Am Ende ging es schnell. Nachdem die Basler Rechtsprofessorin Monika Roth Mitte Dezember von ihrem Verwaltungsratsmandat bei der Genfer Anlagestiftung Ethos zurückgetreten war, weil Präsident Dominique Biedermann ihr Honorar kürzen wollte, lenkte der streitbare Ethos-Lenker rasch ein.

Umgehend überwies Ethos den Betrag von 39 445 Franken, den Roth in Rechnung gestellt hatte: Sie hatte Ethos anwaltlichen Beistand geleistet in der Klage gegen den Verkauf des Baukonzerns Sika an die französische Saint-Gobain. Ethos war hier erstmals in ihrer Geschichte als Nebenkläger aufgetreten und kämpft mit dem Sika-Verwaltungsrat gegen den Verkauf.

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Roth hatte Ethos äusserst preisgünstig vertreten – der Sika-Verwaltungsrat hat bis April letzten Jahres satte 9,7 Millionen an Anwaltskosten auflaufen lassen, da war Roths Rechnung sehr gemässigt. Doch Biedermann wollte sie mit zweifelhaften Berechnungen dennoch um 10 000 Franken drücken. «Absolut schikanös» sei das, schrieb sie ihm per Mail. 

Der Reputationsschaden ist gross

Biedermanns Niederlage gegen Roth trifft Ethos doppelt: Der Reputationsschaden ist gross, und dazu hat Ethos derzeit keinen Rechtsbeistand mehr bei ihrer Klage. Die Veröffentlichung des zweitinstanzlichen Urteils des Kantonsgerichts Zug in der Sika-Saga steht unmittelbar bevor. Dann muss Ethos entscheiden, ob sie den Kampf als Nebenkläger weiterführen will.

Die Kosten wären zu Marktpreisen mindestens fünfmal höher – für die finanziell klamme Stiftung eine grosse Belastung. Kommt hinzu, dass alle Unterlagen bei Roth liegen und ein neuer Rechtsbeistand sich erst einarbeiten müsste. 

Doch die Sika-Klage dürfte derzeit nicht die grösste Sorge von Ethos sein. Seit die Anlagestiftung am 26. Januar bekannt gegeben hat, dass Biedermann seinen Rückzug plane, läuft offiziell die Suche nach dem Nachfolger. Der Druck war zu gross geworden, nachdem die Post-Pensionskasse mit ihrer ebenfalls aus dem Ethos-Verwaltungsrat zurückgetretenen Leiterin Françoise Bruderer die Zusammenarbeit aufgekündigt und den Verkauf ihrer Ethos-Anteile angekündigt hatte.

Nebulöse Mitteilung

Es war offenbar Vizepräsident Hanspeter Uster, der Biedermann zum Verzicht drängte. Allerdings ist die Mitteilung im entscheidenden Punkt so nebulös formuliert, dass nicht sicher ist, ob der langjährige Vormann wirklich abtritt. «Das glaube ich erst, wenn ich es sehe», sagt ein Ex-VR-Mitglied. 

Der Grund: Biedermann hat lediglich bekannt gegeben, dass der zur Generalversammlung vom 14. Juni als VR-Präsident von Ethos Services zurücktritt. Dabei handelt es sich um die Dienstleistungstochter von Ethos. Doch sie wird von der Ethos Stiftung kontrolliert – und da, so heisst es, wird Biedermann das Präsidium erst «so bald wie möglich» niederlegen.

Damit ist es Biedermann selbst, der seinen Nachfolger für die Tochterfirma sucht, aber als Präsident der Stiftung noch im Amt bleibt. Die Kandidatensuche wird dadurch massiv erschwert: Wer will das Präsidium von Ethos Services übernehmen, wenn nicht klar ist, ob und wie lange Biedermann die Firma noch kontrolliert?

Unklar ist auch, welche Rolle Vize Uster spielt. Er zählte intern lange zu den Biedermann-Kritikern um Roth und Bruderer, legte dann aber eine erstaunliche Wende hin. Eine Interpretation ist, dass er selbst Präsident der Stiftung werden will. Doch da schweigt er: Gegenüber BILANZ wollte er sich zu diesem Punkt nicht äussern.