Das Taxi von morgen fliegt durch die Luft. Immer mehr Konzerne und Startups arbeiten daran, diese lang gehegte Vision aus zahlreichen Science-Fiction-Filmen Wirklichkeit werden zu lassen. «Wir werden wahrscheinlich in den nächsten fünf Jahren den Einstieg in die kommerzielle Nutzung von Lufttaxis erleben», sagt Flugzeugexperte Michael Ramsey vom Marktbeobachter Gartner. Da will keiner zu spät auf den Zug aufspringen.

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Nach und nach kündigten Boeing, Airbus, Uber und auch Autobauer wie Volkswagen und Porsche an, Fluggeräte für den Stadtverkehr zu entwickeln. Als Vorreiter gelten aber zwei weitgehend unbekannte Unternehmen aus Deutschland: die beiden Startups Volocopter und Lilium.

Erster öffentlicher Flug in Dubai

Die Bruchsaler Firma Volocopter war weltweit die erste, die eine Zulassung für bemannte voll-elektrische Flüge erhielt und zudem in Dubai im September den ersten öffentlichen Flug eines unbemannten Zweisitzers im Innenstadtverkehr vorgenommen hat. «Dubai ist keine Traumstadt zum Testen von Flugtaxis. Dort herrscht Hitze, es gibt viel Sand und auch kulturelle Unterschiede. Aber die Behörden agieren fast wie Firmen, was ein Traum ist», sagt Volocopter-Mitgründer Alex Zosel. Die Vision des Unternehmens sei, dass 2030 in einigen Städten in der Welt Tausende Volocopter fliegen.

Volocopter-Mitgründer Alex Zosel

Hat ehrgeizige Pläne: Volocopter-Mitgründer Alex Zosel.

Quelle: Noam Galai / Getty Images

Flugzeugexperte Florian Holzapfel von der TU München schätzt, dass der Markt für Flugtaxis auf einen Wert von mehr als 200 Milliarden US-Dollar wächst. Der aus Deutschland stammende Google-Berater Sebastian Thrun, der als Pionier der selbstfahrenden Autos gilt, sagte unlängst, Lufttaxis dürften «in ein paar Jahren das brandheisseste Thema auf dem ganzen Planeten» sein.

Volocopter und Lilium befinden sich im Rennen mit etwa einem Dutzend gut finanzierter Firmen. Sie verfolgen alle unterschiedliche Visionen, wie sich selbstfahrende Autos in die Luft bringen lassen. Während der Volocopter als Multirotorflügler einer Drohne ähnelt, handelt es sich bei der Lilium-Maschine, die noch im laufenden Jahr öffentlich vorgestellt werden soll, um einen hubschrauberähnlichen Senkrechtstarter.

Lilium Lufttaxi

Senkrechtstarter: Die Lilium-Maschine soll noch im laufenden Jahr öffentlich vorgestellt werden.

Quelle: Presse

Prominente Hilfe an Bord

Die Deutschen haben sich prominente Hilfe an Bord geholt. An Volocopter, die im vergangenen Jahr 30 Millionen Euro bei Investoren einsammelten, sind unter anderem Daimler und Intel beteiligt. Der Chef des Grossaktionärs Intel, Brian Krzanich, stieg als erster offizieller Passagier in den voll-elektrischen Senkrechtstarter, der aus der Ferne gesteuert wurde. Das mit 100 Millionen Dollar finanzierte Startup Lilium wird unter anderem vom chinesischen Internetriesen Tencent unterstützt.

Bezüglich der Konkurrenz, die in den Markt für Lufttaxis drängt, gibt sich Lilium-Chef Daniel Wiegand gelassen: «Es zeigt einfach, wie die Idee in der letzten Zeit gereift ist. Als wir unser Unternehmen vor drei Jahren gegründet haben, hielt uns jeder für verrückt. Nun hat sich das Blatt vollkommen gewendet, was gut ist. Wir brauchen den Wettbewerb.» Noch befinden sich alle Firmen in der Entwicklungsphase, was bedeutet, dass sie Geld verbrauchen, ohne relevante Umsätze zu machen.

Lilium-Chef Daniel Wiegand

Gibt sich bezüglich der Konkurrenz gelassen: Lilium-Chef Daniel Wiegand.

Quelle: Keystone

Mannigfache Herausforderungen

Alle Firmen, die ihren Hut in den Ring werfen, sind mit zahlreichen Hürden konfrontiert. Wiegand sagt: «Die Technologie ist nicht unser Problem, es sind eher die Sachen, die wir nicht selbst unter Kontrolle haben wie beispielsweise Luftfahrt-Regeln und der Aufbau der für den Luftverkehr neuen Infrastruktur mit Start- und Landemöglichkeiten».

Laut Zosel von Volocopter spielen auch die Batteriekapazitäten und die Übertragung der Daten in Echtzeit eine Rolle: «Fürs autonome Fahren wie auch Fliegen sind die gleichen Mobilfunknetze nötig.» Der bei Intel für die Unternehmensstrategie zuständige Manager Matthias Beldzik fordert eine Zusammenarbeit von Behörden und Herstellern, denn fliegende Taxis seien keine Science-Fiction mehr. Es müsse eine Gesetzgebung geschaffen werden, um Schuldfragen und Haftung beispielsweise bei Unfällen zu klären.

Nichts für jedermann

Fest steht, dass die Lufttaxis zunächst nichts für jedermann sein werden. «Am Anfang wird man sicherlich zwischen 250.000 und 500.000 Euro pro Flieger zahlen müssen. Bis man da auf das Niveau eines Mittelklassewagens kommt, ist es ein weiter Weg», sagt Holzapfel.

Gartner-Experte Ramsey aus den USA geht davon aus, dass die Lufttaxis zunächst in Megastädten in Südamerika oder Asien zum Einsatz kommen, wo schon heutzutage viele Leute in den Hubschrauber steigen, um den Staus zu entgehen, wenn sie vom Flughafen nach Hause wollten. Er bezweifelt, dass dort dann die deutschen Startups zum Zuge kommen. «Ich glaube, dass derzeit Airbus die besten Chancen hat. Sie wissen bereits, wie man fliegende Fahrzeuge baut.»

(reuters/ccr)