Philipp Aigner, Chef einer Beteiligungsgesellschaft mit Sitz im Zürcher Hürlimann-Areal, hat einen Plan. Der knallharte Finanzjongleur versucht, die Kontrolle über Pharmabâle, einen Basler Pharma-Konzern mit 40'000 Mitarbeitern, an sich zu reissen - mit einem amerikanischen Pharma-Konkurrenten im Rücken. Eine Fusion der beiden Konzerne ist damit in Reichweite. Der Familien-Clan der Pharmabâle - seit je die Geschicke des Konzerns bestimmend - bekommt Wind von den Übernahmegelüsten und verstärkt das Bollwerk. Star-Anwälte werden in Stellung gebracht. Ein hektischer Kampf um die wenigen frei gehandelten Aktien beginnt und treibt den Pharmabâle-Kurs in die Höhe.
Was Aigner zufällig weiss: Ein grosses Aktienpaket des Familien-Clans ist auf Umwegen an einen Patienten einer Nobelklinik in der Westschweiz gewandert. Dieser junge Mann leidet am Down-Syndrom. Im Fall seines Todes geht das Paket weiter an die Klinik. Philipp Aigner, stets um ein paar Schachzüge voraus, hat sich die Aktienmehrheit dieser Pflegeanstalt unter den Nagel gerissen.
Viktor, der Ich-Erzähler
Der Familien-Clan gibt den Auftrag für den Zusammenkauf der freien Pharmabâle-Aktien der Zürcher Seefeld Bank. Dort treffen wir Viktor, unseren Ich-Erzähler, einen verhinderten Maler und heutigen Banker ohne Antrieb, der den wenigen Streuaktien nachjagen muss. Mit seinem Gegner Aigner hat Viktor eines gemeinsam: Er hat sich in dessen Mitarbeiterin verliebt, ein hoch kompliziertes Geschöpf namens Anna de Watteville, Mathematikerin, ehemalige Googlerin, Aigners Chief Investment Officer - und auch seine Geliebte. Der Kampf um Stimmrechte ist also plötzlich auch ein Kampf um diese Frau.
Die Generalversammlung der Pharmabâle naht. Aigner und die Amerikaner fahren grobe Geschütze auf. Sie wollen die Mehrheit im Verwaltungsrat erobern, und Aigner selbst will das Präsidium. Es kommt zum knisternden Showdown.
Offensichtliche Parallelen zu Roche
Erik Nolmans' Buch baut auf Assoziationen aus der Realität: Wer sich in der Schweizer Wirtschaftsszene ein bisschen auskennt, fühlt sich unwillkürlich an Roche erinnert, an den Abwehrkampf der Hoffmanns und Oeris gegen Finanzhaie wie Milan Panic oder Martin Ebner und gegen den Konkurrenten Novartis. Bezeichnend ist auch, dass André Hoffmanns jüngste Schwester das Down-Syndrom hat.
Diese Parallelen sind offensichtlich; für den Lesegenuss sind sie irrelevant. Nolmans hält die Kapitel kurz, seine Cliffhanger sind geschickt gesetzt, seine Sprache schnell und süffig. Geld ist das grosse Thema - selbst wenn es nicht um die Aktienjagd geht. Etwa wenn Aigner nach Sex im Rebberg sein Hemd wegen Traubenflecken wegwerfen muss: «Ein schönes Hemd, echt schade, aus London, für über 200 Pfund.» Oder wenn sich Viktor zurückerinnert, wie er sich als junger Banker fühlte: als «eine Art Ikarus auf dem Weg zur Sonne, nur dass ich mir keine Federn, sondern Banknoten unter meine Flügel geklebt hatte». Diese inneren Dialoge sind das Salz in diesem Pageturner. Sie machen Durst nach mehr.
«Der Deal der drei Namen» von Erik Nolmans, Roman, Offizin Verlag, gebundene Ausgabe, Fr. 26. - . Das Buch erschien am 11. Oktober 2016.