Dezember 1990. Ich liege mit einem Beinbruch im Bett und blättere gelangweilt in einer Zeitschrift. Da sehe ich das Bild einer Swatch, die mit vielen Glitzersteinchen verziert ist. Ihr Name: Hollywood Dream, es wird nur 9999 Stück geben. Die Uhr muss ich haben. Ich schicke meine Mutter nach Zürich, trotz Schlangestehen und ersten Rangeleien vor dem Geschäft kann sie eine Uhr kaufen. Und erzählt erstaunt, dass ihr gleich nach dem Kauf 500 Franken für das eben gekaufte Stück angeboten werden.

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Ich reagiere sofort und buche einen Flug nach Los Angeles. In der öffentlichen Bibliothek suche ich sämtliche Kaufhäuser der USA heraus, welche die Weihnachtsuhr verkaufen. Obwohl der Lancierungszeitpunkt schon einige Tage oder Wochen vorbei ist, finde ich tatsächlich noch einige Hollywood Dreams zum Originalpreis von 80 Dollar. Per Fax gebe ich im ‹Tages-Anzeiger› ein Inserat auf und verkaufe jede Uhr für 1000 Franken.

Fast ein halber Ferrari. Dann kommt ein Misserfolg. Ich verzichte auf den Kauf einer Kiste mit 100 Stück der ebenfalls limitierten Weihnachtsuhr Pop Swatch Encantador, die mir angeboten werden. Einige Zeit später erreicht auch diese Uhr einen Verkaufspreis um 500 Franken. Das hätte schon einen halben Ferrari finanziert – ein Ferrari 328 war damals mein grösster Wunsch.

Der Grund für das erwachte Interesse an Pop Swatch hat einen Namen: Gemüseuhr. 1991 wird auf ganzseitigen Inseraten die auf 9999 Stück limitierte Kollektion One More Time von Alfred Hofkunst angepriesen. Die Pop-Swatch-Uhren tragen die Namen Guhrke, Verduhra und Bonjuhr und verkaufen sich wie frische Brötchen. Ich fliege wiederum in die USA und gebe vor dem Irvine Ranch Market in Los Angeles herumstehenden Jugendlichen 50 Dollar, um für mich Schlange zu stehen. Am Ende des Tages schicke ich 20 Sets Gemüseuhren in die Schweiz. Und verkaufe sie per Inserat in der Tagespresse.

An Weihnachten 1991 bin ich gerüstet für die auf 14 999 Stück limitierte Hocus Pocus. Meine Reservationen lagern bei den Kaufhäusern, ich muss nicht mehr anstehen, sondern erhalte die Uhren per Post. Doch der Sammelboom erreicht langsam auch die USA, und ich frage mich, wo auf der Welt man wohl noch nicht für die begehrten Uhren anstehen muss. Die Antwort heisst Dubai. Ich fliege dahin und komme mit der hübschen Chandelier zurück, die mit Perlen aus Muranoglas verziert und in eine Glasform aus der Glasi Hergiswil eingebettet ist.

Finale mit Platin. Im Herbst 1993 lanciert Swatch die Trésor Magique mit einem Gehäuse aus massivem 950er-Platin für 2222 Franken. Verkaufspunkt in der Schweiz ist der Bankverein am Paradeplatz. Meine kalifornische Freundin organisiert für mich den Einkauf wie damals mit der Gemüseuhr. Die Aussichten auf eine grosse Ausbeute sind günstig, sodass ich mich nach langem Überlegen für das volle Risiko entscheide. Mein Einsatz mit Hilfe eines Darlehens meiner Grosseltern: 100 000 Franken. Dann die Ernüchterung. Der Verkauf der Platin-Swatch läuft harzig, sodass ich erstmals fürchten muss, die letzten Uhren unter dem Einstandspreis verhökern zu müssen. Tatsächlich bricht der Swatch-Sammler-Wahnsinn zusammen. Immerhin: Ich habe genug Geld verdient. Aus dem Hollywood Dream wird mein erster echter Ferrari.