Ingvar Kamprad
VD
Möbelhandel, Finanzgeschäfte
15–16 Milliarden
Patriotische Gefühle müssen schwedischen Wirtschaftsjournalisten der Wochenzeitung «Vekans Affarer» den Blick getrübt haben, als sie unlängst am Imperium des Ikea-Möbelmagnaten Ingvar Kamprad Mass nahmen. Die Redaktoren kamen zu einem unglaublichen Ergebnis: Auf 400 Milliarden schwedische Kronen oder umgerechnet 53 Milliarden Dollar taxierten die Rechenkünstler das Kamprad-Vermögen und damit höher als den Besitz des gemeinhin als reichster Erdenbürger geltenden Microsoft-Gründers Bill Gates. Der 78-jährige Wahlwaadtländer selbst stellt sich hingegen gern als vermögenslos dar – oder zumindest fast. Seiner Stichting Ingka Foundation in den Niederlanden will er all seine Habe geschenkt haben.
Die Wahrheit liegt in der Mitte. Wie die Kapitalströme innerhalb des Ikea-Konzerns fliessen, wo zum Beispiel die Lizenzgebühren aus dem Verkaufsgeschäft mit mehr als 19 Milliarden Franken Umsatz eingelagert werden und was das stetig aufgestockte Immobilienvermögen abwirft, wissen neben dem Konzernarchitekten Kamprad nur wenige Geheimnisträger. Die milliardenschwere Ikano Group der Familie mit ihren Banken und Versicherungen in Skandinavien und mehr als 250 000 Quadratmetern Verkaufs- und Büroflächen taucht nicht im Schaubild auf, das Kamprads kultivierte Armut beweisen soll.
Das Ikea-Kerngeschäft dreht gleichfalls unverändert hochtourig. Bei der Eröffnung neuer Märkte lässt sich der Patriarch jetzt auch von Ehefrau Margareta Kamprad vertreten, der Mutter seiner drei Söhne Peter (40), Jonas (37) und Mathias (35). An der Nachfolgeregelung, wer ihm aus dem Erbentrio als Primus inter Pares folgen wird, bastelt der Senior noch immer. War es zunächst der Erstgeborene, drängt nun Nesthäkchen Mathias ins Rampenlicht. Kamprads Jüngster rückte gerade zum Ikea-Landeschef in Dänemark auf.
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Familie Rausing
VD
Verpackungen
14–15 Milliarden
Birgit Rausing, Erbin des im Januar 2000 verstorbenen Gad Rausing, lebt im Kanton Waadt, unweit des Sitzes der Tetra-Laval-Gruppe in Pully. Ihre drei Kinder haben die Schweiz vor mehreren Jahren verlassen, stehen dem Unternehmen aber nach wie vor nahe, denn sie sitzen alle im Verwaltungsrat der Holding.
Die Gruppe mit ihren fast 30 000 Angestellten ist in drei industrielle Einheiten aufgeteilt: Tetra Pak, DeLaval und Sidel. Alle Firmen sind in der Herstellung von Produktions- oder Distributionssystemen für Nahrungsmittel tätig. 2003 verkaufte Tetra Pak dank einer massiven Umsatzsteigerung in China erstmals mehr als 100 Milliarden Getränkeverpackungen. Zu den Zielen für 2004 gehörten einerseits eine Produktionssteigerung – entsprechend viel wurde in die Technologie investiert – und andererseits die Integration des 2003 übernommenen französischen Unternehmens Sidel. Die Prozesse des führenden Herstellers von Maschinen zur Herstellung von PET-Kunststoffflaschen sollen jenen der Gruppe angepasst werden.
Familien Oeri, Hoffmann
BS
Pharma
12–13 Milliarden
Bei der Basler Roche ging im Frühling eine Ära zu Ende. Der langjährige Firmenchef Fritz Gerber trat aus dem Verwaltungsrat zurück und übergab die Rolle des Familiensprechers an André Hoffmann, der die Besitzerfamilie in vierter Generation im Verwaltungsrat vertritt. Dies zu einer Zeit, in der Roche so gut dasteht wie seit Jahren nicht mehr. Mitte Juli wurde die Sparte der rezeptfreien Medikamente für 3,6 Milliarden Franken an Bayer veräussert. Nach der bereits vorher erfolgten Abspaltung von Givaudan und dem Verkauf des Vitamin- und Feinchemikaliengeschäfts konnte die Fokussierung damit abgeschlossen werden. Die beiden verbliebenen Geschäftsfelder Pharma und Diagnostika wachsen wieder stärker als der Gesamtmarkt, was sich in steigenden Aktienkursen spiegelt.
Hansjörg Wyss
BE/USA
Medizinaltechnik
9–10 Milliarden
Anfang Oktober 2004 war es so weit: Das Medizinaltechnik-Unternehmen Synthes wurde in den Swiss Market Index (SMI) aufgenommen. Durch diese Zulassung wird das mit 16 Milliarden Franken kapitalisierte Unternehmen einem breiteren Anlegerpublikum bekannt. Seit Jahren schafft Synthes zweistellige Wachstumsraten, ist hochprofitabel und gehört seit der Übernahme des Konkurrenten Mathys zur Champions League der Medtechgesellschaften. Den hängigen Kartellstreit in Deutschland konnte Synthes mit einem Teilverkauf des Geschäfts lösen. Auch die amerikanischen Medien wurden mittlerweile auf das Unternehmen aufmerksam. Das US-Magazin «Forbes» erkor Synthes jüngst zu einem der 400 besten Unternehmen der Welt. Als Kriterien zog «Forbes» unter anderem das Umsatz- und Gewinnwachstum sowie die Rendite auf das eingesetzte Kapital heran.
Der Gründer und Mehrheitsaktionär Hansjörg Wyss betätigte sich jüngst auch als Kunstmäzen. Er spendete 17 Millionen Franken für die Abteilung Gegenwartskunst des Kunstmuseums Bern. Allerdings diktierte er einige Auflagen – die pikanteste ist jene, dass das Kunstmuseum nicht, wie von der Öffentlichkeit gefordert, mit dem neuen Paul-Klee-Zentrum fusioniert wird. Denn das Paul-Klee-Zentrum wird von Maurice Müller finanziert, und mit diesem verbindet Wyss vor allem eines:
eine langjährige Feindschaft. Diese geht auf den Beginn der Achtzigerjahre zurück. Damals war Müller Mitgründer, Miteigentümer und Verwaltungsrat der in den USA operierenden Synthes. Obwohl Hansjörg Wyss das dortige Geschäft aufgebaut hatte, wollte Müller ihn aus dem Unternehmen werfen. Zwar ohne Erfolg, dennoch hat ihm Wyss dies bis heute nicht verziehen.
Ernesto Bertarelli
VD
Pharma- und Biotechnologie
9–10 Milliarden
Auch 2004 steht für Ernesto Bertarelli im Zeichen des Erfolgs. Serono als drittgrösstes Biotechunternehmen der Welt hat bereits für das vergangene Jahr ausgezeichnete Resultate geliefert. In diesem Jahr setzt sich der Höhenflug fort: In den ersten neun Monaten kletterte der Gesamtumsatz um 22 Prozent in die Höhe, Betriebsgewinn und Reingewinn konnten sogar um je 45 Prozent gesteigert werden. Und die Aussichten bleiben viel versprechend, nicht zuletzt dank Raptiva, dem neuen Medikament gegen Psoriasis.
«Unsere Resultate sind ausgezeichnet», meinte der Milliardär Ernesto Bertarelli anlässlich der letzten Serono-Generalversammlung denn auch unbescheiden. «Wir verfügen über die finanziellen Mittel, um auch in die Zukunft investieren zu können.» Düsterer sahen die vergangenen Monate hingegen für sein «Alinghi»-Team aus: Im Juli hat sich Bertarelli mit sofortiger Wirkung von seinem neuseeländischen Skipper Russell Coutts getrennt, weil dieser, so Bertarelli, wiederholt vertragsbrüchig geworden sei. Vordergründig tragen die beiden Kontrahenten ihren Zwist über die Medien aus, der harte Konflikt jedoch spielt sich hinter den Kulissen ab. Immerhin steht einiges auf dem Spiel: Russell Coutts, Gewinner der drei letzten Segelwettkämpfe, könnte sich für den America’s Cup 2007 einem Konkurrenzsyndikat anschliessen. Das dürfte kaum in Bertarellis Pläne passen.
Walter Haefner
ZH
Autohandel, Software
8–9 Milliarden
Seit Jahren geht es bei Computer Associates, einst drittgrösste Softwarefirma der Welt, zu und her wie in einem Tollhaus. Grossaktionär Walter Haefner (94) erduldet es mit einem Gleichmut, der manchen Beobachter schon an Altersstarrsinn denken lässt. Heuer kam es für den Grossaktionär – er hält 21,6 Prozent der Aktien – besonders heftig: Sanjay Kumar, der CEO des Softwarehauses, wurde erst degradiert, dann entlassen und schliesslich wegen Bilanzfälschung angeklagt. Die SEC ermittelt, und die Anleger schliessen sich für Sammelklagen zusammen.
Ruhig und stabil ist dagegen der zweite Pfeiler des haefnerschen Vermögens, das Autohaus Amag. Zwar leidet auch Amag unter der Branchenflaute, und die erwartete Änderung des EU-Vetriebsrechts, die GVO, wird ihr das Leben auch nicht leichter machen. Doch dank solidem Eigenkapital und stillen Reserven steht Amag immer noch mit vier Milliarden Franken Wert in Haefners Büchern.
Familie Landolt
VD
Beteiligungen
7–8 Milliarden
Mit dem Vermögen der Familie Landolt geht es wieder bergauf, denn der Kurs der Novartis-Aktie hat in einem Jahr mehr als zehn Prozent zugelegt. Pierre Landolt, seine Schwester und seine beiden Brüder besitzen über ihre Familienstiftung 2,9 Prozent der Aktien des Pharmakonzerns. Daneben sind die Landolt-Gelder auch in der Telekommunikation (Tiscali und Interoute) sowie der Agrochemie (Syngenta) angelegt. Pierre Landolt hat dieses Jahr das Präsidium der Bank Landolt in Lausanne übernommen, weil Besitzer Marc-Edouard Landolt aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten musste. Das im Jahr 2000 erbaute Familienhotel in Zermatt, das «Riffelalp Resort 2222», verbuchte im vergangenen Sommer 40 Prozent mehr Übernachtungen. Ab dem 1. Dezember steht den Gästen ein Erweiterungsbau mit zwei neuen Suiten zur Verfügung. Pierre Landolt lebt mehrheitlich auf seiner Ranch in Brasilien.
Fürst Hans-Adam von und zu Liechtenstein
FL
Bank, Beteiligungen, Immobilien, Kunst
6–7 Milliarden
Über den Monarchen und Politiker Hans-Adam von und zu Liechtenstein (59) kann man geteilter Meinung sein. Dem Unternehmer mit HSG-Abschluss dagegen gebührt uneingeschränkte Anerkennung: Seine LGT Group ist als Vermögensverwalterin erste Adresse und betreut über 50 Milliarden Franken an Kundenvermögen. Mit dem «Fürstlichen Portfolio» investiert die LGT 1,8 Milliarden aus der eigenen Kasse – sie sind im ersten Halbjahr 2004 um 44 Millionen angewachsen. Hinzu kommen grosse Ländereien, vor allem in Österreich, sowie Firmenbeteiligungen in den USA. Auf drei bis vier Milliarden wird die fürstliche Kunstsammlung geschätzt, die im restaurierten Palais in Wien einen passenden Rahmen erhielt. Zusammengefasst ist das Vermögen der wohl reichsten Blaublütigen Europas in der Fürst-von-Liechtenstein-Stiftung. Mit sechs bis sieben Milliarden ist die Familienhabe konservativ bewertet.
Familie Brenninkmeijer
ZG
Textilhandel, Beteiligungen
5–6 Milliarden
Über einen «bisher recht erfreulichen Geschäftsgang im Jahr 2004» berichtet Norman R. Brenninkmeijer, der Schweizer Landeschef des internationalen Kleiderkonzerns C&A Mode mit Sitz in Zug. Wenn der Textilhändler auch so schon «Marktanteile gewinnt» und «zu den Winnern im hart umkämpften Schweizer Bekleidungsmarkt» zählt, wird C&A im kommenden Jahr bei den Verkaufserlösen garantiert weiter zunehmen. «Die Vorbereitungen zur Eröffnung von 24 C&A-Geschäften an ehemaligen Oviesse-Standorten laufen auf Hochtouren», blickt Brenninkmeijer optimistisch in die nahe Zukunft, denn: «Wir werden ab März 2005 unsere Marktpräsenz vor allem in der Deutschschweiz deutlich verbessern.»
Die Schweiz spielt eine gewichtige Rolle als Drehscheibe bei der milliardenschweren Vermögens- und Immobilienverwaltung der zahlreichen Brenninkmeijer-Familie. Am Grafenauweg in Zug strickte der Clan unter dem Mantel der Cofra Holding (Kapital: eine Milliarde Franken) ein weit gestecktes Beteiligungsnetz. Die Fäden als VR-Präsident zieht der Wahlschweizer Erik A.M. Brenninkmeijer, unterstützt von rund einem Dutzend Namensträgern, die sich bevorzugt auch privat rund um den Ägerisee niedergelassen haben.
Familie August von Finck
TG
Beteiligungen
5–6 Milliarden
August von Finck – (k)ein kluger Kopf? Für das deutsche «Manager Magazin» fällt die Antwort leicht. Der Baron dürfe «getrost als Glückspilz bezeichnet werden», höhnt das Blatt, «denn viel können, das tut er wenig». Speziell von Fincks «Gastwirtschafts- und Pensionskette Mövenpick» wähnen die deutschen Redaktoren «in einem Zustand, dass ihr alle Betten zu Berge stehen». Vielleicht beweist der Stammhalter, der titulierte Mövenpick-Grossaktionär François von Finck, mehr Fortune als der 74-jährige Senior, der Herr auf Schloss Weinfelden im Thurgau.
Baron von Finck III., gut drei Jahrzehnte lang modisch französisch als François auf der Piste, firmiert neuerdings mit doppeltem Vornamen als August François von Finck.
Die Taufnamen auch der beiden jüngeren Söhne, Maximilian Rudolf und Luitpold Ferdinand, lösen laut «Manager Magazin» Hitzewellen aus beim gehobenen blaublütigen Nachwuchs. Allein die Nennung bewirkt angeblich, «dass sogar Prinzessinnen ins Schwitzen kommen». Bei den Schweizer Unternehmen, wo die Von-Finck-Junioren mit Domizilen im Steuersparkanton Schwyz als Anteilseigner auftauchen, bei Mövenpick eben oder Von Roll und SGS, prüfen familienfremde Berater die Geschäftsfähigkeit.