Wenn sich die Leute nach einem Auto – nicht nach der Fahrerin – umdrehen, dann hat der Hersteller vieles richtig gemacht. Dieses Verhalten trifft auf den Kia Soul zu, eine zwar kantige, ja fast würfelartig gezeichnete, aber nichtsdestoweniger charmante Erscheinung im hiesigen Strassenbild. Der neue Soul rollt gegenwärtig zu den Schweizer Händlern, dies zu einem Preis zwischen 22 550 und 32 550 Franken. Nimmt man den britischen Mini aus der BMW Group als Vergleich, dann sind diese Preise konkurrenzfähig.
Der Soul gehört ins Segment der sogenannten Crossover, jener Fahrzeuge also, welche die Eigenschaften eines Sport Utility Vehicle (SUV) mit seinem grosszügigen Platzangebot mit den komfortablen Fahreigenschaften einer Limousine verbinden. Die Designer legten Wert darauf, dass die zweite Modellgeneration sofort als Soul zu erkennen ist. Zum Beispiel durch die charakteristische, bereits beim Vorgänger vorhandene Fenstergrafik, den Kia-typischen Kühlergrill, die hoch positionierten Rückleuchten oder die grosse, an ein SUV erinnernde Bodenfreiheit.
Geändert wurde hingegen eine ganze Anzahl technischer Komponenten. Nach Angaben des koreanischen Herstellers ist die Karosserie völlig neu entwickelt worden. Die wichtigste technische Änderung jedoch betrifft die Plattform. Sie baut auf den aktuellen Cee’d-Modellen auf und ist mit einer überarbeiteten Radaufhängung verbunden.
Eher etwas schwach auf der Brust
Für die Schweiz sind zwei Motoren (1,6-Liter-Benziner mit 132 PS Leistung oder 1,6-Liter-Dieselaggregat mit 128 PS) lieferbar. Sie können wahlweise mit einer 6-Gang-Handschaltung oder mit einem 6-Stufen-Automaten kombiniert werden. Als Verbrauchsangaben nennt der Hersteller 6,5 Liter für 100 Kilometer (Benziner, Handschaltung) oder 4,8 Liter (Diesel, Handschaltung). Die Automatikversionen benötigen circa einen halben Liter Treibstoff mehr.
Eher mittelmässig ist die Spritzigkeit der Motoren, aus den Sitzen reis-sen ihre Leistungen jedenfalls nicht. Für die heutigen Verkehrsverhältnisse, zumal in der Schweiz, sind sie aber allemal ausreichend. Trotzdem bleibt der Wunsch nach etwas mehr «Pfupf» beim Beschleunigen über 100 Stundenkilometern.
Marketing träumt vom Kultstatus
Der Soul hat dafür andere Qualitäten und Aufgaben. Er soll – sein Name deutet darauf hin – zur Seele der Marke Kia werden. Die Marketingabteilung spricht sogar von Kultstatus. Diese Strategie ist nicht ganz neu. Sie wurde in Europa bereits einige Male erfolgreich ausprobiert. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang in erster Linie der Mini oder der Fiat 500. Auch Renault, Citroën oder VW hatten respektive haben derartige Fahrzeuge im Programm.
Für die Koreaner hingegen ist diese Ausrichtung neu. Um Kultstatus sowie Fahrspass fürs Auge sichtbar zu machen, wurde nicht nur die Karosserie in spezieller Weise gestylt. Für den Soul stehen elf Farbtöne zur Wahl. Wer es besonders auffällig mag, lässt sich sein Auto zweifarbig lackieren.
Doch allein zum Auffallen ist ein Auto schliesslich nicht gedacht. Ganz wichtig – Kultstatus hin oder her – sind folgende Fragen: Wie fährt es sich damit? Und sitzt man bequem? In Sachen Sitzkomfort verdient sich der 4,14 Meter lange Wagen (etwas kürzer als der VW Golf, aber deutlich grösser als der Mini) gute Noten. Angenehm überraschen die Platzverhältnisse im Fond, denn dort müssen selbst grossgewachsene Personen den Kopf nicht einziehen. Sitz- und Fahrkomfort sind auf dem Stand der europäischen Wettbewerber im vergleichbaren Preissegment. Nur etwas mehr Dampf wäre nicht zu verachten. Doch das Ziel, Fahrspass zu vermitteln, gelingt den Koreanern. Ob es dem Soul wirklich zum Kultstatus reicht, entscheiden schlussendlich die Kunden. Vielleicht hilft da die Elektroversion mit. Sie folgt in der zweiten Jahreshälfte.
Leistungsdaten
Motor: 1,6-Liter-Benziner: 132 PS
Leistung: 1,6-Liter-Diesel: 128 PS
Beschleunigung 0 bis 100 Stundenkilometer: 10,8 bis 12,2 Sekunden
Energieeffizienz: Kategorien C bis F
Konkurrenten: Mini Countryman, Nissan Note, Opel Mokka, Skoda Yeti, Chevrolet Trax, Citroën C4 Cactus, Ford B-Max