Ein Auto mit bequemen Sitzschalen, das selbst Passagiere ohne Führerschein vollautomatisch von A nach B bringt, wann immer diese es wollen. Noch sind es nur Entwürfe, die Audi, Daimler oder VW auf der Automesse IAA in Frankfurt präsentieren. Doch es geht in grossen Schritten voran zum Ziel eines Autos ohne Lenker und Pedale.
«Wir sind dem autonomen Fahren so nah wie nie», sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche. In der Festhalle führten die Stuttgarter ein Konzeptauto ihres Stadflitzers Smart vor. VW brachte den schon im Frühjahr gezeigten Viersitzer «Sedric» mit. Die VW-Tochter Audi präsentierte als Design-Vision die Luxuslimousine «Aicon», ausgestattet mit der virtuellen Assistentin Pia, die die Wunschmusik einstellen oder das Auto zum Lieblingsrestaurant schicken kann.
Grosse Geschäftschancen
Die autonomen Autos der Zukunft sollen nach den Versprechen der Hersteller den Komfort der Mobilität enorm steigern. Sie eröffnen nach Einschätzung von Experten zugleich riesige Geschäftschancen, wenn Car-Sharing zum Massenphänomen wird. In zehn Jahren etwa rechnet die Branche damit, dass vollautonome Autos auf den Markt kommen. Sie eignen sich für Fahrdienste, die pro Strecke abgerechnet werden.
Trotz aller Skepsis noch heute über das autonome Fahren werde sich bis 2030 die Gemeinschaftsnutzung von Wagen ohne Lenkrad und Pedal durchsetzen. 40 Prozent aller gefahrenen Kilometer würden so zurückgelegt, schätzt das Beratungsunternehmen PwC. «Heute ist ein Kunde der Käufer, in Zukunft ist der Kunde der Nutzer», sagt PwC-Autoexperte Christoph Stürmer.
Nach einer Umfrage des Unternehmensberaters Roland Berger würden weltweit bereits 46 Prozent der Konsumenten auf ein Auto für autonom fahrende Taxis verzichten. Deutschland liege sogar knapp über dem internationalen Durchschnitt. «Die Haltung der deutschen Verbraucher hat sich stark verändert, vor allem unterstützt durch den Trend zur Shared Economy», erklärt Wolfgang Bernhart, Partner bei Roland Berger. «Neue Geschäftsmodelle kommen so zum Zuge.» Robotaxis als Alternative zum eigenen Fahrzeug könnten die Entwicklung in den kommenden Jahren noch deutlich beschleunigen.
Autos nach vier Jahren Schrott
Das Marktvolumen, einschliesslich aller Varianten von Car-Sharing, schätzt PwC im Jahr 2030 weltweit auf 2,2 Billionen Dollar, soviel wie der gesamte E-Commerce-Markt heute. Die neuen Fahrdienste werden den Fahrzeugbestand zwar sinken lassen, nach der PwC-Studie in Europa etwa um 80 auf 200 Millionen. Dennoch werde der Neuwagenabsatz weiter wachsen. Denn heute werde ein Auto im Schnitt nach 17 Jahren verschrottet. Geteilte Autos würden wegen ihres viel häufigeren Einsatzes schon nach vier Jahren weggeworfen und durch neue ersetzt.
Doch wegen vieler konkurrierender Anbieter wird nach Einschätzung von PwC für die Autobauer je Fahrzeug weniger Umsatz abfallen als heute. Denn auch Autovermieter, Energieversorger, IT-Unternehmen wie Google oder Städte tummeln sich auf diesem Markt. Von den jährlichen Ausgaben eines Privathaushaltes von durchschnittlich 13'000 Euro blieben heute 62 Prozent in den Kassen von Autobauern und Zulieferern, künftig wären es nur noch 24 Prozent. «Die Autobauer müssen investieren, gleichzeitig bricht der Profit weg», sagt PwC-Experte Alex Koster. «Wir werden deshalb weitere Konsolidierungen sehen - seien es Fusionen oder Partnerschaften.»
(reuters/ccr)