Sie denken nicht daran, Platz zu machen, stehen eisern Kopf an Kopf. Der Weg auf dem ehemaligen Seychellen-Pirateninselchen Moyenne ist schmal. Keine der zwei mit roten Punkten markierten Riesenschildkröten weicht auch nur einen Millimeter. Endlich schiebt sich die Aufwärtsstrebende an dem unbeweglich liegenden anderen Riesenpanzer mühsam vorbei. Munter zwitschernd fliegen bunte Vögel umher im regenwaldähnlichen Grün. Ein hoher Baum hängt voller Flughunde, von denen einige ab und zu mit riesiger Spannweite eine Runde drehen. Tief unten schwappt träge das blaugrüne Wasser an den schneeweissen Strand. Im Schatten hoher Palmen dösen einige der Passagiere des Katamarans Pegasus, der draussen ankert. Andere erkunden die Unterwasserwelt und treffen dort ausser auf etliche Seesterne oder schöne Korallen auf Hawksbill-Meeresschildkröten. Gleich wird die Crew zum Barbecue am Strand rufen.

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Es ist einer der märchenhaften sieben Tage, an denen die 38 Passagiere auf der weissen «Pegasus» – so genannt nach dem geflügelten weissen Pferd in der griechischen Mythologie – mitten im Indischen Ozean von Insel zu Insel über das Wasser getragen werden – natürlich unter griechischer Flagge. Einige der Eilande bestehen aus phantastischen, bis 900 Meter hohen Granitformationen, andere ragen flach über dem Wasserspiegel auf. Wir lernen beide Arten in ihrer Vielfalt kennen, die zugleich ein Paradies für friedliche Tiere vieler Spezies sind. «Giftige oder wilde Tiere gibt es hier nicht», erklärt gleich am ersten Abend Guide Donny im gemütlichen Salon des Katamarans, nachdem er den turbulenten Hafen Mahé verlassen und gegenüber vor der kleinen Insel St. Anne für die Nacht geankert hat. Es ist Zeit für eine erste Schwimmorgie.

Früh am nächsten Morgen werden die Anker gelichtet. Nach vier Stunden liegt die «Pegasus» vor der Insel Curieuse. Ab jetzt wird ausgebootet, denn einen Kai gibt es nur im Hafen Victoria von Mahé und auf Praslin. Hauptbewohner der Insel Curieuse, die Teil des Marine-Nationalparks ist, sind Riesenschildkröten, die träge vor sich hin liegen oder schwerfällig umherkriechen. Man läuft ständig Gefahr, über sie zu stolpern. Als jemand eine Bananenschale verliert, stemmt sich plötzlich einer der Giganten auf alle vier walzenförmige Beine, gibt Gas und stürzt sich förmlich auf den Leckerbissen. Andere strecken den Hals in die Höhe, um gekrault zu werden. Emsig sind zwei Kolosse dabei, sich zu paaren – was technisch gar nicht so einfach zu sein scheint. Bei der Wanderung über dieses von Menschen unbewohnte Eiland ragen beeindruckende Granitformationen aus der tropischen Vegetation in den blauen Himmel. Hier sehen wir auch erstmals die berühmte, weil so weiblich geformte Coco de Mer und Grösste aller Nüsse, die es nur noch im Botanischen Garten von Praslin gibt.

Entdecken an Land, geniessen an Bord

Zurück auf der «Pegasus» mit ihren grossen Kabinen und Suiten empfangen Marina und Angélique die Gäste mit kühlen Säften. Olga mixt an der Bar Cocktails. Dienstbare Geister verwöhnen uns in jeder Hinsicht, ob im gemütlichen Salon oder auf dem Sonnendeck mit aufmerksamem Service bei allen Mahlzeiten. Chefkoch Rufus überrascht zweimal täglich mit feinstem Gourmetessen, das niemand erwartet hatte. Das Geheimnis: Rufus war vorher Chefkoch im «Hilton» auf Silhouette und in anderen Fünfsternehotels der Seychellen.

Im Zickzack kreuzen wir zwischen kleinen und kleinsten Inseln wie Cousin, auf der Tausende Vögel brüten, zum Teil unmittelbar auf der Erde. Von einer Expertin der kleinen Forschungsstation geführt traben wir im Gänsemarsch vorsichtig durch die bewaldete Sandlandschaft. Schneeweisse Feenseeschwalben brüten ihre Jungen artistisch balancierend auf einem blanken Ast aus, während die seltenen Rosenseeschwalben mit zwei unglaublich langen Schwanzfedern unbesorgt auf der Erde brüten. Geologisches Kontrastprogramm ist die nördlichste Granit-Miniinsel Aride. Schwitzend erklettern wir über Stock und Stein, wieder sorgsam geführt, bei etwa33 Grad den ganze 134 Meter hohen Gros la Tête. Phantastisch ist der Blick auf Eiland und Meer. Wie Flugzeuggeschwader kreisen Fregattvögel im Aufwind über dem Wasser.

Schnorchelnd im glasklaren Wasser geraten wir in einen Schwell und werden heftig gegen einen Felsen gechleudert. Doch es ist eine grosse Hawksbill-Meeresschildkröte, die sich durch den Zusammenprall überhaupt nicht stören lässt. Parallel werden wir nun hin und her gespült – eine wunderbare Chance, eines dieser Urtiere, die sich durch strengen Naturschutz zum Glück wieder vermehren und hier auf einigen der Inseln schlüpfen, in aller Ruhe zu beobachten. Später auf La Digue geniessen wir Strand und Wasser. Auf Praslin fasziniert der regenwaldähnliche botanische Garten.

Alle Passagiere sind Individualreisende aus Ländern rund um den Globus, die das Inselhüpfen mit der «Pegasus» eingeschoben haben, um bequem vor allem die Vielfalt der kleinen naturgeschützten Inseln kennen lernen zu können. Am letzten Abend nach dem lukullischen Captains Dinner lassen sich alle noch einmal mitreissen von der feurigen kreolischen Musik und dem Hüftschwung der Seychellois.