Jahrelang stand Tim Cook tief im Schatten der übergrossen Figur von Steve Jobs - des Apple-Gründers, Chef-Visionärs und begnadeten Verkäufers. Nach der Zeit als Manager des Tagesgeschäfts und Ersatzspieler tritt der Cook nun aber fest in Jobs' übergrosse Fussstapfen.
Neben Jobs gilt der 50-Jährige als einer der wichtigsten Architekten des wirtschaftlichen Erfolgs des iPhone- und iPad-Herstellers. Als für das Tagesgeschäft zuständiger «Chief Operating Officer» hatte er dafür zu sorgen, dass nach der Umsetzung der kühnen Visionen am Ende des Tages schwarze Zahlen in den Büchern stehen. Das US-Magazin «Fortune» würdigte Cook als «das Genie hinter Steve».
Jobs holte den Compaq-Manager 1998 zu Apple - und Cook griff beim damals ums Überleben kämpfenden Unternehmen schnell durch. Er schloss eigene Produktionswerke und setzte auf Auftragsfertiger. Er liess die Lagerbestände von Monaten auf Tage schmelzen. Das half Apple, bei dem schnellen Modellwechsel in der Elektronik-Branche keine Auslaufgeräte als Altlasten herumliegen zu haben.
Ähnlich wie Jobs gilt Cook als öffentlichkeitsscheuer Workaholic, der auch mal E-Mails mitten in der Nacht verschickt - und oft ähnlich schwierig im Umgang ist. Cooks Management-Stil illustrierte «Fortune» mit folgender Anekdote aus den 1990er Jahren:
Apple-Manager um Cook beraten über ein Problem in Asien. «Das ist schlimm», sagt er. «Jemand sollte sich direkt in China darum kümmern.» Eine halbe Stunde später blickt er einem der Anwesenden ins Gesicht und fragt: «Warum sind Sie eigentlich noch hier?».
(rcv/tno/sda)