Eine Legende sagt leise Bye-bye. Keine Angst, nicht ich bin die Legende, und mit 54 Jahren gehe ich auch nicht in Pension. Vielmehr schreibe ich hier, in meiner letzten Autokolumne für die BILANZ, über den Land Rover Defender. Und der geht im Dezember mit 67 Jahren definitiv in Rente.
Ich schreibe also über ein Auto, das mit der Wucht und der Dynamik einer Wohnwand auf Starrachsen über die Strassen poltert. Dessen einziges Assistenzsystem ein Beifahrer oder eine Beifahrerin ist, der oder die gemeinsam mit dem Fahrer aufpasst, was sich von hinten im toten Winkel nähert oder welche Linien man überfahren darf. Oder eben nicht. Natürlich gibt es im Stau auch keinen Helfer, der das Fahrzeug gelassen mitschwimmen lässt. Im Gegenteil: Im Stau wird das Fahren zum Training, denn die Kupplung des Defender verlangt auch nach 67 Jahren Optimierung nach einem festen Tritt. Zum Glück lässt sich das manuelle Sechs-Gang-Getriebe zeitgemäss schalten, denn wer mit dem Defender nicht zur fahrenden Schikane werden will, muss die Gänge zügig durchnummerieren.
Wie ich mich als verwöhnter, weichgespülter Schreiberling nach den Testfahrten mit dem Land Rover Defender SW 90 gefühlt habe? Wie 25 statt 54. Die Fahrt in der britischen Ikone hat mich begeistert und daran erinnert, wie ich die Zeit mit meinem Jeep Renegade in den achtziger Jahren genossen habe. Jene Zeit, in der man als Autofahrer noch kein Computer-Nerd sein musste, um Spass zu haben.
Fazit: Liebe auf den letzten Blick – und das nach 67 Jahren. Ich habe den Defender gekauft und werde mit ihm Ende März ganz gemütlich nach Ibiza fahren. Dort, auf der Insel der Entschleunigung, soll er seine Pension geniessen. Früher oder später mit mir.
Motor: 2,2-Liter-4-Zylinder-Turbodiesel // Leistung: 122 PS / 360 Nm // Spurt: von 0 auf 100 km/h in 15,8 Sekunden // Höchstgeschwindigkeit: 145 km/h // Verbrauch: 10,2 Liter // Preis: Basisfahrzeug 45'200 Franken, Inselfahrzeug 55'380 Franken