Der Wasserstand des Rheins steht kurz vor dem Punkt, an dem der Strom für den Transport grosser Gütermengen praktisch ausfällt - inmitten der Versuche Europas, eine massive Wirtschaftskrise abzuwenden.
Der Pegel des Flusses bei Kaub, einem wichtigen Wegpunkt für die Verschiffung von Gütern, soll bis zum Wochenende auf 47 Zentimeter sinken. Damit würde er bis auf 7 Zentimeter an die Grenze der Unbefahrbarkeit herankommen.
Einfuhr wichtiger Güter in die Schweiz in Gefahr
Europa sieht sich bereits mit der schlimmsten Energieversorgungskrise seit Jahrzehnten konfrontiert, seit Russland das Erdgas abgedreht hat und die Inflation explodiert. Jetzt kommt der Klimawandel zu den Problemen des Kontinents hinzu. Ein unpassierbarer Fluss könnte den Transport wichtiger Güter zum Stillstand bringen, während die Regierungen gegen eine Rezession ankämpfen.
Der Rhein, der sich etwa 1288 Kilometer von der Schweiz bis zur Nordsee schlängelt, ist für die Lieferung und den Export von Heizöl, Benzin, Kohle und anderen Rohstoffen unerlässlich.
«Da der Rheintransport unterbrochen ist und Alternativen wie Schiene und Strasse immer teurer werden, wird es für Deutschland und die Schweiz schwierig werden, Gasöl-/Dieselvorräte anzulegen, bevor die Temperaturen abkühlen», sagte Josh Folds, ein Ölanalyst beim Beratungsunternehmen Facts Global Energy. «Dies gilt insbesondere angesichts der Situation bei den russischen Gasöl-/Dieselimporten.»
Niedrigster Rhein-Pegel seit 2018
Am Dienstag fiel der Wasserstand in Kaub auf den niedrigsten Stand seit 2018, einem Jahr, in dem es zu weitreichenden Beeinträchtigungen für wichtige industrielle Nutzer kam. Er liegt jetzt ein wenig über 60 Zentimeter und wird nach Angaben der Wasserstrassen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes am Samstag voraussichtlich auf 47 Zentimeter sinken.
Ein Vertreter der Bundesanstalt für Gewässerkunde sagte im Juli, dass es für Lastkähne, die Rohstoffe transportieren, unwirtschaftlich wird, Kaub zu passieren, wenn der gemessene Pegel auf 40 Zentimeter oder darunter fällt.
Wichtig für Benzinversorgung der Schweiz
Die niedrigen Pegelstände beeinträchtigen bereits die Handelsströme und begrenzen die Menge an Treibstoff, die Lastkähne ins europäische Binnenland transportieren können. Die Schweiz, die den Rhein für die Einfuhr von erdölbasiertem Kraftstoff nutzt, gibt Bestände aus ihren strategischen Reserven frei.
Teile der Kraftstoffversorgung im europäischen Binnenland werden auch durch Raffinerieausfälle in Deutschland, der Tschechischen Republik und Österreich beeinträchtigt. Die Alpenrepublik gibt ebenso wie Ungarn Kraftstoff aus ihren Vorräten frei.
Laut Joseph McDonnell, einem Analysten für Ölprodukte bei Energy Aspects, wirkt sich das Niedrigwasser auf die Verschiffung einiger Komponenten aus, die zur Herstellung von Benzin für Mischungen verwendet werden. Der Transport von petrochemischen Rohstoffen wie Naphtha vom Drehkreuz Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen zu den Anlagen im Landesinneren sei ebenfalls betroffen.
(bloomberg/gku)
4 Kommentare
Da der Rhein nicht zum ersten Mal Niedrigstwasser führt (2003, 2018) sollten Alternativen wie die Bahn bereits erprobt sein.
Es fehlt in der Tat ein Hinweis auf die Alternative Eisenbahnen, DB?, SNCF?, Italien. Welche Kapazitäten haben diese und welche Mehrkosten entstehen.
Als Basler wusste ich nicht das der Rhein bis in die Nordsee fließt. Dann könnte man doch direkt nach Hamburg schwimmen!
Der Rhein fliesst in den Niederlanden, zwischen Rotterdam und Antwerpen in die Nordsee. Unter anderem als Waal.
Weit weg von Hamburg
Vielleicht sollte sich der Artikelschreiber mit Fakten beschäftigen, wie z.B. wie oft gab es Niedrigwasser im Rhein? Was passierte dann? Wie wurde reagiert?
Mit blosser Angstmacherei erreicht man garnichst, ausser die Leser driften weg.