Pionier Roger Schawinski hat mit Radio 24 das erste Schweizer Privatradio, die TV-Sendung «Kassensturz», die TV-Sender TeleZüri und Tele 24 sowie den Sender Radio 1 erfunden. 2001 verkaufte er seine Belcom Holding AG an Tamedia und verdiente damit Millionen. Was ihm Geld bedeutet, wofür er es ausgibt und ob er mit Radiomachen heute noch Geld verdient, erzählt der 72-Jährige im Interview:
Wie haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Als Mittelschüler arbeitete ich bei der Sihlpost als Eilbote. Per Velo hatte ich Expressbriefe möglichst schnell abzuliefern.
Was haben Sie mit Ihrem Lohn gemacht?
Ich habe mir damit ein Philips-Spulentonbandgerät gekauft. Darauf nahm ich die aktuellen Platten auf, die ich mir von Klassenkameraden ausgeliehen hatte.
Was bedeutet Ihnen Geld?
Wenig. Ich bin nie dem Geld nachgehechelt und habe lieber faszinierende Aufgaben gesucht. Da kann vieles passieren. Auch dass man zu mehr Geld kommt, als man sich je hätte vorstellen können. Als ich meine Firma für viele Millionen verkaufte, freute ich mich, dass Geld nun eine noch kleinere Rolle in meinem Leben spielen würde. Dies war ein brutaler Irrtum. Mein Banker erklärte mir das so: «Roger, Geld ist flüchtig.»
Benutzen Sie gerne Bargeld, oder würden Sie lieber alles mit Karte oder Handy zahlen?
Ich habe kein Problem mit Bargeld. In den Ferien trage ich es lose in meiner Tasche, was meine Tochter und meine Frau sehr nervt, weil immer die Gefahr besteht, dass ich es verliere, was tatsächlich hier und da passiert.
Investieren Sie Ihr Geld, oder geben Sie es gleich aus?
Materielles interessiert mich wenig. Deshalb leiste ich mir im Vergleich mit Leuten aus meiner Preisklasse wenig.
Wofür geben Sie am
meisten aus?
Shoppen ist für mich ein Graus. Meine Frau kauft mir meine Kleider, damit ich einigermassen passabel daherkomme.
Mit dem Verkauf der Belcom Holding AG sollen Sie 2001 rund 37 Millionen Franken verdient haben. Was haben Sie sich als Erstes gekauft?
Die Zahlen stimmen so nicht. Gekauft habe ich mir nichts. Aber wir gingen zu einem tollen Italiener zu einem ausführlichen Lunch.
Verdienen Sie heute mit Radiomachen noch Geld?
Nein. Das Timing beim Verkauf der Belcom kurz vor 9/11 war besser als die Gründung von Radio 1 kurz vor der Finanzkrise 2008. Dieses Jahr sieht es besser aus. Aber das bereitet mir keinen allzu grossen Kummer. Ich geniesse die Zusammenarbeit mit jungen, tollen und motivierten Mitarbeitern bei Radio 1 und Planet 105.
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