Der wichtigste Rohstoff der Schokoladeindustrie hat sich an den Rohstoffbörsen in den vergangenen Monaten deutlich verteuert. Der Preis für die Tonne Kakaobohnen schoss seit Jahresbeginn um 20 Prozent in die Höhe. Seit Ende August liegt das Plus bei mehr als 30 Prozent. Traditionell tummeln sich auf dem Kakaomarkt viele Spekulanten. «Die Märkte sind relativ klein und lassen sich beeinflussen. Daher sind extrem viele Hedgefonds aktiv», sagt der Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy.

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Doch grundlos erfolgen die Wetten der Hedgefonds nicht. Die um den Äquator angesiedelten Kakaohersteller kämpfen gegen einige Widrigkeiten. Wegen des Klimawandels regnet es in den grossen westafrikanischen Anbaugebieten meist zu wenig und an einzelnen Tagen deutlich zu viel. Schon allein die Wetterkapriolen sorgen laut Experten für einen Ernteausfall von 30 Prozent.

Hinzu kommt ein Virus. Das trägt den Namen CSSD (Cocoa Swollen Shoot Disease) und droht sich nun vom zweitgrössten Herstellerland Ghana auf die Elfenbeinküste, den grössten Produzenten der Welt, auszubreiten. In Ghana soll ein Siebtel der Kakaopflanzen vom Virus befallen sein. Da es bis zu drei Jahre dauert, bis die Erkrankung der Bäume sichtbar wird, ist die Verbreitung des Virus schwer zu stoppen.

Verteuerung von 14 Prozent

Berechenbarer als das Virus sind steigende Abgaben. Ab der kommenden grossen Ernte schlagen die Elfenbeinküste und Ghana im Rahmen der «Living Income Initiative» 400 Dollar auf den Preis für die Tonne Kakaobohnen auf. Im Moment entspricht das einer Verteuerung von 14 Prozent.

Da auch der Zuckerpreis in ähnlichem Masse haussiert, werden Preiserhöhungen für Schokolade wahrscheinlicher. «Einige US-Hersteller haben die Preise bereits erhöht. Nestlé und Lindt könnten folgen», sagt Bertschy von Vontobel.

Weitergabe an den Kunde?

Dieter Weisskopf, Konzernchef von Lindt & Sprüngli, versucht, steigende Rohstoffpreise über Effizienzoptimierungen aufzufangen. Eine Sprecherin des Schweizer Schokoladeherstellers schliesst bei längerfristig höheren Rohstoffpreisen «punktuelle Preiserhöhungen auf gewisse Produkte nicht aus».

Der weltgrösste Schokoladeproduzent Barry Callebaut gibt im Zuge eines Cost-Plus-Modells Anstiege bei den Rohstoffpreisen an seine Abnehmer aus der Industrie weiter. «Schokolade dürfte vor allem wegen der Living-Income-Initiative teurer werden», sagt ZKB-Analyst Daniel Bürki. Steigen die Schokopreise, bremst das die Umsätze aus. «Gerade US-Konsumenten sind sehr preissensitiv», sagt Bürki. 2012 sorgten Preiserhöhungen auf dem weltgrössten Schokolademarkt für deutlich spürbare Umsatzrückgänge.

Längerfristig geht es für die Schoggi-Industrie angesichts Klimawandel und Krankheiten um Versorgungssicherheit. Firmen wie Barry Callebaut unterstützen Bauern, bauen Schulen und bekämpfen Kinderarbeit. «Das machen sie aber nicht nur, weil sie Gutes tun wollen, sondern nicht zuletzt aus Selbstinteresse. Man will sicherstellen, dass auch in 20 Jahren noch genug Kakao angebaut wird», sagt ZKB-Experte Bürki.

SCHWEIZ LINDT UND SPRUENGLI

Lindt-&-Sprüngli-Chef Dieter Weisskopf könnte punktuell die Preise erhöhen.

Quelle: Walter Bieri