Die Schweizer Sammlung Looser zählt zu den herausragenden Privatsammlungen moderner und zeitgenössischer Kunst im europäischen Raum mit Schwerpunkten in Surrealismus, Abstraktem Expressionismus, Minimal Art und Arte Povera.
Während 40 Jahren hat der 1938 im sanktgallischen Vilters geborene, heute in Zürich ansässige Mäzen Hubert Looser hochkarätige Bilder und Skulpturen, hauptsächlich der Gegenwartskunst, zusammengetragen. Der ehemalige Unternehmer hatte ursprünglich die familieneigene Elco übernommen, eine Firma für Heizsysteme, die er 1973 durch die Walter Rentsch AG für Bürotechnik ergänzte. 1993 zog er sich ins Privatleben zurück und konzentrierte sich fortan auf den Aufbau seiner Kunstsammlung.
Loosers langfristige Leihgabe
Ab 2017 werden 70 Hauptwerke der Sammlung Looser das Zürcher Kunsthaus als langfristige Leihgabe bereichern und in wechselnden Präsentationen im Erweiterungsbau zugänglich gemacht. Die Sammlung wurde 2012 in Wien erstmals ausgestellt und gastierte dann im Jahr darauf als Schweizer Premiere im Kunsthaus Zürich. Wer die damalige Ausstellung verpasst hat, kann nun bis zum 30. Oktober 2016 etliche der Meisterwerke im Museum Folkwang in Essen sehen. Seit 2013 steht das Haus übrigens unter der Leitung von Tobia Bezzola, der zuvor lange Zeit Kurator im Kunsthaus Zürich war.
In der aktuellen Schau stehen 19 hochkarätige Gemälde und Skulpturen aus der Sammlung Looser mit 15 ausgewählten Arbeiten aus der Sammlung des Museums Folkwang im Dialog. Versammelt ist eine über jeden Verdacht erhabene Kunstmarkt-Prominenz, die längst keiner Nobilitierung mehr bedarf. Wir sprechen von Werken von Frank Stella und Richard Serra, Gemälden von Jackson Pollock, Cy Twombly, Willem de Kooning und Franz Kline, Skulpturen von Medardo Rosso und Alberto Giacometti. Europäische Künstler treffen hier auf amerikanische, private Sammeltradition trifft auf Museumstradition.
Vielfältige Wechselbezüge
Die Gegenüberstellung ermöglicht einen Überblick über die wichtigsten Positionen in der Kunst nach 1945. Gezeigt werden vielfältige Wechselbezüge: Die malerische Geste, die Linie, das Prozesshafte, die Materialität oder auch das minimalistisch Spirituelle. Durch die Präsentation zeigen sich erstaunliche Gemeinsamkeiten unter den Werken, Wahlverwandtschaften werden ersichtlich, neue Nachbarschaften kristallisieren sich heraus, Seelenverwandtschaften und Themenbezüge werden deutlich.
Wie selbstverständlich rückt etwa Mark Rothkos «Untitled» in die Nachbarschaft der Farbquadrate von Sean Scully, und Richard Serras raumgreifendes Werk «Finkle-forge» kommuniziert mit Frank Stellas «Tomlinson Court Park». Ad Reinhardt ist mit einer seiner berühmten schwarzen Arbeiten vertreten und Yves Klein mit «MG 28», das für einmal nicht in dem nach ihm benannten Blau, sondern in Blattgold erstrahlt, während Sam Francis, Robert Ryman und Roman Opalka für lichte Begegnungen sorgen.
Spannende Inszenierungen
Entstanden sind spannende raumbezogene Inszenierungen: Surrealismus und Abstrakter Expressionismus, Abstrakte malerische Geste, Prozess und Materie in der Skulptur, Monochromie und Minimalismus sowie «Bilder über nichts». Über fünf Räume spannt sich ein weiter Bogen von der Ecriture Automatique zu Drip und Action Painting, von der abstrakten malerischen Geste über die Monochromie bis hin zur Konzeptkunst. Konkrete Kunst hat Hubert Looser hingegen nicht gesammelt – in seinem Berufsleben sei es schon zu strukturiert genug zugegangen, hat er einmal erklärt. Auch hat er sich in der Kunst der Selbstbeschränkung geübt und stets Qualität vor Quantität gestellt. Das Spekulative hat ihn nie interessiert.