In mehreren Schweizer Tourismus-Hotspots herrscht wegen der gewaltigen Niederschlagsmengen und Überschwemmungen der Ausnahmezustand. Im Maggiatal TI sind bei einem Erdrutsch drei Menschen ums Leben gekommen. Auch in Saas-Grund VS kam es zu einem Todesopfer. Bei Visoletto TI ist eine Brücke eingestürzt. Ein Teil des Maggiatals und das Saaltal im Wallis sind derzeit von der Aussenwelt abgeschnitten.

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Als wäre das nicht schon genug, müssen betroffene Regionen nun auch noch um Touristen fürchten. Auch im Maggiatal. «Aktuell hat die Kommunikation und die Sicherheit der Menschen die oberste Priorität», sagt Max Perucchi (57), Präsident des regionalen Hotelierverbands. Man stehe im engen Austausch mit der Polizei und Behörden und versuche, die Gäste über verschiedene Kanäle zu informieren. Die Campings wurden evakuiert, sind vom Hochwasser aber nicht betroffen und sollten schon bald wieder öffnen können, wie Perucchi sagt. Man müsse sich jedoch fragen: «Wollen die Gäste jetzt überhaupt anreisen?»

In den nächsten Wochen stehen mit dem Moon & Stars in Locarno sowie dem 4-wöchigen Magic Blues im Maggiatal zudem touristisch wichtige Festivals an. «Diese Festivals füllen die Betten bis in die Seitentäler. Das wird sich dort sicher stark bemerkbar machen», sagt Perucchi. In Anbetracht der Todesopfer sei dieses Thema derzeit aber nebensächlich.

«Man hilft sich gegenseitig aus»

Auch in Saas-Grund hat das Hochwasser grosse Schäden angerichtet. Tourismusdirektor Matthias Supersaxo (37) steht am Sonntag im Tourismusbüro in Saas-Fee im Einsatz. Bis kurz nach Mittag fiel das Mobilnetz und Internet aus. «Wir haben unsere Präsenz im Büro verstärkt, damit wir allfällige Gästefragen beantworten können», sagt er.

Supersaxo rechnet damit, dass das Tourismusbüro in den nächsten Tagen vermehrt Anfragen von verunsicherten Gästen erhalten wird. «In Saas-Fee scheint heute schon wieder die Sonne», sagt er. Er hofft, dass im Dorf die Normalität bald wieder zurück sein wird. Dass die Strasse derzeit gesperrt ist, ist für die Einheimischen nichts Aussergewöhnliches. Das kommt im Winter bei starken Schneefällen immer wieder vor. «Sobald die Strassen wieder offen sind, können die Gäste bedenkenlos anreisen», sagt Supersaxo.

In Saas-Grund hingegen werden bald die Aufräumarbeiten beginnen. Auch einige Beherbungsbetriebe sind in Mitleidenschaft gezogen worden. «Die Gäste konnten in Betrieben in Saas-Fee untergebracht werden. Man hilft sich gegenseitig aus», so der Tourismusdirektor.

Abgeschnitten ist am Sonntag auch das Goms VS. Die Pässe Furka, Grimsel und Nufenen sind gesperrt. Am Sonntagabend zwischen 18 und 20 Uhr ist eine zeitlich befristete Öffnung der Strassen im Goms vorgesehen. Das Wallis ist derzeit auch über den Simplonpass nicht erreichbar.

«Kleine Buchungsdelle»

In Zermatt VS kam es zu Überschwemmungen – wie bereits eine Woche zuvor. Das spüren die Tourismusbetriebe. «Vergangene Woche sind praktisch keine neuen Buchungen dazugekommen und es hat auch Stornierungen gegeben», sagt Kurdirektor Daniel Luggen (52). «Viele Gäste sind besorgt, doch Zermatt ist sicher und es war nur ein kleiner Dorfteil betroffen», betont er. Gerade bei ausländischen Gästen hätten die Bilder Unsicherheit ausgelöst. «Das müssen wir nun kommunikativ auffangen», sagt Luggen. Zermatt war bei den Buchungen für diesen Sommer auf Rekordkurs. «Nun wird es sicher eine kleine Delle geben, doch ich bin überzeugt, dass wir dort wieder aufholen werden», so der Tourismusdirektor.

Zumindest die äusserlichen Spuren der Überschwemmungen in Zermatt sind praktisch vollständig behoben und die Wanderwege sind offen. Abgesehen von einigen Eigentümern, deren Hab und Gut beschädigt worden ist, herrscht im Weltkurort beinahe wieder Normalbetrieb.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick.ch unter dem Titel «Tourismusregionen fürchten um ihre Gäste».