Es geht die Legende, dass Richard D’Oyly Carte, der englische Theateragent, Komponist und Gründer des «Savoy» in London, 1898 seinen ersten Hotelmanager entliess, weil er angeblich den Weinkeller geplündert hatte. Dieser Mann hiess César Ritz und kam aus dem Oberwallis – sein Name ist noch heute Synonym für höchste Qualität in der Hotellerie. Aber auch das «Savoy» machte seinen Weg. Am Anfang vorerst als protzige, ostentative Nobelherberge für die Schönen und Neureichen.
Als das «Savoy» 1889 im Londoner Stadtteil City of Westminster eröffnete, war es schlicht eine Sensation. Denn als erstes europäisches Hotel verfügte es über private Bäder, fliessendes Wasser, elektronisches Licht, moderne Aufzüge und später sogar Telefone in jedem Zimmer.
Treffpunkt der Millionäre und Stars
So überrascht es nicht, dass das Traditionshaus Treffpunkt der Könige, Millionäre und Stars wurde – wie Queen Elisabeth II., Sir Winston Churchill oder Frank Sinatra, um nur einige zu nennen. An der American Bar traf sich die Prominenz, im Savoy Grill die Politik. So speiste Premier Churchill dort regelmässig mit seinem Kabinett und wurde ein gern gesehener Stammgast.
Das «Savoy» verfügt über Tausende von Erinnerungsstücken aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts und stellt einige davon im eigenen kleinen Museum aus. Die früher über Jahre eingesetzten Hotelregistrationskarten beispielsweise beinhalteten allerlei persönliche Informationen wie bevorzugte Weine und gewünschte Blumen, aber auch über bestehende Liebschaften. Wenn das Fred Astaire oder Ava Gardner gewusst hätten ...
Fast wie das alte «Dolder Grand»
Vieles hat sich seither verändert, aber das «Savoy» erstrahlt auch 126 Jahre nach seiner Geburt noch respektive erneut im vollen Glanz. Das 2010 nach einer dreijährigen Totalsanierung wiedereröffnete Luxushotel erinnert irgendwie an den Stil des früheren schönen alten «Dolder Grand» in Zürich.
London ist immer eine Kurzreise wert, und das «Savoy» darf durchaus im Zentrum solcher Trips liegen. Heute wird das elegante Haus mit seinen 268 Zimmern und Suiten von der kanadischen Hotelgruppe FHRI als Fairmont betrieben, zu der ebenfalls Swissôtel und Raffles gehören. Es wird gemunkelt, dass die Renovation des «Savoy» 220 Millionen Pfund gekostet habe, also rund 1,1 Millionen Franken pro Zimmer. Das ist zwar weniger als die Hälfte der Umbaukosten des «Dolder Grand» (dort sprach man von 440 Millionen Franken Gesamtkosten bei 173 Zimmern), aber fast genauso eindrücklich.
Ein Wochenende im Savoy
Für ein faszinierendes London-Weekend braucht es nur ein Flugticket, ein Transferarrangement und ein schönes Zimmer im «Savoy». Den Rest des Aufenthalts kann man getrost gleich unter einem Dach verbringen oder im angrenzenden Theaterbezirk Covent Garden. Zum «In-house»-Angebot gehören das Restaurant Savoy Grill, vom englischen Stargastronomen Gordon Ramsay betrieben, und zwei wunderschöne Bars (Jazz und Beaufort). Gleich neben der Hoteleinfahrt befindet sich das Savoy Theater, derzeit läuft dort das Musical Gypsy. Die kurze Hotelvorfahrt ist übrigens die einzige Strasse im Vereinigten Königreich, auf der rechts gefahren wird.
Ein Wochenende im «Savoy» ist einfach: Man bewegt sich nur vom Schlafgemach zu Gastronomiestätten und Unterhaltungsräumen – ganz ohne Touristenmassen. Wer diese dennoch erleben will, erreicht Covent Garden in 5 Gehminuten. Wobei dort ja nicht die Restaurants direkt am Marktplatz zu empfehlen sind. Wenn schon eher die etwas versteckten Lokale in den Seitenstrassen. Eine Empfehlung sei hier gerne abgegeben: Das erst letztes Jahr eröffnete «San Carlo Cicchetti» (30 Wellington Street) bietet in gemütlicher offener Atmosphäre Pizzas und Tapas an, im italienischen Stil mit Herkunft aus der Region Venedig. Ein wunderbares Erlebnis, das bestens zum Stil der gewählten Unterkunft passt. Simply Savoy.
Distanzen von den Flughäfen
London City
Etwa 8 Kilometer östlich, Taxifahrt zirka 40 Minuten.
London Heathrow
Etwa 40 Kilometer westlich, Taxifahrt zirka 60 Minuten.
London Gatwick
Etwa 56 Kilometer südlich, Taxifahrt zirka 90 Minuten.
London Luton
Etwa 80 Kilometer nördlich, Taxifahrt zirka 60 Minuten.