Wann ist ein Restaurant erfolgreich? Wenn das Konzept stimmt? Wenn Angebot und Wirt oder Wirtin zueinander passen? Wenn die Küche überdurchschnittlich gut ist? Im Falle des «Schlüssels» treffen all diese Kriterien zu. Man könnte von einem erfolgreichen Geschäftsmodell sprechen oder – viel poetischer – sagen, das Restaurant habe eine Seele.

Der Rahmen ist schlicht: ein rechteckiger Raum im Erdgeschoss eines unscheinbaren Hauses im äusseren Seefeld. Die Wände sind unten mit grauem Täfer verkleidet, oben weiss gestrichen. Grosszügige Fenster lassen eine angenehme Portion Tageslicht in den Raum. Wirt Werner Frei ist für diesen Teil des «Schlüssels» verantwortlich. Der gelernte Dekorateur ist ein Sammler, aber zum Glück einer, der seine Passion diskret zelebriert. Alte Postkarten und Fotografien hängen, sorgfältig aneinandergereiht, unter den Schiefertafeln mit dem Tagesangebot. Vis-à-vis hängt die Zeichnung eines wackeren Ruderers aus dem letzten Jahrhundert. Und über dem runden Stammtisch thront ein Leuchter mit Hirschgeweih. Freis Augenzwinkern ist subtil.

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Perfekte Ergänzung. In der Küche waltet Roman Wyss. Die beiden haben sich an ihrer letzten Arbeitsstelle im Restaurant LaSalle im Zürcher Schiffbau kennen gelernt und beschlossen, gemeinsam den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Sie passen gut zusammen – hier der wendige Frei mit seinem spektakulären Namensgedächtnis, seiner natürlichen Herzlichkeit und seinem sprudelnden Humor, da der wortkarge Wyss mit seiner stillen Leidenschaft fürs Detail, seiner Grosszügigkeit und seiner Gelassenheit.

Drei-Säulen-Küche. Auch Roman Wyss sammelt gerne: Rezepte, Ideen, Inspirationen, die er in seiner «Schlüssel»-Küche umsetzt. Seine Gerichte sind im besten Sinne des Wortes bodenständig und auf hohem Niveau gekocht. Bis auf die Sorbets ist alles selbst gemacht, das meiste mit Produkten von hier. Wyss erfindet nichts Neues – und doch schmeckt alles einmalig. Am Mittag bietet er jeweils drei Menus an, darunter oft Wähen, Hörnli mit Gehacktem oder ein Fisch-Curry. Dazu kommen jede Woche zwei, drei Spezialitäten. Die dritte Säule der Wyss-Küche sind die Klassiker, die es vor allem abends gibt: Fisch aus dem nahen See, etwa Lachsforelle an einer Kräuter-Weisswein-Sauce, oder Wyss’ persönlicher Favorit, die geschmorten Kalbsbäggli, die mein Gatte mit folgenden Worten kommentierte: «Wie zu Hause, einfach besser!» Das Gleiche gilt übrigens für die Schoggicrème.

Auch für ihre Weinkarte reisen die zwei «Schlüssel»-Herren nicht sehr weit. Aus Weiningen stammt nicht nur Werner Frei, sondern auch der Riesling×Sylvaner, der Rosé und der Barrique-Pinot-noir. Dazu gesellen sich ein Blauburgunder aus Fläsch, ein paar Italiener, Spanier und der wunderbare Châteauneuf-du-Pape Vieux Télégraphe.

  • Vorspeisen 8 bis 18.50 Franken
  • Hauptgänge 18 bis 39 Franken
  • Weine ab 5.50 Franken pro Deziliter, ab 48 Franken pro Flasche.

 

Restaurant Schlüssel
Seefeldstrasse 177
8008 Zürich
Telefon 044 422 02 46

Öffnungszeiten montags bis freitags von 11 bis 23.30 Uhr, samstags und sonntags geschlossen.