Die Apple Watch ist erst seit 2015 auf dem Markt, hat aber bereits eingeschlagen. Laut einer Studie der Bank Vontobel ist sie nach Rolex die zweitmeistverkaufte Marke der Welt, noch vor Omega. Doch Apples Uhrenerstling musste viel Kritik einstecken, auch aufgrund der Abhängigkeit vom iPhone. Nun legen die Amerikaner gleichzeitig mit der Präsentation des iPhone 7 nach: Die neue Apple Watch Series 2 ist seit Freitag in den Läden und kommt, wie immer bei Apple-Produkten, stylisch verpackt zum Kunden. Zwei, drei Handgriffe - und das Gerät ist betriebsbereit am Arm, die Batterie ist bereits aufgeladen. Die Uhr fühlt sich gut am Handgelenk an, ist nicht zu schwer.
Die Installation geht Apple-üblich leicht von der Hand. Mit der App «Watch» des iPhones verbindet man die Uhr schnell – die Konfiguration der Apple Watch geht auch nach der Grundinstallation am einfachsten über diese App. Nachdem man also die Smartwatch mit dem Handy gekoppelt hat, werden erstmal die iPhone-Apps synchronisiert.
Handling wie beim iPhone
Wer die Sport- und Gesundheitsfunktionen optimal nutzen will, muss zu Beginn persönliche Daten wie Gewicht, Grösse, Alter und Geschlecht angeben. Auch einen fünfstelligen Sicherheitscode muss man sich ausdenken. Denn sobald die Uhr nicht mehr am Handgelenk ist, wird sie automatisch gesperrt, ebenso beim Akkuaufladen. Nach Eingabe des Codes kann man sie wieder bedienen – alles ganz ähnlich wie beim iPhone.
Was als erstes auffällt: Das Display überzeugt bei starker Sonneneinstrahlung. Die Werte und Zahlen sind auch bei ungünstigem Licht gut abzulesen. Clever: Das Zifferblatt ist bis zu einem gewissen Grad individuell konfigurierbar. Ob Wetter, Sport, Herzfrequenz, Datum, E-Mail oder eine Lieblingsapp – alles lässt sich auf der Front, dem digitalen Zifferblatt, abbilden. Bei einigen Dritthersteller-Apps kann es jedoch noch zu Problemen kommen (siehe weiter unten).
Kein Zusammenspiel mit Androiden
Die erste Version der Apple Watch war ohne ein iPhone ziemlich nutzlos. Die meisten Funktionen waren nur im Zusammenspiel mit dem Smartphone möglich. Das hat sich mit dieser Version geändert – auch wenn ein iPhone zur Betriebnahme nach wie vor Voraussetzung ist.
Denn wenn Sie ein Android-Smartphone Ihr Eigen nennen und mit einer Apple Watch Series 2 liebäugeln, werden Sie enttäuscht sein: Obwohl beide Geräte über Bluetooth miteinander kommunizieren könnten, funktionieren selbst einfachste Funktionen wie Benachrichtigungen oder Telefonanrufe nicht. Für iPhone-Besitzer ändert sich allerdings einiges zum Besseren.
Detaillierte Laufprofile
Endlich haben die Appelianer der Uhr einen GPS-Sensor spendiert. Damit werden etwa detaillierte Laufprofile für die Jogger-Gemeinde möglich. Wer mit der Uhr Laufdaten aufzeichnen will, muss nicht länger ein iPhone mitschleppen. Auch von der Musikfront gibts einiges zu melden: Liederlisten von iTunes lassen sich bequem auf die Uhr kopieren. Damit steht dem individuellen Musikgenuss allein via Uhr nichts mehr im Wege - wenn man denn dazu passenden Bluetooth-Kopfhörer gekauft hat. Die an der Apple Keynote vorgestellten Airpods werden erst Ende Oktober auf dem Markt sein. Hat man keine Kopfhörer mit der Uhr verbunden, kann die Apple Watch das iPhone zur Musikausgabe benützen.
Fun für Sportler
Die Apple Watch bringt das Programm «Aktivität» mit, die in drei bunten Ringen Messwerte wie Kalorienverbrauch, Trainingseinheiten und die Zeit, die man pro Tag stehend verbrachte, anzeigt. Die Aktivitäts-App listet noch weitere Informationen auf. Etwa die Anzahl Kilometer, die man am ausgewählten Tag bewältigte, oder, wieviele Schritte man machte (siehe Bildergalerie). Die «Aktivitäts»-App macht so richtig Sinn, wenn man durch die «Workout»-App, die man auch direkt aufs digitale Zifferblatt einblenden kann, seine Trainings messen lässt.
Für jede Trainingseinheit gibt es in der Aktiviäts-App weitere Statistik-Daten wie die Herzfrequenz, die Pace, verbrauchte Aktivitätskalorien, Gesamtkalorien oder das Wetter. Besonders nett: Bei eingestelltem GPS zeichnet die Uhr gleich die Route auf, die man abgejoggt hatte. Die Kartenfunktion arbeitete auch bei Routen im Wald oder beim Laufen in Unterführungen zuverlässig.
Wenn man die Uhr oft für Sportaktivitäten braucht, empfiehlt es sich, ein zusätzliches Lederarmband zu kaufen. Denn das zwar schick aussehende Plastikarmband wirkt bei häufigem Schweiss doch sehr schnell unhygienisch. Ausgetauscht sind die Armbänder im Nu. Dazu muss man nur an der Gehäuseunterseite der Uhr die Entriegelungstasten drücken und die zwei Armbandteile seitlich herausziehen. Fertig ist der Armbandwechsel.
Nur für Newsbits geeignet
Wer mit der Uhr ganze E-Mails lesen will, kann dies vergessen, weil die Textinhalte auf der Uhr nicht komplett angezeigt werden können. Praktisch ist es jedoch, wenn man über die Anzahl neuer E-Mails in seinem Postfach informiert bleiben will. Das klappt ganz gut.
Für News-Junkies gibts massenweise Apps, auch von Schweizer Anbietern wie etwa SRF oder Handelszeitung, die einen mit Push-Meldungen auf der Uhr füttern. Nur wenige Apps sind bisher aber extra für die Apple Watch programmiert worden. Ein schönes Beispiel, wie man das sinnvoll macht, ist die App der Zeitung «Die Welt» aus Deutschland. Als Negativbeispiel galt im Test die App der «New York Times». Sie zwingt einen nach dem Titel sofort, sich via iPhone auf die Webseite einzuwählen und den Text via Handy zu lesen. Einige Nachrichten-Apps kann man auch direkt aufs Uhren-Display holen, so etwa «Le Figaro» aus Frankreich. Leider funktioniert die Integration bisher nur mässig – oft verschwand etwa das Icon auf dem Zifferblatt.
Fazit: Nach fünf Tagen Dauertest sind die grösste Kaufanzreize ganz klar die Sport-, Musik- und Gesundheitsfunktionen. Alle diese Funktionen bieten aber auch viele Fitnessarmbänder an, deren Akku länger hält als gut einen Tag. Dennoch machen die Fitnessangebote der Apple Watch Freude, melden sich tagsüber unaufdringlich und motivieren. Wer häufig joggen geht, bereits ein iPhone besitzt (oder sich eins zulegen will), der hat in der Apple Watch Series 2 eine praktische Lösung mit viel Spasspotenzial.
Gestestetes Modell: Apple Watch 2, Edelstahl, 42 mm Gehäuse, mit weissem Sportarmband (Apple Watch Series 2, 4mm case, Stainless Steel Case, White Sport Band). Preis: Ab 419 Franken.
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