Nach drei Monaten im Lockdown macht sich die Wall Street bereit, ins Büro zurückzukehren. Aber den Arbeitsplatz virenfrei zu halten, wird nicht billig sein.
Klimaanlagen müssen mit besseren Filtern ausgestattet werden und mehr Aussenluft hereinbringen. In Toilettenkabinen müssen möglicherweise Deckel installiert werden, um die Ausbreitung von mit Coronaviren belasteten Aerosolwolken zu vermeiden. Mülleimer mit Deckel sollten an den Ein- und Ausgängen aufgestellt werden, damit die Mitarbeiter die Masken entsorgen können.
Dies sind nur einige der Veränderungen, die Finanzunternehmen voraussichtlich vornehmen werden. Insgesamt könnten die Bürokosten pro Mitarbeiter aufgrund der Coronavirus-bedingten Änderungen um bis zu 50 Prozent steigen, schätzt Deloitte.
Für 10'000 Mitarbeiter zusätzlich 60 Millionen Dollar
«Die Sachen kosten was, und wenn man alles zusammenzählt, ist es recht beträchtlich», sagte Darin Buelow, der bei Deloitte für Standortstrategien verantwortlich ist. «Sie werden es jedoch machen, weil sie wollen, dass die Leute zurückkommen.»
Laut Deloitte belaufen sich bei den Unternehmen in der Regel die Bürokosten pro Mitarbeiter pro Jahr auf 7000 bis 12'000 Dollar. Demnach könnten 10'000 Beschäftigte also zusätzliche Ausgaben in Höhe von 60 Millionen Dollar pro Jahr bedeuten, wenn sichergestellt werden soll, dass ihre Büros bereit und sicher sind. Die grössten US-Banken beschäftigen allein im Grossraum New York mindestens so viele Mitarbeiter.
Temperaturmessungen und Social Distancing
Ab dem heutigen Montag beginnen Goldman Sachs Group und JPMorgan Chase mit der schrittweisen Rückführung von Arbeitnehmern. In dieser Woche dürften in der Branche voraussichtlich 150'000 bis 300'000 Banker nach Manhattan zurückkehren, wenn die zweite Phade der Wiederöffnung der Stadt beginnt.
Für viele Unternehmen besteht der grösste Aufwand darin, zusätzliches Personal vor Ort zu haben, um die Temperatur der Mitarbeiter beim Betreten des Gebäudes zu messen oder um Arbeitnehmern zu helfen, die im Büro krank werden. Viele werden auch spezielles Personal einstellen, das in den Büros darauf achtet, dass die Leute nicht zu nahe beieinander sitzen, in Konferenzräumen nicht dicht gedrängt sind oder ohne Maske herumlaufen.
Arbeitgeber müssen Masken bereitstellen und die gemeinsame Nutzung von Objekten wie Laptops, Telefonen und Schreibgeräten einschränken.
Investitionen in Klimaanlagen
Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen müssen möglicherweise aufgerüstet werden. Viele Firmen erwägen Verbesserungen, damit ihre Gebäude mehr Aussenluft hereinbringen können, statt mit recycelter Luft die Büros zu kühlen.
«Diese Krise hat zusätzliche Investitionen erforderlich gemacht», sagte Mark Mason, Finanzvorstand von Citigroup gegenüber Anlegern auf einer Konferenz Anfang dieses Monats. Die Bank plant, dass ab Juli ein kleiner Prozentsatz der Mitarbeiter zurückkommen wird. «Wir befinden uns in einem frühen Stadium der Rückkehr in die Büros, öffnen diese Städte und Bundesstaaten und testen in gewissem Masse die Belastbarkeit einer Rückkehr.»
Kontamination im WC
Dann sind da noch die Toiletten. In den letzten Jahren haben schicke Händetrockner Einmal-Papiertücher als nachhaltigere Option abgelöst. Mit dem Coronavirus muss sich das ändern. «Diese Dinger sind nicht sicher», sagte Buelow. «Die Händetrockner können kontaminierte Luft im ganzen Waschraum verteilen.»
Eine kürzlich durchgeführte Studie hat auch gezeigt, dass Toilettenwolken oder Aerosoltröpfchen, die beim Spülen einer Toilette fast einen Meter aufsteigen können, Coronavirus-Partikel enthalten können. Auch mangelnde Belüftung ist ein Problem.
Das bedeutet, dass Unternehmen überlegen sollten, ob Deckel installiert werden müssen, um mögliche Infektionen zu vermeiden, sagt Regina Phelps, die Gründerin von Emergency Management & Safety Solutions. Sie hat ihren Kunden detaillierte Checklisten gegeben, um sicherzustellen, dass die Gebäude bei der Wiedereröffnung sicher sind.
«Diese Toilettenwolke ist ein grosses Problem, weil es keine Deckel bei den Toiletten gibt», sagt sie. «Viele Hochhäuser haben Toiletten mit viel Drehmoment.»
Bei Schweizer Firmen arbeiten die Angestellten künftig mehr von zuhause aus. Die Folge? Die Firmen können ein Teil ihrer Büroräume aufgeben. Mehr hier.
(bloomberg/gku)