Seine Rollen haben inzwischen Kultstatus erreicht, mit einem Rekordwert von 57 Prozent Marktanteil seiner Sendung «Viktors Spätprogramm» hat er sich zum Quotenkönig vom Leutschenbach emporgearbeitet: Viktor Giacobbo, Kabarettist, Theaterautor und Kolumnist. Doch der Weg vom Nobody zum wohl bekanntesten Schweizer Satiriker war lang. Nachdem der gelernte Schriftsetzer und spätere Mediendokumentalist aus Winterthur seine ersten Sporen in diversen Zeitungen als Satire-Kolumnist abverdient hatte, initiierte er Ende der siebziger Jahre die Rock-Kabarett-Gruppe Stuzzicadenti. Später folgten mit Zampanoo’s Variété und Haruls Top-Service weitere Karriereschritte, bevor ihn «Ziischtigs-Club»-Moderator Ueli Heiniger zum Fernsehen lotste. Seit 1990 moderiert das Exmitglied einer maoistischen Organisation eine eigene Sendung. Zusammen mit dem Schweizer Dramatiker Markus Köbeli schreibt er die Texte dafür, die von Giacobbo, Walter Andreas Müller oder Köbelis Lebenspartnerin Birgit Steinegger gespielt werden. Nebenbei tritt er häufig an Seminaren oder Firmenanlässen auf.
Viktors geschäftliches Ich
Der eloquente Viktor Giacobbo erkannte schon früh, dass Verhandlungsgeschick nicht zu seinen Stärken zählt. So zog ihn Fernsehdirektor Peter Schellenberg gnadenlos über den Tisch. Statt einer hübschen, netten Assistentin engagierte er für Viktors Sendung mit Frau Fischbach (Antonia Limacher) eine grantige, hässliche Dame, die Giacobbo und seine Gäste ständig anpöbelte. Diesen unhaltbaren Zustand bereinigte Giacobbos Alter ego, der biedere Unternehmensberater Erwin Bischofberger. Erwins Vater, Buchhalter Nötzli, wickelte im Mai 1945 die letzte Goldlieferung aus Nazi-Deutschland ab. Beim Öffnen einer Kiste traf ihn fast der Schlag: Adolf Hitler grinste ihm entgegen. Prompt versteckte er den entführten Führer bei sich. Doch nun stellt sich Bischofberger der dunklen Familiengeschichte. Vor zwei Jahren kontaktierte er Jean Ziegler, für den er schon Vorträge zur «erotischen Kundenbindung» geschrieben hat, und stellte ihm den geläuterten Hitler als Hauptinformant für dessen Buch «Die Schweiz, das Gold und die Toten» zur Verfügung. Erwin besticht auch durch gute Verbindungen zum Sport. Erst kürzlich schloss er für die Migros-Klubschule einen Werbevertrag mit Martina Hingis ab, die dafür gratis Deutschkurse besuchen darf.
Viktors spirituelles Ich
Kaum zu glauben, aber wahr: Giacobbo verfügt dank Super-Macho und Ekel Harry Hasler über direkte Verbindungen zu Gott. So unternahm er mit seiner Freundin Nadja Sieger vom Duo Ursus & Nadeschkin wöchentliche Spritzfahrten zu Bischof Haas nach Chur und sorgte für dessen leibliches Wohl. Im Gepäck des Schwamendingers mit Thurgauer Wurzeln: Porno-Videos. Manchmal zog es ihn in seinem Stingray ein paar Kilometer weiter nach Domat/Ems, wo er seinem gelehrigen Schüler Christoph Blocher das Abc in Politik und Rhetorik beibrachte. Die sündigen Aktivitäten von Bischof Haas machte sich Flavio Cotti, der eigentliche Besitzer von Haslers Stingray, in erpresserischer Manier zu Nutze. Kurzerhand informierte er Rom über Bischof Haas’ Freveltaten, worauf dieser vom Vatikan ins Exil nach Vaduz geschickt wurde. Weitere spirituelle Beziehungen pflegt Harry mit Uriella, einer Exfreundin. Die Legende, wonach Uriella ihre göttlichen Fähigkeiten durch den Sturz von einem hohen Ross geschenkt erhielt, stimmt nicht. Richtig ist, dass Uriella erst gesegnet wurde, als sie sich unter einem Bett liegend den Kopf stiess, nachdem Harry sie wegen Liebesentzugs mit den Worten «Chasch e paar a d’Schnorre ha!» bedrohte.
Viktors politisches Ich
Eigentlich wollte Giacobbo seine feminine Seite als Drag-Queen ausleben, doch das war ihm zu banal. So mutierte er zur Agglo-Frau Debbie Mötteli. Was viele nicht wissen: Debbie gilt bei Feministinnen als Polit-PR-Wunder: Sie machte Elisabeth Kopp zur ersten Bundesrätin. Auch der fatale Telefonanruf, der Kopp das Amt kostete, ist auf Umstände zurückzuführen, mit denen Debbie zu tun hat: Sie weilte damals am Ballermann 6 auf Mallorca. Den Rückschlag kompensierte Debbie, als sie Ruth Dreifuss, eine alte Freundin aus dem Häkelkurs, ins Bundeshaus hievte. Auch Moritz Leuenberger und Vreni Spoerry stammen aus dem Mötteli-Stall. Debbie traf den späteren Bundesrat erstmals in den wilden sechziger Jahren in Begleitung von dessen Freund Ernst Cincera. Das Trio feierte dies mit einem Joint.
Viktors Freizeit-Ich
Kaum von der Arbeit zurück, stürzt sich Giacobbo in die Kluft von Junkie Fredi Hinz. Die einzige, die Giacobbos gespaltene Persönlichkeit bisher erkannte, ist Carla Del Ponte. Nachdem Giacobbo in einer Sendung den früheren FDP-Nationalrat Gianfranco Cotti mit Geldwäscherei in Zusammenhang brachte, führte die Bundesanwältin sofort umfangreiche Ermittlungen durch. Dabei erwischte sie Hinz, als er seinem Spezi und SVP-Nationalrat Ueli Maurer eine Ecstasy-Pille für einen Selbstversuch verkaufte. Als Hinz Gianfranco Cotti das Geld ablieferte, um diesen der Geldwäscherei zu überführen, schnappte die Falle der unbarmherzigen Tessinerin zu. Auf dem Revier entpuppte sich Junkie Hinz als Giacobbo, worauf die umtriebige Dame eine Telefonüberwachung des «Facts»-Kolumnisten und der Zeitschrift initiierte.