Überraschend war die Fusion von Kaba und Dorma eigentlich nicht. Kaba-Präsident Ulrich Graf stand mit der Besitzerfamilie während dreissig Jahren in Kontakt, vor zwei Jahren begannen die Verhandlungen, Ende April verkündeten die beiden, dass sie zusammengehen wollen. Kaba-Chef Riet Cadonau (54) freute sich diebisch, dass das Vorhaben bis zum Schluss geheim blieb.
Cadonau, Oberstleutnant im Generalstab, hatte den Deal mit militärischer Präzision durchgezogen – und heimste an den Aktienmärkten grossen Beifall ein. Die Titel des Unternehmens mit Sitz in Rümlang ZH schlossen am Tag der Ankündigung neun Prozent höher. Mit der Fusion der ungefähr gleich grossen Firmen entsteht mit etwas über zwei Milliarden Franken die Nummer drei der Branche, die von Cadonau geführt werden wird. Konzernsitz bleibt Rümlang.
Die Sortimente der beiden überlappen sich nur wenig. Während Dorma auf Produkte rund um die Tür spezialisiert ist, fokussiert Kaba auf Zutritts- und Datensysteme. Die industrielle Logik bestreitet keiner. Auch in Sachen Corporate Governance legt Kaba vor. Einen Fall Sika wollte man unbedingt vermeiden. Die Vinkulierung soll aufgehoben werden, und sollte dereinst ein Käufer die Anteile im familiären Poolvertrag anvisieren, müsste er den übrigen Aktionären dasselbe Angebot unterbreiten.
Die Freunde
Cadonau ist ein bodenständiger Konzernchef. Die Klatschspalten sucht er nicht. Seine drei engsten Freunde sind keine in der Öffentlichkeit bekannten Personen. Geprägt hat Cadonau die Zeit in der Armee. Der Oberstleutnant im Generalstab a.D. ist seither mit Calvin Grieder, Chef des Industrieunternehmens Bühler, befreundet. Zusammen dienten sie im Einheitskommando unter dem ehemaligen Bank-Wegelin-Partner Konrad Hummler.
Gut kann er auch mit Ivo Furrer. Den Chef der Swiss Life Schweiz kennt er aus dessen Zeiten bei der Credit Suisse; die Grossbank war IBM-Kunde. Zu seinen Wegbegleitern zählt zudem Patrik Gisel. Der designierte Raffeisen-Chef war in seiner UBS-Zeit ebenfalls Kunde von IBM.
Auch mit Sika- und SBB-Verwaltungsrätin Monika Ribar pflegt er Kontakt. Die ehemalige Chefin des Logistikers Panalpina hat er als Vorstand der Schweizerischen Management Gesellschaft kennen gelernt. Mit Mettler-Toledo-CEO Olivier Filliol tauscht er sich regelmässig in industriellen Fragen aus. Das tut er auch ab und an mit Hans-Peter Zehnder, Präsident des Industrieunternehmens Zehnder. Gut versteht er sich auch mit Egon-Zehnder-Berater Philippe Hertig.
Martin Naville, CEO der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer (AmCham), kennt er von seiner Aufgabe in deren Board. Im Kaba-Verwaltungsrat diskutiert er mit Swissmem-Präsident Hans Hess, Adecco-Präsident Rolf Dörig oder Wirtschaftsanwalt Daniel Daeniker.
Die Gegenspieler
Cadonau bietet fast keine Angriffsfläche. Ob bei IBM, Ascom oder Kaba: Wegbegleiter attestieren ihm durchwegs gute Leistungen. Der Basler mit Bündner Wurzeln polarisiere nicht, sagt einer, der ihn bestens kennt. «Alle finden ihn nett.» Höchstens seine militärische Art, die bei seinen Auftritten hier und da durchschimmere, könne manchmal irritierend wirken. Das war es dann aber auch schon.
In der Branche hat er allerdings zwei Konkurrenten vor sich. Mit dem Zusammengehen rücken Dorma + Kaba am Umsatz gemessen an die Nummer zwei, Allegion, heran mit etwas über zwei Milliarden Franken. Die Iren werden von David «Dave» Petratis geführt. Entrückt sind hingegen die Schweden von Assa Abloy mit CEO Johan Molin. Das Unternehmen macht mehr als sechs Milliarden Franken Umsatz. Cadonau pflegt bezüglich der Konkurrenz jeweils zu sagen: «They are eating our meal, or we do.» Das spricht für weiteres Wachstum.
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