Noch sind die Vorwahlen für die US-Wahlen im November nicht abgeschlossen, aber bereits jetzt ist klar: Amerikanerinnen drängen in die Politik. Zwar liegt der Fokus meist auf dem Kongress, wo Frauen etwa bis Mitte August 29 Prozent der Nominierungen für den Senat gewonnen haben - ein Rekord, wie die «New York Times» festhält.
Allerdings weisen Daten der Nachrichtenagentur «Reuters» auf eine parallele Entwicklung hin, die langfristig zu einem deutlichen Wandel führen könnte: Bei den zeitgleichen Wahlen in den Bundesstaaten tritt geradezu eine Welle von Frauen an. Am Ende könnten sie in den Landesparlamenten einen Anteil von 40 Prozent erreichen - dort, wo oft der Grundstein für höhere politische Weihen gelegt wird.
Ein Beispiel ist Michigan, der Bundesstaat, der für die Wahl von Präsident Donald Trump 2016 von zentraler Bedeutung war. Gegenwärtig sind dort 23 Prozent der Abgeordneten Frauen. Allerdings treten in diesem Jahr Bewerberinnen für 63 Prozent der Sitze im Repräsentantenhaus und 71 Prozent der Sitze im Senat an. Dazu kommen noch Kandidatinnen für das Gouverneursamt sowie das des Justiz- und Innenministers - Kabinettsposten, die in Michigan direkt vom Volk gewählt werden. Ihre Chancen stehen gut, denn in den vergangenen zwei Jahrzehnten haben Frauen in den USA etwa 60 Prozent der Abstimmungen gewonnen, bei denen sie angetreten sind.
«Ein echter Vorteil, eine Frau zu sein»
Einige Experten spekulieren, dass die Siegesquote dieses Jahr sogar höher ausfallen könnte. Die demokratische Strategin Delaney Skinner verweist auf die umstrittenen Bemerkungen von Trump über Frauen, die viele Wähler motivieren dürften. «In diesem Jahr ist es ein echter Vorteil, als Frau anzutreten», sagt sie. Da der Anteil von Frauen unter den demokratischen Kandidaten höher ist als der bei den Republikanern, könnte das insgesamt auf einen Vorteil für die Demokraten hinauslaufen.
Welche Folgen die Kontroverse um den Präsident für Republikanerinnen haben wird, ist unklar. Karin Housley aus Minnesota, die für einen Sitz im Senat des Bundes antritt, spricht von einem schwierigen Umfeld für konservative Frauen in diesem Jahr angesichts der heftigen politischen Angriffe von Links. Ihr Ziel sei es, besonders Wählerinnen ansprechen, die jetzt bezüglich der Republikaner und Trump unentschlossen sind.
«Sie müssen wissen, dass es in Ordnung ist, als Frau Präsident Trump zu unterstützen», sagt Housley der «New York Times». Sie selbst werde gefragt, wie sie denn als «starke, in der Politik aktive Frau» hinter Trump stehen könne. Daraus entwickle sich ein Gespräch, sagt Housely: «Sie hören mir zu.»
(reuters/mlo)