Gibt es endlich ein Medikament gegen Alzheimer? Die Hoffnung war gross, als die US-Heilmittelbehörde FDA Anfang Juni für ein Mittel der Firma Biogen die Zulassung erteilte. Doch die Zweifel an der Wirkung von Aduhelm – so der Markenname – breiten sich aus.
Gestern gaben zwei wichtige amerikanische Spitalgruppen bekannt, dass sie Aduhelm nicht einsetzen wollen: Für Mount Sinai und die Cleveland Clinic ist der Nutzen von Aduhelm für die Patienten nicht genügend erwiesen. Hinzu kam, dass auch einige Versicherer die Vergütung verschieben – und ein Panel des Institute of Clinical and Economic Review, einer unabhängigen Prüfungsstiftung in Boston, kam auch zu einem sehr kritischen Befund: Mit 15 zu 0 befanden die befragten Experten, dass Aduhelm den Betroffenen «net health benefit» biete.
Spitäler, Versicherer, Politik, FDA
In der Folge sackte die Biogen-Aktie gestern an der US-Börse um knapp 7 Prozent ab. Biogen hatte gehofft, mit dem Alzheimer-Medikament – entwickelt an der Universität Zürich respektive von der Biotech-Firma Neurimmune in Schlieren und danach einlizenziert – gegen 9 Milliarden Dollar Jahresumsatz erzielen zu können. Der Preis für Aduhelm im US-Markt wurde so festgesetzt, dass es die Patienten respektive ihre Versicherungen 56'000 Dollar pro Jahr kostet.
Die FDA selber hatte das Plazet erteilt, obwohl sich ihr Beratungs-Gremium kritisch geäussert hatte. Nach der Zulassung am 7. Juni 2021 hatte es immer wieder Kritik gesetzt, so dass inzwischen auch Politiker im Kongress in Washington eine Untersuchung des Vorgangs gefordert haben. Am 9. Juli reagierte die FDA selber: Die interimistische Chefin, Janet Woodcock, beantragte beim Office of the Inspector General (der Einheit zur Überwachung der Administration), dass der Vorgang der Bewilligung überprüft werde.
(«Reuters», «Bloomberg» – rap)