Endlich unabhängig, emanzipiert und frei! In den 1970er-Jahren zeigen Frauen diese Lust an ihrer neuen Freiheit in der Mode. Alles wird freizügiger, die Röcke kürzer, die Blusen transparenter. Man trägt, was gefällt. Neben knappen Hot Pants sind das bodenlange Kleider, weite Schlaghosen, Schlapphüte, Blusen mit grossen Kragen, breite Gürtel, Clogs und Plateauschuhe. Stoffe sind mit Blumen bestickt oder bedruckt, Batikmuster leuchten in bunten Farben, Zeichen für Liebe und Frieden schmücken Pullis oder Taschen. Die Mode der 1970er-Jahre ist ein Mix aus Disco-Look, Hippie-Mode, Ethno, Folklore und Glamour.

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Retro ist 2012 der grosse Trumpf

Diese Mischung feiert jetzt ein Comeback: Viele Modedesigner nehmen in ihre neuen Kollektionen Elemente dieser Zeit auf. Dazu gehören der richtige Look und die richtigen Accessoires. Diese spielen bereits vor 40 Jahren eine wichtige Rolle: Frauen tragen riesengrosse Sonnenbrillen. Ausladende Creolen sind als Ohrschmuck ein Muss, blitzen unter wallenden Locken hervor oder betonen selbstbewusste Kurzhaarschnitte. Die Musik dazu machen klirrende Armreifen, die in bunter Vielfalt über das Handgelenk gestreift werden. Dazu trägt man lange Ketten, mehrfach um den Hals gewunden oder über der Brust zu einem Knoten geschlungen. Diese Ketten sind bunt, aus Glasperlen, Edelsteinen oder Muscheln.

All diese Stile entdeckt man in den Kollektionen der Schmuckmarken wieder. Bulgari hat sich von den vielen Farben inspirieren lassen und feiert in der Kollektion Mediterranean Eden die Pracht von farbigen Saphiren, Amethysten, Topasen, Rubelliten und vielen anderen prachtvollen Farbsteinen. Diese sind zu Cabochons geschliffen, haben also eine weich gerundete Oberseite.

Flowerpower ist in der Haute-Joaillerie-Kollektion Limelight Garden Party von Piaget zu entdecken – auf sehr elegante und feinsinnige Art interpretiert. Blüten sind zum Beispiel aus blendend weissem Chalzedon geschnitten, einer Quarzvarietät mit wächsernem Glanz. In Diamanten eingebettet, umgibt deren Feuer die weissen Blumen mit einem glanzvollen Funkeln – auch auf Colliers und Anhängern.

Bei Chanel Joaillerie wird Hippie-Chic zu feinsten Juwelen: Die Linie Perle de Rosée setzt viele kleine Kugeln und Kreise aus Spinellen, Mondsteinen, Diamanten und Perlen zusammen, sodass ein bewegtes Bild entsteht.

Juwelier Gübelin setzt auf reine, pure Formen ganz in Gelb- oder Weissgold: Die Kollektion Bricks reiht schlichte, grafische Goldelemente aneinander, deren Raffinesse sich auf den zweiten Blick offenbart. Denn die Kettenelemente sind einzeln beweglich, unabhängig voneinander drehbar und können individuell miteinander verbunden werden. Das ermöglicht das Verlängern und Verändern der anschmiegsamen Colliers und Bracelets. Die Ausführung in Gelb- und Weissgold macht deutlich, dass neben dem seit etwa fünf Jahren populären Rot- und Roségold nun wieder die klassisch gelbe Goldfarbe im Kommen ist.

Die Nachfrage nach Goldtönen steigt

Das hat auch Caroline Scheufele, Co-Präsidentin von Chopard, festgestellt: «Bei uns besteht im Moment eine ausgewogene Nachfrage nach den drei klassischen Goldtönen, die selbstverständlich auch zusammen getragen werden dürfen.» Darin sieht Scheufele einen neuen Trend: «Heute hat sich die Art des Schmucktragens demokratisiert. Männer und Frauen kombinieren nun ganz frei völlig unterschiedliche Materialien und Farben – nach persönlichem Stil und Geschmack.»

Neue Designs, die bei Chopard ganz in Gelbgold ausgeführt werden, folgen der Vorgabe der Co-Präsidentin, die für viele Entwürfe selbst verantwortlich zeichnet. Sie findet, dass weiche, grossflächige und geometrische Formen besonders gut zu Gelbgold passen. «Denn Gelbgold ist etwas leuchtender als Roségold und wirkt etwas voluminöser als Weissgold», sagt die Expertin. Als Highlights in Gelbgold gefallen ihr Edelsteine in warmen Farbtönen besonders gut, zum Beispiel braune Diamanten oder Rubine, während eine Kombination mit hellen Amethysten nach ihrer Aussage sehr modern und edel wirke.

In der aktuellen Schmuckkollektion setzt auch Chopard auf die Reize der Vergangenheit und nimmt eigene Designs aus den 1970er-Jahren auf: «Die Happy Diamonds sind ein pures Vintage-Produkt», sagt die Co-Präsidentin. «Die Kollektion wurde 1976 lanciert und wird jedes Jahr neu interpretiert. Ein schöner ‹Zeitzeuge› ist der Happy Diamonds Clown.»

Doch wie transportiert man eine Idee aus der Vergangenheit in die Zukunft? Welche Elemente bewirken, dass ein Design nicht «von gestern» wirkt, sondern sich modern und selbstbewusst im Heute behauptet? Scheufele: «Wenn man eine Neuinterpretation wagt, darf auf keinen Fall die DNA oder die ‹Seele› des ursprünglichen Design zerstört werden.» Wichtig sei es, einen Entwurf dem aktuellen Zeitgeist anzupassen. Dazu werden Proportionen verändert und eleganter gemacht, die ergonomische Form angepasst, das Design verfeinert. Es sei ein spielerischer Vorgang, ein Objekt aus seinem zeitlichen Kontext zu nehmen und neu aufzumischen. Gleichzeitig soll der Stil des Originals erhalten bleiben, wie Scheufele betont: «Denn wenn man ein Vintage-Stück trägt, werden oft auch schöne Erinnerungen wach an eine Zeit, in der man schon einmal das Original trug.»

 

 

70er-Jahre in der Mode: Das alles ist schon mal da gewesen

Modedesigner
Sie greifen gerne Retro- und Vintage-Looks auf und interpretieren Bekanntes neu. Derzeit sind es Einflüsse der 1970er-Jahre, die auf den internationalen Laufstegen für Männer und Frauen zu entdecken sind: Schlaghosen, bunte Stulpen und Strickmützen, Batikdesign und Lederjacken mit Fransen. Roberto Cavalli etwa schickt für die Vorstellung der Herrenmode 2011/2012 bärtige und langhaarige Hippie-Typen über den Catwalk, die zu psychedelischen Seventies-Songs Lederjacken, Ethnoschmuck und dezent farbige Anzüge vorführen. In der Damenkollektion Frühjahr/Sommer 2012 zelebriert Cavalli dann Disco-Look mit golden und schwarz glitzernden Miniröcken und -kleidern. Die Sommermode von Prada setzt hingegen auf Flowerpower, auf bunte, grafisch umgesetzte Blumenmuster. Bei einer Vielzahl von Designern – Stefano Pilati für Yves Saint Laurent, Marc Jacobs, Massimiliano Giornetti für Ferragamo und Michael Kors – entdeckt man Bezüge zur Hippie-Mode der Seventies. Das zeigen die Modethemen, die auf uns zukommen: Lederjacken, Pelzmäntel und -kragen, Schlaghosen, grosse Gürtelschnallen und ausladender Halsschmuck.

 

  1. Lebenslust und Farbenfreude von Bulgari: Ring aus der Kollektion Mediterranean Eden aus Gelbgold mit Amethyst, Topas, Peridot, Rubellit und Diamant-Pavé.
  2. Geschmeidige Schmucklinie von Gübelin: Die Kollektion Bricks besteht aus Weiss- und Gelbgoldelementen, die drehbar und beweglich sind.
  3. Chopard kombiniert die klassischen Goldfarben: Weiss, Rosé und Gelb dürfen nun auch zusammen getragen werden. Ringe der Kollektion Ice Cube mit Diamanten.
  4. Die Musik der 1970er-Jahre macht heute Bucherer: Klirrende Armreifen, die zusammen getragen werden. Schmuck aus Gold mit weissen, braunen und schwarzen Diamanten.
  5. Piagets Flowerpower ganz edel: Ring aus der Kollektion Limelight Garden Party. Weissgold, Blüten aus Chalzedon und Diamanten.