Das Erste Deutsche Fernsehen (ARD) trommelt in diesen Tagen für eine Premiere: Am 9. und 10. Oktober, jeweils zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr, will der öffentlich-rechtliche Sender den Zweiteiler «Der Verleger» ausstrahlen.

Wenn auch der Name des Titelhelden ausdrücklich verschwiegen wird, weiss so ziemlich jeder Zuschauer, wessen Leben der Mime Heiner Lauterbach in dem Streifen spielfilmerisch darzustellen versucht: Axel Cäsar Springer, den genialen Gründer des grössten deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenverlages («Bild», «Welt», «Hörzu»).

«Abwarten», droht im Vorfeld Raimund Nicolaus Springer, der einzige (überlebende) Sohn des Zeitungszaren, aus der Schweizer Wahlheimat. «Mich hat niemand angefragt», sieht der Junior nämlich seine Persönlichkeitsrechte verletzt. Ungefragt blieben angeblich auch Springers Tochter Barbara sowie die Enkel Axel Sven und Ariane. «Mein Vater war eine Person der Zeitgeschichte», räumt der Namensträger ein, «ich bin es aber nicht.» Drum sucht Nicolaus Springer von der Schweiz aus Auswege, nicht einmal indirekt ins Rampenlicht gezerrt zu werden. Ein Anwalt prüft in seinem Auftrag rechtliche Schritte.

Der Berliner Jurist Christian Scherz, als Spezialist für Persönlichkeitsrechte vom federführenden Fernsehsender, vom Norddeutschen Rundfunk (NDR), konsultiert, sieht hingegen keinerlei rechtliche Probleme. «Da ist mal ein Junge zu sehen», räumt der Jurist ein, «für den Bruchteil einer Sekunde.»

Dabei ist für den Springer- Junior das Verlagskapitel längst abgeschlossen. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1985 gehörte er natürlich zur Erbengemeinschaft, die ihre gesamten Wertpapiere damals in der Axel Springer Gesellschaft für Publizistik KG gepoolt hatte. Das Kommando darüber hatte zwangsläufig die meistbegünstigte Witwe Friede Springer, die fünfte Gattin des Verlegers und Stiefmutter von Raimund Nicolaus. Kreativität der Nachkommen war eh nicht gefragt. Der Erblasser hatte vorsorglich Testamentsvollstreckung diktiert – für 30 lange Jahre. Sowohl die erstgeborene Tochter Barbara, durch Heirat in der Schweiz eingebürgert, als auch der Sohn liessen sich deshalb ihre Anteile gern für einen dreistelligen Millionenbetrag von Friede Springer abkaufen.

Zum Jahresende nun hat die Witwe die Verträge der Publizistik KG gekündigt. Jetzt wollen wohl auch die Enkel kassieren. Friede Springer demonstriert damit allerdings auch, was ihr keiner zugetraut hatte.

Sie ist «Die Verlegerin». Wann zeigt das Fernsehen wohl diesen Film?
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