Roger Agnelli hatte nur wenige vor sich in der Weltspitze. Apple-Chef Steve Jobs, Amazongründer Jeff Bezos und den Obersten von Samsung, Yun Jong-yong. Dann kam er, Nummer vier der weltweit effizientesten Top-Manager, wie die Harvard Business Review im Jahr 2013 befand. Sein Name war von den genannten sicher der unbekannteste, seine Leistungen nicht schmaler. Am Samstag verunglückte der Erfolgsmensch und ABB-Verwaltungsrat mit seiner Familie in seinem Privatjet.
Agnelli weist eine aussergewöhnliche Biografie auf: Zehn Jahre lang hatte er in Doppelfunktion als Präsident und CEO den brasilianischen Bergbaukonzern Vale geführt. Er machte das ehemalige Staatsunternehmen zum weltgrössten Eisenerzproduzenten und zu einem der drei grössten Bergbaukonzeren weltweit.
Spitzname «Iron Man»
«Iron Man» wurde der Brasilianer genannt, wie die «New York Times» schreibt. Sein Spitzname stand dafür, dass er in Verhandlungen knallhart sein konnte und er eine strikte Expansionspolitik betrieb, vor allem nach China. Diese Taktik stiess wiederholt auf Kritik, vor allem, als er in Brasilien über 1000 Mitarbeiter entliess. Allerdings steigerte er den Wert des Unternehmens in seiner Zeit als Konzernchef von 8 auf 150 Milliarden Dollar. Agnelli leitete das Unternehmen bis 2011.
Zeitgleich sass er im Verwaltungsrat von ABB, einen Posten, den er nach 14 Jahren im April aufgeben wollte. Konzernchef Ulrich Spiesshofer drückt in der offiziellen Mitteilung des Unternehmens seinen Respekt für den Top-Manager aus. «Mit Roger haben ABB aber auch ich persönlich einen langjährigen Mentor und Freund verloren», sagt Spiesshofer. «Es ist eine furchtbare Tragödie, die mich sehr erschüttert.» Peter Voser, Vorsitzender des Verwaltungsrates, schreibt: «Ich bin tief betroffen. Roger war seit 2002 ein überaus geschätztes Mitglied des ABB-Verwaltungsrats und mir ein guter Freund.»
Unterwegs zu einer Hochzeit
Das Unglück ereignete sich am Samstagnachmittag. Roger Agnelli war mit dem Privatjet auf dem Weg von seiner Geburtstadt Sao Paolo zu einer Hochzeit in Rio de Janeiro, als die Maschine wenige Minuten nach dem Start abstürzte. Mit an Bord waren Agnellis Frau Andrea und seine Kinder Ana Carolina and João. Insgesamt kamen sieben Passagiere ums Leben, darunter der Pilot. Die Unglücksursache ist noch unbekannt.
Nach dem Tod wird der Verwaltungsrat von ABB seine Pflichten der Satzung gemäss erfüllen, heisst es in der Konzernmitteilung. Im April wird der Posten von Agnelli neu besetzt.