Die Schweizer Eishockey-Nati trumpft an der diesjährigen WM gross auf. Dank des 4:2-Erfolgs am Sonntag gegen Tschechien stand das Team von Trainer Patrick Fischer bereits vor dem abschliessenden Vorrundenspiel am Dienstag gegen Gastgeber Lettland als Gruppensieger fest. Einzig die für die Schweiz bedeutungslose Partie zum Abschluss gegen Lettland ging in der Verlängerung verloren, die Ausgangslage vor dem Viertelfinale gegen Deutschland ist hervorragend.

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Grossen Anteil am Schweizer Höhenflug haben die Verstärkungen aus Übersee. Von den insgesamt sechs NHL-Spielern im Nati-Kader stechen in puncto Einfluss aufs Scoreboard zwei besonders heraus: Denis Malgin ist mit zwei Treffern und vier Assists der aktuelle Topskorer der Schweiz. Und Nino Niederreiter hat an der WM schon viermal eingenetzt, wodurch er der derzeit treffsicherste Nati-Akteur ist. 

Über 7 Millionen pro Jahr für Fiala und Hischier

Die vier Schweizer Angreifer und die zwei Verteidiger aus der NHL gehören an der diesjährigen WM, an der vergleichsweise wenige Spieler aus der stärksten Eishockeyliga der Welt mit dabei sind, allesamt zu den grossen Stars. Das zeigt ein Blick auf die teilweise üppigen Lohnsummen, die sie einstreichen. 

Der Topverdiener aus dem Schweizer WM-Kader ist Kevin Fiala. Der 26-jährige St. Galler mit tschechischen Wurzeln unterschrieb im vergangenen Sommer bei den Los Angeles Kings einen Vertrag bis 2029, der ihm insgesamt 55,125 Millionen Dollar einbringt. Durchschnittlich sind das 7,875 Millionen Dollar pro Jahr. Nur leicht weniger bekommt Nico Hischier bei den New Jersey Devils. Sein Siebenjahresvertrag von 2020 sichert dem Walliser jährlich 7,27 Millionen Dollar im Schnitt zu. 

Nino Niederreiter wurde im vergangenen Februar zu den Winnipeg Jets getradet. Die kanadische NHL-Franchise übernahm den gültigen Vertrag, den der Bündner mit den Nashville Predators erst im Sommer 2022 über zwei Jahre abgeschlossen hatte. Er verdient damit weiterhin 4 Millionen Dollar im Jahr. Zu einem vergleichsweise moderaten Lohn lief diese Saison Jonas Siegenthaler für die Devils aus New Jersey auf. Der Clubkollege von Hischier erhielt 1,125 Millionen Dollar. Ab kommender Saison streicht der Zürcher, der sich zu einem der besten Defensivverteidiger der Liga entwickelt hat, aber durchschnittlich 3,4 Millionen Dollar pro Jahr bis 2028 ein. 

Nationale Superstars kratzen an der Million

Die zwei verbleibenden Schweizer NHL-Spieler, die an der WM auf dem Eis stehen, heben sich mit ihren geldlichen Vergütungen nicht stark von jenen der Kollegen aus der Schweizer Liga ab. Denis Malgins auslaufender Vertrag mit den Colorado Avalanche bringt ihm den jährlichen Mindestlohn von 750'000 Dollar ein. Und Janis Jérôme Moser verdient in der Wüste bei den Arizona Coyotes das Einsteigersalär von aktuell 925'000 Dollar.

Im Gegensatz zur NHL werden in der höchsten Schweizer Eishockeyliga die Löhne nicht offengelegt. Darum ist es auch ein gut gehütetes Geheimnis, wie viel die Spieler in der National League genau verdienen. Experten gehen jedoch davon aus, dass nationale Superstars – aus dem aktuellen WM-Kader sind das beispielsweise SCB-Verteidiger Romain Loeffel oder Fribourg-Gottéron-Angreifer Christoph Bertschy – im Jahr zwischen 600’000 und 900’000 Franken erhalten. Bei NL-Schlüsselspielern, die bei der Nati eher Ergänzung sind oder als Zukunftshoffnung gelten, liegt der Brutto-Jahreslohn bei 350’000 bis 500’000 Franken.

Finne ist der grösste WM-Star

Mit den Löhnen der Schweizer Top-Cracks aus der NHL können nur wenige andere WM-Fahrer mithalten. Selbst der Tscheche Dominik Kubalík, der aktuelle Topskorer des Turniers mit Vergangenheit in der Leventina beim HC Ambrì-Piotta, erhält bei den Detroit Red Wings jährlich «nur» 2 Millionen Dollar. Übertrumpft werden die NHL-«Eisgenossen» nur vom wohl grössten Star der WM: Mikko Rantanen. Der Stürmer des Co-Gastgeberlands und Titelverteidigers Finnland kommt dank seinem Sieben-Jahres-Vertrag bei den Colorado Avalanche auf ein durchschnittliches Gehalt von 9,25 Millionen Dollar pro Jahr.

Dass die Schweizer NHL-Akteure zu den bestverdienenden Spielern an dieser WM gehören, hat – neben der Sperre von Russland – wesentlich mit der langen Abwesenheitsliste von Eishockey-Superstars zu tun. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Erstens pausiert die wichtigste Liga der Welt während einer WM nicht, sondern hält gleichzeitig die Playoffs ab. Zweitens erteilen auch jene NHL-Franchises, die aus dem Rennen um den Stanley Cup ausgeschieden sind, die Freigabe für ihre Spieler nicht. Und drittens müssen die nationalen Verbände die NHL-Spieler für die Zeit während der WM selbst versichern, was sie sich teilweise nicht leisten können.

Ein Beispiel für den letzten Punkt ist Timo Meier. Der 26-jährige Stürmer ist aktuell vertragslos, wird aber zeitnah den Vertrag seines Lebens unterschreiben. Kolportiert wird bei einer Laufzeit von sechs bis neun Jahren eine Gesamtlohnsumme von 70 bis 90 Millionen Dollar. Weil er eine verhängnisvollen Verletzung nicht riskieren will, verzichtet Meier von sich aus auf die WM. Der Schweizer Verband hätte die hohe Versicherungsprämie für den Stürmerstar sowieso nicht stemmen können, wie Sportdirektor Lars Weibel vom Schweizer Verband offen zugegeben hat. 

Ein weiterer prominenter WM-Abwesender in den Schweizer Reihen ist Roman Josi. Der Captain der Nashville Predators hat aus gesundheitlichen Gründen von einer Teilnahme abgesehen. Mit einem durchschnittlichen Jahreslohn von 9,059 Millionen Dollar ist er der Topverdiener aller Schweizer NHL-Spieler.

Fussballer Akanji übertrumpft die Hockeyaner

Ob mit oder ohne Josi gerechnet: Die bestverdienenden Schweizer Nati-Spieler können mit ihren Löhnen durchaus mit ihren kickenden Landsmännern mithalten. Einzig Manuel Akanji schwebt über allen. Der Innenverteidiger kassiert beim englischen Top-Verein Manchester City laut Berichten 11 Millionen Euro, was 11,89 Millionen Dollar sind.

Xherdan Shaqiri ist zwar der Kohle-König in der US-amerikanischen Liga MLS, streicht mit 8,153 Millionen Dollar im Jahr aber nur ein leicht höheres Salär als Kevin Fiala ein – und weniger als Roman Josi. Goalie Yann Sommer besserte seinen Lohn dank seinem Wechsel zum deutschen Rekordmeister Bayern München auf geschätzte 8 Millionen Euro (8,65 Millionen Dollar) auf. Und (Noch-)Arsenal-Profi und Nati-Captain Granit Xhaka kommt auf ein Jahresgehalt von 5,2 Millionen Pfund – oder umgerechnet knapp 6,5 Millionen Dollar. 

Und doch existiert zwischen den zwei Sportarten eine grosse finanzielle Kluft. Das verdeutlicht alleine schon dieser Vergleich: Fussball-Weltmeister Argentinien erhielt Ende letztes Jahr für den Sieg in Katar 42 Millionen Dollar. Die Schweizer Eishockey-Nati würde für einen allfälligen Triumph an der WM 2023 eine Siegprämie von 1,1 Millionen Dollar erhalten. Verteilt auf die total 25 WM-Fahrer wäre dieser Zustupf für die NHL-Stars bloss Sackgeld.