INGVAR KAMPRAD | VD

Möbelhandel | Finanzgeschäfte | 14–15 Milliarden

Juristen im Tross des Ikea-Gründers Ingvar Kamprad gelten als humorlos. Die Werbegestalter des weltgrössten Möbelhausfilialisten hingegen treffen oft den Lachnerv. Um zum Beispiel den 30. Geburtstag von Ikea in der Eidgenossenschaft (und insgeheim auch den 30. Jahrestag des privaten Zuzugs der Kamprad-Familie an den Genfersee) zu zelebrieren, schraubten sie Nationalsymbole auf ihre Broschüren. Bescheiden bescheinigt sich Ikea, «682 Jahre nach dem Rütlischwur die Wohndemokratie in die Schweiz gebracht» zu haben. Der Möbelriese schrumpfte ausgerechnet in Kamprads Wahlheimat zuletzt um fast fünf Prozent wieder unter 500 Millionen Franken Umsatz.

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Weltweit bohrt der 77-jährige Konzernbaumeister Kamprad immer dickere Bretter. 76 000 Mitarbeiter in 22 Ländern bedienen 310 Millionen Kunden und kassieren gegen 17 Milliarden Franken ab. Seine drei Söhne Peter (39), Jonas (36) und Matthias (34) bindet der Patriarch inzwischen stärker ins Business ein. Längst ist der Wahlwaadtländer jedoch nicht mehr allein Möbelschreiner und -händler. Der knausrige Kamprad zählt insgeheim zu den profitstärksten Geldverleihern der Welt. Zum diskret vernagelten Imperium nämlich gehört die Finanz- und Immobiliengruppe Ikano, einer der grössten Kreditkarten-Verteiler der Welt mit eigenen Banken, Versicherungen und riesigem Grundbesitz.

Apropos Humor: Einen kleinen bayrischen Möbelhändler liess Ikea gnadenlos gerichtlich verfolgen. Dabei hatte der Minikonkurrent nur den Ikea-Slogan «Lebst du schon oder wohnst du noch?» umgetextet: «Wohnst du schon oder schraubst du noch?

Familie Rausing | VD

Verpackungen
13–14 Milliarden

Persönlich machen sich die Nachkommen des aus Schweden stammenden Tetra-Pak-Verpackungsriesen Rausing zwar rar in der waadtländischen Wahlheimat. Offiziell behält lediglich Gad Rausings Witwe Birgit ihren Hauptwohnsitz am Genfersee. Die Kinder Kirsten, Finn und Jörn Rausing weichen aus, steuern via Liechtenstein den multinationalen Tetra-Laval-Konzern, dessen operative Zentrale allerdings unverändert in Pully im Waadtland domiziliert.

Mehr als 11,3 Milliarden Franken Umsatz tüteten weltweit gegen 21 000 Beschäftigte im zurückliegenden Jahr ein, und zwar mit Kartonverpackungen, den zugehörigen Abfüllautomaten und neuerdings auch mit Plastikflaschen. Nachdem die Gesellschaft Tetra Pak nämlich zu Beginn dieses Jahres die europäischen Kartellwächter in die Knie gezwungen hat und die französische Firma Sidel, Europas grössten Hersteller für Plastik-Getränkeverpackungen, doch noch hat schlucken dürfen, steht ein gewaltiger Wachstumsschub ins Tetra-Haus.

ERNESTO BERTARELLI | VD

Pharma- und Biotechnologie | 10–11 Milliarden

Das Jahr 2003 wird Ernesto Bertarelli wohl so schnell nicht vergessen. Mit seinem Sieg beim America’s Cup, einem der prestigeträchtigsten Sportwettkämpfe der Welt, wurde der junge Milliardär zur Segellegende. Sein Sieg ist umso gewichtiger, als es seit über 150 Jahren keinem europäischen Segler gelungen ist, die berühmte Trophäe nach Europa zu holen. Zum Ruhm gesellten sich verschiedene Auszeichnungen. So wurde Bertarelli von Jacques Chirac zum Ritter der französischen Ehrenlegion geschlagen, das «Alinghi»-Team erhielt die Medaille «Genève reconnaissante». Auch privat hat der Genfer Grund zu ungetrübter Freude: Im Sommer brachte seine Frau Kirsty das zweite Kind zur Welt.

Ernesto Bertarelli kam es gelegen, dass sich in der zweiten Jahreshälfte die Aufregung legte. So kann er sich wieder seiner Hauptbeschäftigung widmen, nämlich der Leitung von Serono. Das europaweit bedeutendste und weltweit drittgrösste Biotechunternehmen kommt immer schneller in Fahrt und liefert von Quartal zu Quartal bessere Zuwächse bei Umsatz und Ertrag. Auch der Serono-Aktienkurs ist munter nach oben geklettert, zum Wohlgefallen des Mehrheitsaktionärs, der Familie Bertarelli; immerhin ist deren Vermögen innert Jahresfrist um gegen drei Milliarden Franken gestiegen. Die Familieninteressen beschränken sich jedoch nicht auf Biotechnologie und Segeln; zum Bertarelli-Imperium gehören ebenso ein Hotel in Gstaad, ein Sportklub in Genf, Landwirtschaftsbetriebe in Argentinien sowie eine Diamantengesellschaft in Guinea.

Familien Oeri und Hoffmann | BS

Pharma
10–11 Milliarden

Etwas Schadenfreude dürfte unter den Mitgliedern der Roche-Besitzerfamilie schon aufkommen, wenn sie den Chart ihrer Titel anschauen: Ihre Genussscheine entwickelten sich klar besser als die Aktien von Novartis. Deren Chef, Daniel Vasella, hat mit seinen Avancen für eine Fusion der beiden Pharmakonzerne auch gehörig für Verärgerung gesorgt. Ein stilloser Auftritt des Novartis-Rechtsvertreters an der Roche-Generalversammlung brachte das Fass dann zum Überlaufen: Die Türen schlossen sich ganz. Seither vermeidet Vasella jegliches Anbandeln in der Öffentlichkeit und muss zusehen, wie die Finanzmärkte Roche bevorzugen.

Der Roche-Clan und Konzernchef Franz Humer streben nicht Grösse um jeden Preis an, sondern Fokussierung. Darum wurden auch die beiden Divisionen Vitamine und Feinchemikalien an die holländische DSM verkauft. Vergangenen Oktober verstarb im Alter von 79 Jahren Vera Oeri-Hoffmann. Den Roche-Clan wird bald ein Urenkel des Firmengründers Fritz Hoffmann vertreten; André Hoffmann löst 2004 Fritz Gerber als Sprecher des Aktionärspools ab.

Walter Haefner | ZH

Autohandel | Software
8–9 Milliarden

Nachdem er letztes Jahr 1,7 Prozent seiner Beteiligung an Computer Associates verkauft hatte, um der Fluggesellschaft Swiss 200 Millionen Franken Starthilfe zu geben, erhöhte Walter Haefner heuer seinen Anteil wieder auf 21,7 Prozent. Damit ist seine Beteiligung am weltweit viertgrössten Softwareunternehmen mit 4,25 Milliarden Franken wieder knapp mehr wert als der einstige Grundstock seines Vermögens, der Automobilimporteur Amag (4 Milliarden Franken). Dessen Leasinggeschäft gab der 93-jährige rüstige Senior heuer an eine Bank ab, um die Beteiligungsaufstockung bei Computer Associates finanzieren zu können.

Familie Landolt | VD

Beteiligungen
7–8 Milliarden

Als Bankiers zählen die Nachkommen des Sandoz-Gründers Edouard Constant eher zu den Loosern. Jedenfalls haben sie sich im vergangenen Sommer sehr diskret von ihrem Geldhaus Banque Edouard Constant in Genf verabschiedet. Mit Geldinjektionen von gegen 100 Millionen Franken soll die Sippe unter Aufsicht von VR-Vizepräsident Marc-Edouard Landolt in den vergangenen Jahren versucht haben, die erst 1994 für 400 Millionen Franken geschluckte frühere Banque Scandinave Suisse von lästigen Nebenwirkungen zu befreien. Allerdings waren die Bemühungen von herzlich wenig Erfolg gekrönt.

Marc-Edouard und dessen Gemahlin Alix respektive deren Sohn Christian Landolt haben in den zurückliegenden Monaten einmal ihren Verwandten, den sonst so gern präsenten Sandoz-Familien-stiftungs-Präsidenten Pierre Landolt, aus den Zeitungsschlagzeilen verdrängt. Speziell Alix Landolt sorgte in der internationalen Hotelfachwelt für viel Furore – als stilsichere Bauleiterin bei der zig Millionen Franken teuren Renovation des englischen Herrenhauses «Whatley Manor» zu einem Fünf-Sterne-Plus-Hotel. Als Hotelier firmiert Junior Christian Landolt, ein passionierter Springreiter, der schon lange im Umfeld von «Whatley Manor» im County Wiltshire aufsitzt.

Dass Mutter Alix Landolt ihre Liebe zum Designdetail auslebt, überrascht am Genfersee weniger. Sämtliche der Sandoz-Stiftung gehörenden Nobelherbergen wie beispielsweise das «Beau-Rivage Palace» mit dem angegliederten «Hôtel d’Angleterre» in Lausanne Ouchy oder das gleichfalls kostspielig wieder aufgebaute «Riffelalp» in Zermatt tragen beim Interieur die Handschrift von Madame Alix.

Hansjörg Wyss | BE/USA

Medizinaltechnik
7–8 Milliarden

Für eine der überraschendsten Akquisitionen im Jahr 2003 sorgte Hansjörg Wyss, Haupteigentümer und CEO des Medtech-Unternehmens Synthes-Stratec. Nach dem Motto «Zusammenfügen, was zusammengehört», schnappte er sich für 1,5 Milliarden Franken das in der gleichen Branche tätige Familienunternehmen Mathys. Dabei hatten die Verantwortlichen bei Mathys noch bis vor kurzem verlautbaren lassen, dass sie an einem Verkauf nicht interessiert seien. Der Schulterschluss mit dem Bettlacher Unternehmen Mathys hievt Synthes-Stratec in die Liga der weltweit operierenden Unternehmen. Die Finanzanalysten und die Anlegergemeinde freut es gleichermassen, setzte doch der Aktienkurs nach dem Deal zu neuen Höhenflügen an.

Fürst Hans-Adam von und zu Liechtenstein | FL

Bank | Beteiligungen | Immobilien | Kunst
6–7 Milliarden

Die Fürst von Liechtenstein Stiftung steht mit der LGT Group – ihrem Finanzunternehmen – gut da: Mit 1,7 Milliarden Franken ist die Eigenkapitalbasis beneidenswert hoch, die Ratings von Standard & Poor’s und Moody’s mit AA– respektive Aa3 sind Spitze. Banking und Asset-Management sind die wichtigsten LGT-Pfeiler. Mit dem Slogan «Investieren wie der Fürst» werden weitere Milliarden akquiriert. Die Firma hat die Schweizerische Treuhandgesellschaft übernommen, sechs neue Niederlassungen in Deutschland eröffnet und das Asiengeschäft mit einer Banklizenz für Singapur erweitert.

Im Weiteren besitzen Hans-Adam und die fürstliche Familie über 20 000 Hektaren Land. Dazu kommt eine Kunstsammlung, die auf drei bis vier Milliarden Franken geschätzt wird. Politisch läuft es für den machtbewussten Monarchen dagegen weniger rund. Seine neue Verfassung haben die Untertanen zwar geschluckt, doch der Europarat will nun die Ländle-Demokratie überprüfen. Zudem wächst der internationale Druck auf das Steuerparadies Liechtenstein.

Familie Brenninkmeijer | ZG

Textilhandel
5–6 Milliarden

Norman R. Brenninkmeijer, Schweizer Landeschef des Textilriesen C&A Mode, macht augenscheinlich einen tollen Job. «Wir gewinnen laufend Marktanteile dazu», zieht er Zwischenbilanz für den bisherigen Jahresverlauf in den 31 Filialen zwischen Basel und Genf sowie in vier Clockhouse-Shops. Nach seiner Marktbeobachtung hat C&A auch «2002 zu den Winners im Markt gehört» und schon da «das gute Vorjahr klar übertroffen». Stabil auch der Geschäftsgang im Europageschäft, geleitet von Lucas Brenninkmeijer.

Zu Anlagestrategien seiner Familie äussert sich Norman R. Brenninkmeijer nicht. Die Aufgaben im Kleider-Clan sind klar abgegrenzt. Der Finanzmarkt registriert seit Monaten Milliardeninvestitionen der Brenninkmeijers in Private-Equity-Firmen wie Englefield Capital LLP oder Mid Ocean Partners – wohl um von den noch immer schwächelnden Aktienmärkten in zukunftsträchtigere Segmente zu diversifizieren. Für derartige Investments haben die Brenninkmeijers in Zug diverse Gesellschaften etabliert wie Bregal, Cofra oder Redevco, gesteuert von Anlagestrategen aus der kopfstarken Brenninkmeijer-Familie, die in der Nähe des Ägerisees domiziliert.

Familie August von Finck | TG

Beteiligungen
5–6 Milliarden

Geiz galt bei denen von Finck schon als geil, als es noch gar keine solch lautsprecherische Werbung gab. Der legendäre August Baron von Finck, Vater des gleichnamigen heutigen Herrn auf Schloss Weinfelden TG, liess sich in einem VW-Käfer zur eigenen Bank chauffieren und verqualmte angeblich Reste seiner Stumpen in einer Pfeife. Wenn es um Steuern ging, galt der Patriarch aber als vorbildlicher Staatsbürger. Wohl deshalb ergrimmt es am Wahlwohnort so manchen unten im Tal, dass der blaublütige Herr droben in der Trutzburg sich ziert, den Vögten zu geben, was der Vögte ist.

Der 73-jährige Baron zügelte im Jahr eins der rot-grünen Regierung ins Thurgauische, fand seither, innert fünf Jahren, aber nicht die Zeit, eine Veranlagung zu fertigen. Wahrer Notstand dürfte sich in Grenzen halten, auch wenn die Aktiendepots von Vater August und dessen Söhnen August-François (35, bei Mövenpick), Maximilian-Rudolf (34) und Luitpold-Ferdinand (31, bei von Roll) nachgaben.