Peter Thiel hat einen. John Fredriksen ebenso. Ob schwerreicher Investor aus dem Silicon-Valley oder norwegischer Grossreeder, einen Plan B zu haben ist in unsicheren Zeiten von Vorteil. Man weiss ja nie, wann die nächste Revolution ausbricht. Beide Milliardäre haben sich deshalb eine zweite Staatsbürgerschaft für den Fall der Fälle zugelegt. Thiel kaufte sich im 2011 einen neuseeländischen Pass, Fredriksen bereits vor über zehn Jahren einen zypriotischen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Und sie sind nicht alleine. Die Nachfrage steigt. Wie auch das Angebot. Denn immer mehr Regierungen setzen auf sogenannte «Cash for Passports»-Programme um ihre leeren Staatskassen zu füllen. Dabei geht es darum, Personen die Staatsbürgerschaft im Gegenzug von Investitionen in die Wirtschaft oder Einmalzahlungen in die Staatskasse zu vergeben. Der Markt boomt und wird mittlerweile auf über 2 Milliarden Franken geschätzt.

In der Karibik führt diese Entwicklung gar zu Dumpingpreisen. So gibt es etwa für schlappe 100'000 US-Dollar den dunkelblauen Pass des Zwergstaats Antigua & Barbuda. Mehrere Karibikstaaten wetteifern, um das billigste Angebot im Markt zu offerieren.

«Komm ich zeig dir meine Passsammlung»

Für die Superreichen ist die Investition Versicherung, Vehikel zur Steueroptimierung und Türöffner zugleich. Andere vergleichen die gekauften Pässe gar mit Kreditkarten. Falls eine Kreditkarte mal nicht funktioniere, so müsse man eben eine zweite zur Hand haben. Und genau so sei es doch auch mit Reisepässen, meint etwa der Schweizer Jurist Christian Kälin.

Der Zürcher gehört zu den Marktführern im Business mit Pässen. Als Präsident der Kanzlei Henley & Partners (HP) berät er Regierungen, die ins «Cash for Passports»-Business einsteigen möchten, aber auch Superreiche, die einen Pass kaufen wollen. Kälins Geschäft floriert. Gegenüber Bloomberg.com sagt der Passhändler nun: «Wenn du eine Yacht und zwei Privatjets hast, so brauchst du als nächstes einen maltesischen Pass“ wird Kälin zitiert. Und weiter: «Es ist das neuste Statussymbol. Wir haben Klienten, die einfach gerne ein paar Pässe sammeln.» 

Keine kritischen Fragen erlaubt

Ob derart viel Angeberei dem Geschäft gut bekommt? Denn die Kritik am Handel mit Staatsbürgerschaften nimmt zu. Oft sind die Passkäufer nämlich zwielichtige Gestalten, die versuchen vor den Behörden ihres Heimatlandes zu fliehen. Gerade im Zusammenhang mit Steuerflucht und -hinterziehung, aber auch Korruption und Terrorismus ist das problematisch.

Die Branche setzt deshalb eigentlich vermehrt auf Diskretion und Imagepolitur. So auch beim jährlichen Treffen der Branche in Genf im Juni. Gelungen ist dies den Passhändlern aber nicht wirklich. Als zwei Journalisten von «Le Monde» kritische Fragen stellten, wurden sie von den Veranstaltern kurzerhand aus dem Konferenzsaal geworfen. Umso mehr überrascht nun Kälins offensives Werben bei Bloomberg.