Was ist Luxus, habe ich mich gefragt: Ein neuer McLaren? Der Monster-SUV Cullinan von Rolls-Royce? In Zeiten uferloser Verzichtsdebatten (fliegen, Fleisch essen, Sprit verbrennen) hätte wohl der neue E-Porsche gepasst als Mittelsmann zwischen der alten und der neuen Welt, aber den hatten wir schon. Und mit Verzicht hat ein 2,4-Tonnen-Sportbolide für über 230 000 Franken auch nicht allzu viel zu tun, sondern eigentlich eher nichts.

Andererseits: Wohnt nicht auch dem Verzicht ein Zauber inne? Liegt Luxus nicht auch in der Reinheit, der Reduktion aufs Wesentliche? Wenn sich Milliardäre wie Hansjörg Wyss mit einem klapprigen Uralt-Subaru bescheiden oder wie Amag-Gründer Walter Haefner in einem VW Käfer, zuletzt Skodas kleinem Fabia verkehrten (allerdings PS-seitig etwas aufgemotzt), kann dieses Konzept auch für uns Normal- und Nichtvermögende nicht falsch sein.

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Walter Haefner lässt grüssen

Da kommt der Skoda Scala ins Spiel. Nachfolger des zu klein geratenen Rapid, ist der Scala seinem Bruder VW Golf in der Grösse entwachsen. Zwar geht es auf den Vordersitzen sportlich-knapp zu, aber hinten und im Kofferraum wartet viel Raum, der durch das Umklappen der teilbaren, gut konturierten Sitze auch noch kräftig erweitert werden kann. Den Mietlieferwagen kann man sich selbst zur jährlichen Ikea-Wallfahrt sparen.

Wie üblich beim Value-for-money-Brand Skoda gibt kein Detail des Fahrzeugs Rätsel auf: weder das neutrale Fahrverhalten, das Optimisten vieles erlaubt und noch mehr verzeiht, noch das klare Cockpit mit wohltuend wenigen Knöpfen.

Skoda Scala

Skoda Scala: Ein klares Cockpit mit wohltuend wenigen Knöpfen.

Quelle: ZVG

Das Exterieur hingegen demonstriert den Ehrgeiz der Tschechen, die gern von «mehr Emotionalität» sprechen, damit aber den Schwestern VW und Audi auf den Pelz rücken; die weit heruntergezogene Heckscheibe und der freche, grossformatige Schriftzug «SKODA» zwischen den Rückleuchten zeugen von gewichtigem Selbstbewusstsein und sprechen auch Kunden an, die nicht jeden Rappen spalten müssen. Walter Haefner lässt grüssen.

Mehr Auto braucht kein Mensch

Die Brust der Tschechen wird noch breiter sein, wenn sie demnächst die Neuauflage des Octavia präsentieren, quasi der ältere Bruder des Scala und Schweizer Marktführer, noch vor dem VW Golf. Der Octavia ist das erwachsenere Auto. Aber den meisten Kunden dürfte schon der Scala alle vorstellbaren Bedürfnisse befriedigen. Der gehört in die Kategorie: Mehr Auto braucht kein Mensch.

Es kann natürlich sein, dass man mehr möchte, als man braucht. Aber das ist eine ganz andere Diskussion. Dazu dann demnächst mehr.

Skoda Scala
Antrieb: 1,0-Liter-VX-Benzinmotor
Verbrauch: 5,0 Liter Super
Leistung: 95 PS (70 kW)
0–100 km/h: 10,9 s
Vmax: 188 km/h
Preis: ab 20 830 Franken