Mit dem Salon International de la Haute Horlogerie (SIHH) beginnt in Genf traditionell die Uhrensaison. Doch die schönste Jahreszeit für Uhrmacher und Uhrenfans stand schon unter besseren Vorzeichen als 2015. Erst am Donnerstag hat die Nationalbank die Verteidigung des Mindestkurses aufgegeben und den Franken damit in ungeahnte Höhen schiessen lassen. Und dies ausgerechnet in einer Phase, in der Uhrenhersteller wie Richemont und Swatch ohnehin schon mit stagnierenden Absatzzahlen zu kämpfen haben.

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Swatch-Chef Nick Hayek sprach in diesem Zusammenhang unmittelbar nach dem Entscheid von einem «Tsunami», den die SNB ausgelöst habe. Auch Jean-Claude Biver, Chef des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH zeigte sich «schockiert». Rund ein Drittel der Schweizer Uhren gingen in die Eurozone, so Biver. «Wenn ein Drittel deines Geschäfts von einer schwachen Währung betroffen ist, musst du entweder die Preise erhöhen oder die Margen senken.» Doch es sei klar, er könne die Preise nicht einfach um 10 oder 15 Prozent erhöhen.

Verluste in Europa kompensieren

Andere Hersteller sehen der Zukunft gelassener entgegen. Jean-Marc Pontroué, Chef bei Roger Dubuis, erklärte, er sei relativ ruhig. Die Branche habe sich bereits mehrmals mit neuen Gegebenheiten abfinden müssen. Alexander Schmiedt, Direktor der Uhrenabteilung bei Montblanc, sieht ebenfalls keine grossen Probleme. Die Hauptmärkte für hochwertige Uhren lägen in den USA, im Nahen Osten, in Asien und Lateinamerika. Da werde überall nicht mit Euro bezahlt.

Bei Parmigiani sagte ein Verantwortlicher, seine Marke liefere nur 30 Prozent der Produktion nach Europa. Der Rest des Geschäfts werde etwaige Verluste in Europa kompensieren.

Richemont und Co. feiern sich selbst

Analysten und Branchenkenner gehen dennoch davon aus, dass die Schweizer Uhrenindustrie wieder einmal schwierigen Zeiten entgegengeht. In den Hallen des Genfer Messekomplex Palexpo war bei der Eröffnung indes wenig von den bevorstehenden Turbulenzen zu spüren. 16 der luxuriösesten und teuersten Uhrenmarken – elf davon aus dem Hause Richemont – feiern ihre neuesten Errungenschaften. Und auch in der 25. Ausgabe des SIHH sind wieder Händler aus aller Welt dem Ruf der Edelmarken gefolgt.

Was die Kunden zu sehen bekommen, ist denn auch sehenswert. Das zeigt sich unter anderem daran, dass sich kaum ein Messebesucher an das geltende Verbot hält, Produkte zu fotografieren. Und die Gänge und Stände sind gut besucht – auch wenn ein Fazit über die Verkaufszahlen nach dem ersten Tag natürlich noch nicht möglich ist.

Die Neuheiten von IWC und Vacheron Constantin

Zu den Highlights der Besucher gehört die neue Portugieser mit Jahreskalender von IWC. Die Modellreihe, die seit 1939 für schlichte Eleganz steht, bekommt nach fünfjähriger Entwicklungszeit eine neue Funktion. Die Anzeige von Monat, Datum und Wochentag fügt sich unaufdringlich aber leicht ablesbar ins Ensemble des Zifferblatts. Der raffinierte Mechanismus muss nur einmal im Jahr – Ende Februar – justiert werden. Die Stahlversion soll etwa 25'000 Franken kosten, in Roségold gibt es die Uhr für rund 35'000 Franken.

Aufsehen erregt hat auch Vacheron Constantin: Mit den ersten eigenen Chronographenkaliber führt die 1755 gegründete Uhrenmanufaktur auch eine neue Kollektion ein. Die drei Chronographen der Serie «Harmony» sind indes für Normalstrebliche kaum erschwinglich. Die billigste Version wird für 60'000 Franken zu haben sein. Ein Spottpreis, wenn man bedenkt, dass die Ausführungen Tourbillon und Ultraflach dereinst 260'000 Franken und 310'000 Franken kosten sollen.

40'000 Quadratmetern Ausstellungsfläche

Am Salon zeigen die Hersteller hochwertiger Uhren ihre Produkte auf 40'000 Quadratmetern Ausstellungsfläche in Palexpo-Liegenschaften. Bis zum Messeende am Freitag werden 15'000 Besucherinnen und Besucher aus der Branche erwartet.

(mit Material von Bloomberg und sda)