Nur wenige Automarken strahlen über Generationen Faszination aus. Dazu gehört ohne Zweifel Jaguar. Indisches Geld macht es möglich, dass die britische Traditionsmarke mit dem Sportboliden F-Type, aber auch mit den Luxuslimousinen XF und XJ, dem Flaggschiff, an frühere glanzvolle Zeiten anknüpfen kann.

Es waren nicht einfach der exotische Name oder die verchromte Wildkatze auf der Motorhaube, die für Ausstrahlung sorgten – bei Jaguar war und ist bis heute das Auto als Ganzes die Attraktivität. Ein Beispiel: Der vor über einem halben Jahrhundert entwickelte MK II. Mit ihm rollte eine neue Fahrzeugklasse – die sportliche Luxuslimousine – auf die Strassen. Denn der Wagen war seinerzeit eine brisante Mixtur aus Luxus, gepaart mit sportlichen Eigenschaften, verpackt in ein einzigartiges Karosseriedesign. Nach dem Wagen drehten sich nur Ignoranten nicht um.

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Ebenfalls ein Blickfang war das Interieur mit feinem Leder für die Sitze, teurem Walnussholz für das Armaturenbrett, mit verchromten, randeingefassten Rundinstrumenten und mit jeder Menge Kippschaltern. Das alles verbreitet, zusammen mit dem Design, ein sportliches Feeling, das heute noch fasziniert. Auch die Fahrleistungen lagen für jene Zeit weit ausserhalb des üblichen Rahmens. Der 3-Liter-Sechszylindermotor gab gegen 230 PS ab. Und schon damals sassen den Briten die Deutschen mit Mercedes und BMW im Nacken. Audi hingegen war noch nicht mit von der Partie.

Faszination hin oder her – Europas Autowelt hat sich verändert. In der politischen Szene haben grosse, sportliche Fahrzeuge nicht mehr viele Freunde. Besser sieht es in dieser Beziehung in Nordamerika und vor allem in Asien aus. Deshalb kommt es nicht von ungefähr, dass Jaguar/Land Rover, wie der Hersteller der Nobelkarossen heute heisst, nach einer langen Durststrecke, die über die Ford Motor Company führte, jetzt zum indischen Tata-Motors-Konzern gehört. Was ganz wichtig ist: Tata hat, was Ford nicht hatte, nämlich genügend Finanzmittel für Neuentwicklungen.

Dank diesem positiven wirtschaftlichen Umfeld mischt Jaguar das Sport- und Luxussegment wieder kräftig auf. In den letzten Jahren wurden die Modellreihen komplett erneuert. Neben der neuesten Kreation, dem F-Type mit zwei Sitzen, engen Platzverhältnissen, dafür einem potenten V8-Triebwerk unter der Haube, gehört zu den Neuheiten der XF, als Limousine oder Sportbreak (Kombi) lieferbar. Und als Flaggschiff der XJ, mit mehr als 5 Metern Länge und fast 2 Metern Breite eine mächtige, aber dennoch elegante Limousine, erstmals mit Allradantrieb.

Diese Eleganz über alle Modellgenerationen hinweg zu erhalten, war keine leichte Aufgabe, denn es ist äusserst schwierig, an ein Design erfolgreich anzuknüpfen, welches vor Jahrzehnten gestaltet wurde und heute zu den Klassikern im Karosseriebau zählt. Ähnlich verhält es sich mit der Gestaltung des Interieurs.

Erwähnenswerte Änderungen lassen sich auch aus dem technischen Bereich vermelden. Im Top-Modell sorgt ein Achtstufenautomat dafür, dass der 5-Liter-V8 immer im effektiven Drehzahlbereich läuft. Eine Start-Stop-Automatik gehört in allen Modellen zur Serienausrüstung. Beides spart Treibstoff. Das 3-Liter-Dieselaggregat, früher in einem Jaguar undenkbar, in einem XJ sowieso, ist trotz seiner 275 PS nicht nur ein Sparmeister für diese Grössenklasse, sondern zeichnet sich auch mit einer für einen Jaguar adäquaten Laufkultur aus. Es wurde von Peugeot eingekauft und für Jaguar standesgemäss aufgepeppt. Die Benziner wiederum gehören in puncto Laufruhe ebenfalls zur Spitzenklasse, genauso wie die Fahrdynamik. Sie ist, neben Design und Luxusausstattung, ein Vermächtnis aus den Anfangsjahren und ein Kernfaktor, der Jaguar zu dem gemacht hat, was die Marke – nach schweren Zeiten – heute erneut repräsentiert. Und damit ein entscheidender Grund, warum Jaguar wieder als Alternative zur deutschen Konkurrenz gilt.