Geschäftsleute, die zu ihrem Flugticket bis vor kurzem ein Hotelzimmer auf swiss.com gebucht haben, taten dies seit 2009 via Kuoni. Weltweit standen zu Beginn mehr als 15 000 Häuser zur Auswahl. Die strategische Kooperation des grössten Schweizer Reisekonzerns mit der Lufthansa-Tochter Swiss war entstanden, nachdem der deutsche Airline-Konzern vor fünf Jahren Kuonis Ferienfluggesellschaft Edelweiss Air übernommen hatte. Doch als Folge der Akquisition des Online-Reisedienstleisters Gullivers Travel Associates (GTA) vor zwei Jahren hat Kuoni die Hotelbuchungen über die Swiss-Website an dessen Marke Octopustravel ausgelagert, weil sie im Gegensatz zu GTA die Endkunden (B2C) beliefert. Da Kuoni den Betrieb von Octopustravel aber per 2013 eingestellt hat, konnte kein Inhalt mehr an die Swiss geliefert werden.

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Die Fluggesellschaft musste sich einen neuen Partner suchen. Diesen hat sie nun gefunden. Die Swiss hat ein einjähriges Kooperationsabkommen mit dem Expedia Affiliate Network (EAN) unterzeichnet, dem White-Label-Dienstleister des grössten Online-Reisekonzerns der Welt.

Unterkunftszentrale mit Sitz in Genf

Ab sofort können die Kunden der Swiss – sowohl Ferienreisende als auch Geschäftsleute – durch einen globalen Fundus von mehr als 160 000 Hotels surfen. Unten auf der Suchmaske steht «powered by Expedia Affiliate Network». Wobei die Unterkunft nicht zwingend an einer der 74 Destinationen in 38 Ländern liegen muss, die von der Airline bedient werden. Zudem gilt die Tiefstpreisgarantie von EAN ebenso auf vermittelte Business-Hotels – und über TripAdvisor lassen sich die Häuser bewerten. «Wir haben uns für die Partnerschaft entschieden, weil EAN das nötige Know-how besitzt, um das Angebot schnell und unkompliziert in unsere Website einzubinden», sagt Luca Graf, Head of Online & Direct Sales der Swiss.

EAN greift dabei auf die Hotelpalette zurück, die von Expedia Lodging Partner Services mit Sitz in Genf betreut wird. «Wir sind die globale Unterkunftszentrale unseres amerikanischen Mutterhauses und machen knapp 70 Prozent des Gesamtvolumens aus», sagt Cyril Ranque, Senior Vice President Global Market Management bei Expedia. Er ist verantwortlich für den Vertrieb sämtlicher Hotels über alle Marken des Online-Reisegiganten. Also ebenfalls für den Inhalt bei Anfragen oder Reservationen, die über Schwesterportale wie Hotels.com, Travigo oder Egencia (Geschäftsreisen) getätigt werden.

Cyril Ranque ergänzt: «Insgesamt haben wir fast 200 000 Hotels an 25000 Zielen direkt unter Vertrag.» Was ihm zufolge etwa einem Drittel der Weltkapazität entspricht. Diese werden auf 150 diversen Internetseiten in 36 Sprachen und 30 Währungen in über 70 Ländern angeboten respektive sind komplett oder partiell via rund 10000 Affiliate-Partner zu finden. Alleine in Nordamerika sind es 50 000 Unterkünfte. Dazu kommen 40 000 in China, die vor allem über das nationale Schwesterportal eLong vertrieben werden.

Nummer fünf für Geschäftsreisende

In der Schweiz arbeitet Expedia mit gerade mal 1200 Hotels zusammen. «Hierzulande stecken wir erst in der Jugendzeit», sagt Cyril Ranque, Senior Vice President Global Market Management bei Expedia. Einerseits mit hiesigen Endkunden, anderseits mit Affiliate-Partnern – die Swiss ist der erste. «Die Schweiz ist ein Markt mit grossem Potenzial und sehr hohen Durchschnittspreisen, sowohl als Verkaufsland als auch als Zieldestination.» Die bekannteste Marke ist hier Hotels.com, weil das Buchungsportal über eine lokale Domain verfügt, so Cyril Ranque. Die Hauptmarke sei zwar noch nicht unter Expedia.ch aktiv, doch das sollte sich bald ändern. Bislang wird man als Deutschschweizer zu Expedia.de, als Romand zu Expedia.fr oder als Tessiner zu Expedia.it weitergeleitet.

Nicht so, wenn man Egencia.ch eingibt. Diese Website existiert in vier Sprachen. Nur leider ist Egencia.de bei den Zahlen und Fakten deutlich aktueller. 2002 als Expedia Corporate Travel gegründet, ist Egencia heute der fünftgrösste Geschäftsreise-Dienstleister der Welt. 2012 steuerte er mit über 2200 Mitarbeitern rund 10 Prozent zum Business von Expedia bei. Mehr als 4 Millionen Geschäftsreisende in 10 000 Unternehmen aus beinahe 60 Ländern werden betreut – gemäss Cyril Ranque zu 75 Prozent KMU beziehungsweise zu 80 Prozent ausserhalb der USA. Die durchschnittliche Online-Buchungsrate liegt laut Egencia.de bei 82 Prozent.

Expedia

Weltmarktführer
Der amerikanische Online-Reisekonzern Expedia wurde 1995 als Teil von Microsoft gegründet, kam 1999 an die Börse, wurde 2002 zur Mehrheit von InterActiveCorp übernommen und ist seit 2005 wieder an der Börse. 2012 erwirtschaftete der Weltmarktführer 34 Milliarden Dollar Bruttobuchungen (plus 16 Prozent) und 4 Milliarden Dollar Nettoerlöse (plus 17 Prozent), dies zur Hälfte ausserhalb der USA.