Der Slogan der Thurgauer Sky-Frame ist Programm: «A view, not a window». Die Scheiben, die sie herstellt, reichen vom Boden bis zur Decke und von einer Wand zur anderen. Sie brauchen weder Schwellen noch Rahmen, sondern gleiten in Hightechschienen auf und zu. Und diese Fenster heissen nicht Fenster, sondern Sky-Frames; sie sind ein wesentlicher Teil der Architektur. Das sticht beim flüchtigen Durchschauen des Bildarchivs des Unternehmens sofort ins Auge.

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Die Idee hinter den Sky-Frames ist, das Innen und das Aussen zwar zu trennen, aber sie eine Einheit sein zu lassen. Oder wie Beat Guhl, CEO des Unternehmens, es formuliert: «Wir streben nach der perfekten Umsetzung von Ludwig Mies van der Rohes Idee des fliessenden Raumes.» Der Deutsch-Amerikaner, der als einer der bedeutendsten Architekten der Moderne gilt, fordete einst: «Wir sollten uns bemühen, Natur, Häuser und Menschen zu einer höheren Einheit zusammenzubringen.»

Marktlücke

Mit den Sky-Frames hat Guhl, gelernter Metallbauer und vom Naturell her ein Tüftler, ins Schwarze getroffen. Sein Unternehmen, als R&G Metallbau 1993 zusammen mit Jakob Rüegg gegründet zur Herstellung von Wintergärten, Treppen und Geländern, war Jahr für Jahr um zwei, drei Mitarbeiter gewachsen – bis 2000, dem Jahr der Erfindung der rahmenlosen Fenster. «Es war sofort eine derartige Begeisterung da bei den Architekten, dass schnell klar wurde, dass wir das machen müssen», erinnert sich Guhl.

Er hatte eine Marktlücke entdeckt, und zwar eine grosse. R&G Metallbau befindet sich seit Jahren im Höhenflug. Mitarbeiterzahl 2006: 50 Mitarbeiter. Heute sind es 107. 2011 montierte Guhl das 2000. Sky-Frame-System, inzwischen sind es bereits über 4000. Die grösste Herausforderung? «Die Anpassung unserer Organisationsstruktur an unser kontinuierliches Wachstum», sagt Guhl. Die Auftragsbücher sind voll, die Kapazitätsgrenze ist erreicht. Derzeit investiert er, seit 2005 Alleininhaber des Unternehmens, in einen Sky-Frame-Neubau in Frauenfeld. Mit weit reichenden Aussichten: «Wir haben die Kapazitäten, um den Platz zu verdoppeln», sagt er.

Widerstandskraft

Architekten lieben das, was Guhl produziert. «Das Konzept der Sky-Frames ist super, weil sie sich quasi in Luft auflösen lassen», sagt der Zürcher Gus Wüstemann. «Wenn man sich eine massive Wand wegdenken möchte, denkt man sofort an Sky-Frame», sagt Peter Wilson, Architekt aus dem deutschen Münster. Dank der hohen Widerstandskraft gegen Wind, mit Minergie-Zertifikat, Schallschutz bis zu 44 Dezibeln und ihrer Unsichtbarkeit ordern Baumeister aus aller Welt in Ellikon an der Thur. Sky-Frames spielen bereits 80 Prozent des Umsatzes ein. Immer mehr Aufträge gehen aus dem Ausland ein. So ist aus dem Metallbauer im Thurgauer Hinterland ein weltweit agierender Mittelständler geworden und aus dem Metallbauer Guhl ein Unternehmer.

Tüftler ist er geblieben: Elektroantrieb, Höhen bis zu vier Metern, Einbruchschutz, Mückengitter – beflügelt vom Erfolg, finden Guhl und sein Team immer neue Features für die Sky-Frames, seit 2013 funktioniert das System auch um Kurven. Der geschäftliche Erfolg ist der eine, das Renommée durch Awards und Ehrungen von Fachjurys der andere wichtige Aspekt. Dieses Jahr wurde das Unternehmen vom Swiss Venture Club mit dem Prix SVC Ostschweiz ausgezeichnet – not for a window, but for Sky-Frame.