Nein, ein sehnig-fragiles Sportlerchen ist der 911 schon seit längerem nicht mehr. Mit inzwischen mehr als 4,50 Metern Länge und vor allem der um vier Zentimeter (!) breiteren Spur fährt die neue Elfer-Generation, im Porsche-Jargon 992 genannt, derart bullig vor, dass sie selbst neben Zwölfzylinder-Ferraris nicht mehr wie die schüchterne kleine Schwester wirkt.
Das neue Leuchtenband am Heck verbreitert den heissen Hintern optisch noch zusätzlich, der mächtige Schlund leistet an der Front desgleichen. Dass diese für manche Geschmäcker etwas brav ausgefallen ist, dürfte daran liegen (zumindest wird so spekuliert), dass sich Porsche-Designchef Michael Mauer noch Spielraum für Verschärfungen aufheben wollte, wenn die hochmotorisierten Varianten à la Turbo und GT3 auf den Markt kommen.
Zeitgemässes Bedienfeld im Inneren
Technisch hat sich der Elfer weiter verbessert. Am sichtbarsten wird das im Interieur: Nun findet sich auch im Stuttgarter Klassiker ein zeitgemässes Bedienfeld. Die Mittelkonsole leidet endlich nicht mehr unter der alten Knöpfe-Ameisenarmee, die möglichst viele Funktionen direkt ansteuerbar halten wollte.
Das Cockpit informiert nun digital, bis auf das mittlere der fünf Rundinstrumente, wie immer der Drehzahlmesser, der weiterhin analog anzeigt, allerdings mit einer neuen Zahlen-Typografie. Ihre neue Modernität, dem digitalen Zeitalter geschuldet, lässt den alten Porsche-Charme vermissen. Nur noch am Heck findet man nun die charakteristisch geneigten Lettern. Vielleicht auch hier nicht mehr lange.
Den Knüppel auf der Mittelkonsole, mit dem man bisher die Gänge sequentiell schalten konnte, haben die Stuttgarter übrigens durch einen Stummel ersetzt, der nur noch als «Fahrrichtungs-Wählhebel» zu betrachten sei. Für Traditionalisten unschön, für alle anderen kaum der Rede wert.
Nächste Generation kann alles noch besser
Genauso wenig jedenfalls wie die Umstellung vom Saugmotor auf Turbos: heiss diskutiert zunächst, dank der überlegenen Performance heute kein Thema mehr.
Und wenn es so etwas gibt wie eine Konstante in der wechselvollen Geschichte des Elfers, der schon viele ikonische Details (klassische Stossstange, Luftkühler, Sauger) aufgeben musste, dann diese: Egal wie perfekt sich die aktuelle Generation zu fahren scheint, die nächste kann alles noch viel besser. Wir hatten kürzlich die Chance, den aktuellen Elfer auf einer kleinen Rennstrecke mit dem hochgerüsteten GT3 RS der vorigen Generation zu vergleichen: Der Neue schlug sich beängstigend gut. Und seine stärkeren Brüder kommen erst noch.
Porsche 911
Antrieb: 3-Liter-Sechszylinder-Boxer
Verbrauch: 8,9 Liter Super Plus
Leistung: 450 PS (331 kW)
0–100 km/h: 3,7 s
Vmax: 308 km/h
Preis: ab 156 700 Fr. (als Carrera S)