Mit einer bewegenden Trauerfeier haben am Nachmittag Verwandte, Freunde und Bekannte Abschied vom verstorbenen Swisscom-Chef Carsten Schloter genommen. Verwaltungsratspräsident Hans-Ueli Loosli würdigte ihn als Visionär mit grossem Herzen und beeindruckender Energie.
«Mit Carsten Schloter verlieren wir einen liebevollen Menschen und einen ausserordentlichen CEO», sagte Loosli in der beinahe vollbesetzten St. Nikolaus-Kathedrale. Schloter habe die Swisscom zu einem Vorzeigeunternehmen geformt, das weit über die Landesgrenzen hinaus eine hervorragende Reputation geniesse.
«Schon früh erkannte er die Veränderungen, die sich in der Informations- und Telekom-Branche abzeichneten. Er kombinierte auf ideale Weise strategische Weitsicht mit operativem Umsetzungsvermögen», sagte Loosli weiter.
Als Beispiel für die Erfolge nannte Loosli etwa das Fernsehangebot, wo die Swisscom fünf Jahre nach dem Start Marktführerin im digitalen TV sei, oder auch die neuen Mobilfunktarife und den Ausbau der Netze.
«Schloter hatte die Fähigkeit, seine Mitarbeiter zu begeistern»
«Wenn etwas einmal nicht gut lief, übernahm er persönlich die Verantwortung und brachte das Schiff wieder auf Kurs. So geschehen bei Fastweb, wo er in den schwierigsten Zeiten die Unternehmensleitung übernahm», so Loosli.
Alle diese Erfolge seien aber nur möglich gewesen, weil es Schloter gelungen sei, die Mitarbeiter der Swisscom zu begeistern. Loosli würdigte auch Schloters Einsatz im Sport. Unvergessen seien die Swisscom-Games, die er eingeführt habe.
Über allem stand aber an der Trauerfeier die Frage nach dem Warum, die Fassungslosigkeit auslöst.
Die Frage nach dem Warum
Schloter war vor rund einer Woche freiwillig aus dem Leben geschieden. Er wurde 49 Jahre alt. Die Gründe für den Suizid sind Gegenstand von Spekulationen und Interpretationen.
So hat Carsten Schloter in diversen Interviews gesagt, er habe in letzter Zeit Mühe gehabt, abzuschalten. Zudem bezeichnete er die Trennung von seiner Familie als persönliche Niederlage. Er lebte von seiner Frau getrennt. Das Paar hat drei Kinder.
Schloters Frau sagte an der Trauerfeier unter Tränen: «Vor vier Jahren hast Du Dich entschieden, andere Wege zu gehen. Für uns kam diese Entscheidung völlig überraschend. Aber wir haben Deinen Entschluss akzeptiert und die Frage nach dem Warum ist verblasst. (...) Und heute stehen wir wieder völlig fassungslos vor einer Entscheidung von Dir.»
Ansage auf Combox: «Bin im Moment nicht erreichbar»
Eine seiner Schwestern sagte: «Im Gegenteil zu dem, was Du geglaubt hast, warst Du niemals alleine.» Bewegend war auch der Moment, als zu Beginn der Trauerfeier Carsten Schloters Ansage von seiner Combox eingespielt wurde: «Ich bin im Moment nicht erreichbar.»
Neben dem Swisscom-Präsidenten erwiesen auch sein Vorgänger Anton Scherrer, die gesamte Führungsspitze der Swisscom, ComCom-Präsident Marc Furrer sowie Bundesrätin Doris Leuthard als Vertreterin der Landesregierung Schloter die letzte Ehre.
Auch Cablecom-Chef Eric Tveter sowie hochrangige Vertreter der anderen bundesnahen Betriebe SBB, Post und Skyguide waren zugegen.
(tno/sda)