In Oberwil BL schreiten die Gäste direkt von der Hauptstrasse über einen roten Teppich ins Restaurant Viva. Damit soll wohl signalisiert werden, dass man Aussergewöhnliches erwarten darf. Nach dem Essen im kühl-eleganten Lokal mit der grossen Glasfront zum Garten hin pflichtet man schliesslich auch bei: Etwas Pomp darf sein, wenn mit derart viel Finesse und Souplesse gekocht wird. In Zürich wäre das «Viva» denn auch unter Feinschmeckern Stadtgespräch. In Basel ist es noch ein Gerücht. Am Rheinknie dauert es etwas länger, bis sich Spektakuläres herumgesprochen hat. Zur Ehrenrettung: Das «Viva» gibt es in dieser Form und unter dieser Leitung erst seit kurzem. Letzten Mai wurde es vom IT-Unternehmer Philipp Oser eröffnet, mit komplett neuer Brigade, feinstem Geschirr und Besteck sowie den schönsten und besten Weingläsern, die es gibt: jene der Linie Denk’Art von Zalto. Oser holte sich vom ungarischen Plattensee den Koch Erik Schröter. Hierzulande ein unbeschriebenes Blatt, führte der 46-jährige Mecklenburger in Ungarn das beste Restaurant des Landes. Oser lernte ihn bei einem Jugendkochwettbewerb in Budapest kennen. Knackige Frische. Erik Schröter tischt uns natürlich kein Gulasch auf. Er hat sich der hochvirtuosen klassisch-modernen Küche verschrieben, zelebriert aber auf den wunderbar angerichteten Tellern keine Achterbahnfahrt der Aromen, sondern konzentriert sich auf die Essenz des Produkts. Sein A und O sind Frische, Reinheit und Leichtigkeit. Den knackigen Langustino legt er auf eine hinreissend frische, lauwarme Auster, umgeben von einer schmackhaften Petersilienjus. Die Gänseleber ist ein Praliné in Kubusform aus Schichten von Foie gras, Quittenmousse und chiligewürzter Valrhona-Schokolade. Die Bressetaubenbrust umhüllt eine Crêpe mit Périgordtrüffel. Dazu gesellen sich Federkohl und Birnenbrioche. Der Chef beherrscht die Winterküche, freut sich aber auf den Frühling. Dann sammelt er in Wiesen und Wäldern Wildkräuter und Blüten, verarbeitet sie zu Fond und Emulsionen, zudem legt er in Biel-Benken einen zwanzig Aren grossen Kräuter- und Gemüsegarten an. Mit dem ehrgeizigen Erik Schröter hat Basel neben dem «Koch des Jahres», Peter Knogl, nun einen zweiten deutschen Koch, der noch von sich reden machen wird.
- Was man essen sollte: Die spektakulären, auf einem Wagen herangefahrenen Friandises nicht verschmähen.
- Weinempfehlung: Die Weinkarte lässt keine Wünsche offen. Für Riesling-Fans zum Beispiel der «Pechstein» von Reichsrat von Buhl (95 Franken).
- Diskretionsfaktor: Die Tische stehen wohltuend auseinander. Da lässt sich Geschäftliches wie Privates trefflich besprechen.
«Viva» Philipp Oser, Erik Schröter Hauptstrasse 41 4104 Oberwil BL Tel. 061 401 56 80 www.vivadasrestaurant.ch samstags und sonntags geschlossen, 16 «Gault Millau»-Punkte.