In Europa sind das die Fullsize-SUV, die Vollfettversionen also. Nicht mehr die grosse Mode in Zeiten des CO2-Alarms, doch immer noch begehrt. Und der Mercedes ML gehört zu den Gründungsmitgliedern des Vereins. Er war nie der Beste im Gremium und auch nicht der Meistgekaufte, aber der mit dem Stern. Und das adelt, wie jeder weiss. Nun kommt er in dritter Auflage, und wir sind gespannt: Schafft der ML endlich, was das Markenimage verspricht? Kann er die Konkurrenz niederringen? Wir konfrontieren den ML 350 Bluetec mit dem X5 30d von BMW und dem VW Touareg V6 TDI, alles Sechszylinder, die Diesel verbrennen.

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Überblick: Alle News und Test zur Mercedes M-Klasse

Schon die Papierform macht klar: Der neue Benz übertrifft seine Widersacher in der Leistung (258 PS statt 245), vor allem aber im Preis. Nackt kostet der 350er bereits knapp 59.000 Euro, 6500 mehr als der (keineswegs lumpige) Touareg. Mit den wichtigsten Extras des Testautos (Luftfederung, Wankstabilisierung, 19-Zoll-Räder) kommen 65.396 Euro zusammen. Dafür erhält der Kunde freilich einen Wagen, der optisch hohen Respekt gebietet. Da sichert das grössere Maul die Position im oberen Bereich der Machoskala. Auch innen leuchtet ein, warum ein ML so viel Geld kostet: Es sieht richtig nobel aus. Die Stilisten haben sich diesmal Mühe gegeben, was angesichts der Innenräume bei BMW und VW ja auch geboten war. Der Trend geht in diesem SUV-Segment sichtlich in Richtung Luxusklasse, alle möchten inzwischen Range Rover spielen.
Überblick: Alle News und Tests zu Mercedes

Sachlich gesehen überzeugt im ML besonders das Platzangebot. Vier Personen sitzen sehr entspannt in luftiger Höhe auf bequemen Polstern. Diese Raumfülle unterscheidet die grossen SUV auch deutlich von ihren Geschwistern eine Klasse tiefer, die diesbezüglich oft enttäuschen. Wobei es im X5 und im Touareg aber nicht weniger kommod zugeht als im ML. Sein Trumpf ist die Grösse des Laderaums: Wenn anspruchsvolle Transportaufgaben anstehen, dann sollte es der Mercedes sein. Das passt auch bestens zum Charakter, denn seine Kür ist das Reisen, und zwar das entspannte. Das V6-Triebwerk stemmt das schwere Gefährt (leer 2,3 Tonnen, voll beladen 2,95) ohne grosse Mühe und akustisch dezent auf bis zu 224 km/h. Wind- und Reifengeräusche bleiben dezent im Hintergrund, und die Luftfederung bügelt die Unebenheiten der Autobahnen und Fernstrassen sauber weg. Sehr angenehm, dieser Komfort.

Gleichwohl zeigen sich auf schlechten Fahrbahnen die Grenzen des Fortschritts: Nun kommt der Mercedes plötzlich nicht mehr zur Ruhe, verteilt auch mal heftige Stösse. Ein Trost: Die neue, leider extrem teure (3689 Euro) Wankstabilisierung lindert das Übel (sie hält die Karosserie im Lot) und nützt obendrein dem Handling. Wechselkurven nimmt der neue ML viel leichtfüssiger und kursstabiler als der Vorgänger. Nur das grob zupackende ESP stört bisweilen. Für die Freude am Fahren – gemeint ist die forcierte Gangart – bleibt indessen immer noch BMW zuständig.

Überblick: Alle News und Tests zum BMW X5

Das beweist der X5 nachdrücklich. Sein Reihensechszylinder knurrt, röhrt und legt dabei los wie ein von der Leine gelassener Rottweiler. Und in Kurven scheint er eine Tonne leichter zu sein als seine Konkurrenten, so agil wetzt er hindurch. Leicht gängige, präzise Lenkung, subtile Elektronik, die beste Automatik im Vergleich, da stimmt alles. Im Gegensatz zu Mercedes und VW begnügt sich der BMW mit Stahlfedern (die hinteren Luftbälge dienen der Niveauregulierung), unser Testwagen verfügt aber zusätzlich über "adaptive Drive" (adaptive Stossdämpfer, Wankausgleich). Dergestalt verkündet der X5 seine Botschaft dann laut und klar: BMW kann inzwischen auch Federung. Unsere stark gefurchte Komfortstrecke steckt keiner so gelassen weg wie der X5. Sehr beeindruckend. Dass wir am Ende vielleicht doch lieber im ML verreisen würden, hat andere Gründe: Der X5 ist lauter (mehr, als es die Messwerte verraten), und er bietet weniger Raum für Gepäck.

Überblick: Alle News und Tests zum VW Touareg

Letzteres ist auch dem Touareg anzukreiden. Aussen gibt er den Brummer, aber innen passen höchstens 1642 Liter Gepäck rein. Und die erlaubte Zuladung von 574 Kilogramm ist für ein Auto dieses Kalibers auch nicht berühmt. Wem das genügt, der geniesst indessen das Gefühl, gut eingekauft zu haben. Der VW kommt deutlich günstiger als seine Kontrahenten, wirkt aber eher teurer. Jedenfalls strahlt er innen die Solidität eines Panzerkreuzers aus – als könne hier selbst eine Bombe keinen Schaden anrichten. Panzergefühle ziehen freilich auch beim Fahren auf, denn der Touareg gehört noch zu den SUV, die ihre Tonnage nicht verheimlichen können. Beim Kurswechsel spürt der Fahrer die Massenträgheit, während das Schiff die Schlagseiten wechselt. Das Steuer reagiert vergleichsweise träge, und auf schlechten Fahrbahnen geht es auf den Sitzen turbulent zu wie in stürmischer See. Auch auf der Autobahn bleibt der VW nicht immer gelassen: Seine Federung reagiert auf kurze Stösse unwirsch, raue Beläge sorgen für laute Abrollgeräusche.

Leicht verstaubt wirkt er in dieser Gesellschaft, daran ändert auch die Start-Stopp-Automatik nichts (im BMW nicht erhältlich). Immerhin verhilft sie dem Touareg zu einem kleinen Verbrauchsvorteil. So ist der VW zwar ein hochwertiges Auto, aber eben kein Testsieger. Diese Position gebührt nun dem Mercedes ML. Hier ist er der Boss, auch weil er ein SUV ist, der versucht, politisch korrekt zu sein: Nur er bietet optimale Sicherheitsvorsorgen, nur er erfüllt die ultrastrenge EU-6-Abgasnorm. Na also.

Weitere Details und zur Bildergalerie (beide Links gehen zu autobild.de).