Trotz der Verkürzung von acht auf sechs Tage hat die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld gemäss der Messeleitung gleich viele Besucher angezogen wie im Vorjahr. Die Schlankheitskur sei der Baselworld gut bekommen, sagte Messedirektorin Sylvie Ritter am Dienstag. «Die meisten Aussteller waren zufrieden mit der diesjährigen Baselworld. Und die Grossen werden auch 2019 dabei sein», sagte Ritter. Explizit nannte sie die Marken Breitling, Patek Philippe, Swatch, Chanel und Gucci.
Für 2019 plant die Uhrenmesse, so Ritter weiter, wieder eine verkürzte Version von sechs Tagen. Auf die Frage, ob es Aussteller gebe, die Verträge hätten, welche über 2019 hinaus gingen, sagte René Kamm, der Chef der Baselworld-Betreiberin MCH: «Es ist normal, dass es keine langfristigen Verträge gibt.»
Preis müssen weiter sinken
Ritter räumte ein, dass die Preisreduktion bei den Mieten nicht für alle Aussteller genügend war. Neben der Halbierung der Aussteller auf 650 und der Halbierung der Fläche ist Baselworld den Ausstellern auch mit einer Mietpreisreduktion entgegengekommen. Konkret sanken die Standmieten um 10 Prozent. Allerdings waren sie in den Vorjahren jeweils auch massiv angestiegen. Für 2019 plant die Messe «Formatanpassungen für tiefere Mietpreise».
Eine Reduktion der Besucherpreise allerdings wurde noch nicht diskutiert. Laut MCH-Chef Kamm soll die Messe nicht von Besuchern überschwemmt werden. Deshalb habe sich der Tagespreis von 60 Franken bisher bewährt.
Die nun angekündigten Änderungen, welche die Messe auf die Kritik der Aussteller in Aussicht gestellt hatte, handelt es sich eher um kleine Modifikationen, wie Kenner der Branche festhalten. Jedenfalls es nicht der grosse Wurf, der teilweise erwartet wurde. Kamm ist klar, dass sich die Messe mehr auf die technologischen Änderungen reagieren muss. «Baselworld ist nicht mehr die Bestell- und Kommunikationsplattform wie früher.»
«Die Totenglocke der Baselworld»
Gemäss Raymond-Weil-Chef Elie Bernheim ist das Modell der Baselworld überholt. «Deshalb muss sie sich technisch und digital weiterentwickeln», sagte er. Raymond Weil ist bisher der einzige der grossen Aussteller der Halle 1, die noch keine Zusage für nächstes Jahr gemacht haben.Auch Hublot-Chef Ricardo Guadalupe kritisiert die Messe scharf: «Am Tag, an dem einer der Grossen geht, wird die Totenglocke der Baselworld läuten», gibt er zu bedenken.
Sein Chef, Uhren-Zampano Jean-Claude Biver, Chef der Uhrensparte von LVMH, sagt es noch deutlicher: «Wenn es nur um den Verkauf ginge, würden wir Basel nicht brauchen.» Der grosse Pluspunkt der Baselworld sei – noch – der soziale Austausch in der Branche, ergänzt Biver. Falle diese Weg, werde es schwierig: «Wenn jemand aus Asien kommt und die Hälfte seines Umsatzes nicht ausgestellt wird, wird er nicht nach Basel reisen.»
Im Video von Watchadvisor diskutiert Biver mit Uhren-Experte Alexander Linz ausführlich über seine Einschätzung zur Baselworld und zum Zustand der Uhrenbranche:
Für Biver ist also klar: Die Messe muss die ganze Breite der Industrie abbilden. Das fordert auch Certina-Präsident Adrian Bosshard. Er würde es gerne sehen, wenn die Messe auch für kleinere Marken zugänglich und die Kosten niedriger für Aussteller und Besucher wären. Und zwar in und ausserhalb der Messe: «Die Hotelzimmer und die Restaurants sind unheimlich teuer. Diese Preisspirale ist sehr gefährlich», bedauert Corum-Chef Jérôme Biard die Situation.
Die Kritik lässt Messe-Chefin Ritter nicht gelten. Sie betont: «80 Prozent der Schweizer Uhrenexporte sind in diesem Jahr an der Messe vertreten sind.»
Auch Certina. Im Video-Interview mit Alexander Linz von Watchadvisor zeigt Präsident Adrian Bosshard seine Neuheiten:
Tatsächlich zeigte die Baselworld dieses Jahr nicht nur absolute Luxusuhren, sondern auch wunderschöne Zeitmesser im Preissegment unter 1500 Franken. Uhren-Experte Linz von Watchadvisor zeigt seine erschwinglichen Favoriten in unserem Video:
(mit Material von sda)