitschaft des Kunstmarktes testen werden. Das Werk «Flag» von Jasper Johns aus dem Jahr 1986 gibt das Auktionshaus mit 35 bis 45 Millionen Dollar an. Ebenfalls für die Auktion vorgesehen ist ein Selbstporträt von Andy Warhol aus dem Jahr 1986, das auf 15 bis 20 Millionen Dollar geschätzt wird.

Landau hatte Ende der 1960er-Jahre nach einem Schmuckdiebstahl eine grosse Versicherungssumme bekommen und damit begonnen, Kunst zu kaufen. Über die Jahre baute sie eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen moderner Kunst auf, mit Werken unter anderem von Georgia O’Keeffe, Agnes Martin, Keith Haring, Robert Rauschenberg, Cy Twombly und Robert Mapplethorpe. Zeitweilig betrieb Landau auch ein Museum im New Yorker Stadtteil Queens.

Schafft das Picasso-Bild einen neuen Rekord?

«Wir haben immer wieder festgestellt, dass die Nachfrage nach Werken, die wirklich nur einmal im Leben zu erwerben sind, weiter steigt», sagte Brooke Lampley, die weltweite Leiterin der Kunstabteilung von Sotheby’s, gegenüber «Bloomberg» Die Werke in der Sammlung von Landau, so Lampley weiter, «waren seit fünfzig Jahren nicht mehr auf dem Markt und sind wirklich herausragende Kunstwerke.»

Insbesondere das Picasso-Werk könnte einen richtigen Bieterstreit auslösen, mutmasst Lampley. «Ich weiss, dass der Markt für Werke von Picasso aus den 1930er-Jahren nach wie vor für sehr hohe Preise sorgt. Von diesen Gemälden sind immer weniger in Privatbesitz – und die, die es sind, wollen die Eigentümerinnen und Eigentümer nicht verkaufen.» Darum rechnet sie auch damit, dass «Femme à la montre» einen neuen Rekord für dieses Jahr aufstellen wird, was den höchsten Auktionspreis für ein Gemälde angeht. «Ich gehe diese Wette ein, ohne zu zögern.»

(sda/bloomberg/mth)