Boris Johnson ist jetzt offiziell nicht mehr Amerikaner. Der britische Aussenminister liess sich in den USA ausbürgern, wie vergangene Woche bekannt wurde. Der prominente Politiker hatte neben der britischen auch eine US-Staatsbürgerschaft besessen, weil er dort geboren worden war.

Johnson ist bei weitem nicht alleine: Seit Jahren steigt die Zahl der Amerikaner, die auf ihren US-Pass verzichten. 5411 Menschen waren es letztes Jahr – dies ist ein neuer Rekord (siehe Grafik unten). Das ist bemerkenswert, weil die USA die Gebühren für Ausbürgerungen vor drei Jahren auf 2350 Dollar erhöht und damit mehr als vervierfacht haben.

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Lange Steuerarme

Dass dennoch immer mehr Amerikaner ihren Pass abgeben, dafür gibt es vor allem eine Erklärung: die Steuerpflicht. Die USA sind das weltweit fast einzige Land, welches auch von seinen Bürgern im Ausland Geld verlangt.

Nun ist allerdings eine weitere Erklärung hinzugekommen. Anfang November gewann Donald Trump  die Wahl zum neuen Präsidenten. Und just im letzten Quartal 2016 ist die Zahl der Ausbürgerungen sprunghaft angestiegen: Insgesamt 2365 Personen gaben ihren Pass zurück, wie neue Zahlen des US-Justizdepartements zeigen. Das ist mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor.

Trump stösst bei vielen Amerikanern auf grosse Ablehnung. Nach seinem Wahlsieg liebäugelten viele damit, das Land zu verlassen. Auf der Suchmaschine Google interessierten sich auffallend viele Internetnutzer für die Auwanderung nach Kanada. Für manche Gegner Trumps gab sein Erfolg vermutlich den Ausschlag, die Staatsbürgerschaft abzugeben. Den meisten Amerikanern steht diese Möglichkeit allerdings nicht offen, nur Doppelbürger können auf den US-Pass verzichten.

Johnson beklagt sich über Belastung

Boris Johnson liess sich aber nicht wegen Trump ausbürgern. Schliesslich suchen er und die restlichen Mitglieder der britischen Regierung die Nähe zum neuen US-Präsidenten. Der Politiker regte sich vielmehr öffentlich darüber aus, dass er in den USA Steuern zahlen musste, weil er in London ein Haus verkaufte.

Die Steuerpflicht ist für die meisten US-Bürger im Ausland eine Belastung. Zwar müssen letztlich nur vermögende «Expats» auch in den USA Steuern bezahlen. Doch eine Steuererklärung ausfüllen müssen alle. Diese Formulare jedes Jahr einzureichen ist kompliziert und aufwendig.

USA wollen immer mehr Informationen

Hinzu kommt, dass die US-Behörden von ausländischen Banken immer mehr Informationen einfordern. Seit 2010 gilt das Fatca-Gesetz, mit denen die USA weltweit Bankdaten über ihre Bürger sammeln.

Die Schweiz hat dieses Gesetz ebenfalls unterzeichnet. Viele hiesigen Banken haben seitdem ihre Dienstleistungen für Kunden mit US-Staatsbürgerschaft stark eingeschränkt. Sie scheuen die Risiken und den Aufwand, die US-Bürger verursachen. Die US-Botschafterin in Bern ging letzten Herbst deshalb so weit, die Finanzinstitute persönlich aufzufordern, ihre Haltung gegenüber Amerikanern zu ändern.

Schweizer Namen gut vertreten

Womöglich engagiert sich die US-Botschafterin auch darum so stark für bessere Services für ihre rund 20'000 Landsleute in der Schweiz, weil hierzulande besonders viele Amerikaner den Pass abgeben. Gemäss der kanadischen Zeitung Global News gehört die Schweiz zu den drei Staaten mit dem meisten Ausbürgerungen weltweit.

Auf der Liste, welche die amerikanische Justizbehörde jedes Quartal veröffentlicht, sind viele Schweizer Familiennamen zu finden. Es gibt immer wieder auch bekannte Beispiele: So haben unter anderen die Zürcher Stadtpräsidentin Corinne Mauch und die eingebürgerte Rocksängerin Tina Turner auf den blauen Pass verzichtet.